Meduza-Auswahl 24.-30. August: Ein Schrein für Prigoschin

In Sankt Petersburg wird um den Ex-Wagner-Chef getrauert. Manche glauben, Kyjiw sei für seinen Tod verantwortlich. Texte aus dem Exilmedium.

Das Grab von Wagner-Chef Prigoschin in St. Petersburg.

Das Grab von Wagner-Chef Prigoschin in Sankt Petersburg Foto: Dmitri Lovetsky/ap

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.

In der Woche vom 24. bis 30. August 2023 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

Wagner-Gründer Prigoschin als Held verehrt

Am 23. August stürzte ein Flugzeug auf dem Weg von Moskau nach Sankt Petersburg ab. An Bord waren zehn Passagiere, darunter der Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und seine rechte Hand Dmitri Utkin. Einen Tag später versammelten sich einige Einwohner Sankt Petersburgs sowie Wagner-Söldner vor der ehemaligen Zentrale der Wagner-Gruppe in Sankt Petersburg, der Geburtsstadt Prigoschins. In wenigen Stunden stand eine Art Gedenkstätte – in der Prigoschin wie ein Held verehrt wird.

Die russische Reporterin Ekaterina Barkalowa, die für das unabhängige Magazin Bumaga arbeitet, besuchte den Ort, der mit Blumen, Kerzen und anderen Gaben geschmückt wurde. Meduza veröffentlicht nun eine gekürzte Übersetzung (englischer Text) des ursprünglich auf Russisch erschienenen Berichts. Mehrere Stimmen, die Barkalowa in ihrem Text zusammenfasst, glauben, dass der Absturz eine „Provokation“ war und dass sowohl die Ukraine als auch die russische Opposition dafür verantwortlich seien.

Wer darf zur Präsidentschaftswahl 2024 antreten?

Im März 2024 findet in Russland die Präsidentschaftswahl statt. Die russische Präsidialverwaltung hat entschieden, wer antreten darf – und so mit Wladimir Putin konkurrieren wird. Meduza bezieht sich in diesem Bericht auf dem Kreml nahestehende Quellen (russischer Text). Sie behaupten, dass das Hauptkriterium für die Auswahl der Kandidaten das Alter sei. Mindestens 50 Jahre alt müssten die Kreml-Kandidaten sein. Putin ist 70 Jahre alt. Seitdem er dieses Alter erreicht habe, würden ihn die Beamten anders behandeln: Früher hätten sie ihn „Erster“, „Chef“, „Oberster“ oder „Papa“ genannt, nun würden sie ihn meist „Großvater“ nennen.

Derzeit geht die russische Präsidialverwaltung davon aus, dass neben Putin Vertreter von drei Parlamentsparteien zur Wahl antreten werden: der Kommunistische Partei der Russischen Föderation (KPRF), der nationalistisch-rechtspopulistischen LDPR und des Neuen Volkes. Der Vorsitzende der Partei Gerechtes Russland, Sergei Mironow, hat bereits angekündigt, dass seine Partei keinen eigenen Kandidaten aufstellen, sondern Putin unterstützen werde.

Wahlen in den annektierten Gebieten der Ostukraine

Die russische Zentrale Wahlkommission hat veröffentlicht, wer für die Parlamentswahlen vom 8. bis 10. September in den von Russland annektierten Gebieten der Ukraine antreten wird. In den annektierten Gebieten Saporischschjas und Chersons sind 71 Prozent aller Kandidaten Einheimische. Die meisten von ihnen wurden von der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation (KPRF) und von der Partei Gerechtes Russland nominiert.

Meduza fasst in diesem Bericht (russischer Text) zusammen, was Journalisten des russischen unabhängigen Magazins Important Stories und des Investigativprojekts Conflict Intelligence Team (CIT) recherchiert haben. Ihre Erkenntnis: Viele der Kandidaten und Kandidatinnen sind Hausfrauen, Kriegsveteranen und Politiker, die in vorherigen Wahlen immer verloren hatten.

13 Jahre Haft für Investigativjournalisten möglich

Der Gründer von CIT, Ruslan Lewijew, könnte zu 13 Jahren Haft verurteilt werden. Ihm und dem Journalisten Michael Naki wird in Abwesenheit der Prozess in Russland gemacht – wegen „Fälschungen“ von Berichten über die russische Armee.

Beide Journalisten wurden bereits vor Monaten zu “ausländischen Agenten“ erklärt. Im August 2023 wurde das CIT von der russischen Staatsanwaltschaft als „unerwünschte Organisation“ eingestuft. Sowohl Lewijew als auch Naki befinden sich allerdings schon lange nicht mehr in Russland. Naki verließ das Land im Sommer 2021, Lewijew kurz nach dem Ausbruch des Krieges im Februar 2022. Meduza berichtet über ihr Schicksal (russischer Text).

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