piwik no script img

Medizinische GrundversorgungHaus- und Fachärzte fehlen

Bis 2020 werden über 50.000 Mediziner in Deutschland altersbedingt ausscheiden. Schon jetzt herrscht Ärztemangel. Derweil machen die Krankenkassen Gewinne.

Reichen nicht aus: In Deutschland sind tausende Stellen für Ärzte nicht besetzt. Bild: dpa

BERLIN/FRANKFURT/M. dpa/afp | In der medizinischen Grundversorgung fehlen schon jetzt mehrere tausend Ärzte. Zurzeit seien 2.600 Hausarzt- und zusätzlich 2.000 Facharztsitze nicht besetzt. Das geht nach Informationen der Bild-Zeitung aus einer Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor. Die Ärzte gehen davon aus, dass sich das Problem weiter verschärft.

„Bis 2020 werden rund 51.000 Ärzte altersbedingt ausscheiden“, sagte der KBV-Vorsitzende Andreas Köhler. „Dies betrifft vor allem die hausärztliche und fachärztliche Grundversorgung.“ Am Donnerstag wollen die Krankenkassen in Berlin ein Konzept gegen den Ärztemangel vorlegen. Sie fordern Reformen, um den Problemen zu begegnen.

Den gesetzlichen Krankenkassen hingegen geht es gut. Sie weisen für das vergangene Jahr einen Überschuss von gut einer Milliarde Euro aus. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in ihrer Donnerstagsausgabe berichtet, dürften die Einnahmen die Ausgaben zwar um etwa 1,2 Milliarden Euro übertroffen haben. Das wäre allerdings nur noch rund ein Viertel des Vorjahresgewinns.

Unter dem Strich steigen die Reserven der Kassen auf 16,4 Milliarden Euro, wie es weiter heißt. Auch der Gesundheitsfonds, der die Beitragsgelder einsammelt und monatlich an die Kassen weiterleitet, hat nach früheren Angaben des Gesundheitsministeriums Rücklagen von mehr als 13 Milliarden Euro. Damit hatte das System Ende Dezember bei Ausgaben von gut 190 Milliarden Euro Reserven von 30 Milliarden Euro. Mit einem Überschuss von knapp einer Milliarde Euro schnitten die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) demnach am besten ab.

Die Ersatzkassen weisen einen Fehlbetrag von 52 Millionen Euro aus. Ein Grund ist laut Ersatzkassenverband, dass drei ihrer sechs Mitgliedskassen im vorigen Jahr Prämien in Höhe von 520 Millionen Euro ausgeschüttet haben. Auch Innungskassen und die Knappschaft verbuchen dem Bericht zufolge Überschüsse in zweistelliger Millionenhöhe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Was hat das eine ( es fehlen Ärzte...) mit dem anderen ( Krankenkassen machen Gewinn...) zu tun...,

    Oder bilden die Krankenkassen jetzt Ärzte aus...,

  • J
    jannis

    Würden die NCs in Medizin

    endlich geschleift und

    die StudentInnen

    den Theorieteil ihres

    Lernpensum

    als Fernstudium gleich zu Beginn

    absolvieren, würde das Kostenargument für die eng eingegrenzte Zulasssungszahl zum Medizinstudium fallen.

    Natürlich dürfte man dann nicht

    soviele StudentInnen ausbilden,

    dass mit Arbeitslosigkeit zu rechnen wäre, aber eine flächendeckende Versorgung

    trotz hoher Abwanderung, wäre

    wohl leicht sicherzustellen.

    Zumal der praktische Teil der Ausbildung zum überwiegenden Teil außerhalb der Uni

    in den Lehrkrankenhäusern stattfindet.

    Dort ließen sich sicherlich noch ein paar mehr Praktikas

    der Uni mit integrieren, um nur

    ja die Kosten für den Bildungssektor gering zu halten.

    Die händeringend suchenden Kliniken würden sicherlich dafür auch die Mittel bereitstellen und eben dafür nur normale Gehälter zahlen

    mit weniger schischi.

  • Manche Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass mit der Zahl der Ärzte auch die Zahl der Kranken ansteigt. Ärzte, die Ihre Patienten gesund machen, verhalten sich in der Tat selbstzerstörerisch.

    Klar ist aber auch, dass die ärztliche Grundversorgung in ländlichen Gebieten vielfach nicht mehr gewährleistet ist. Am Geld kann das eigentlich nicht liegen. Die Landärzte, die ich kennengelernt habe, sind finanziell sehr gut ausgestattet.

  • Ich denke, dass sich die Situation recht bald entspannen wird. Dank der Arbeitnehmerfreizügig dürften die dringend benötigten Fachkräfte auch bald in DE zur Verfügung stehen.

    Meine Hausärztin ist aus Rumänien und ich bin jedenfalls voll zufrieden. Im gegensatz zu meiner Erfahrung mit deustchen Ärzten ist auch Zeot für ein Gespräch.

    Die negative Seite wird allerdings sein, dass dann diese Fachkräfte in den Herkunftsländern fehlen.

  • S
    Stefan

    Übernehmt bitte nicht einfach KBV-Deutungen. Es gibt prinzipiell genug Ärzte, ABER in einigen Regionen und in einigen Branchen gibt es Mängel. Dem kann nur durch interne Umverteilung der Mittel innerhalb der Ärzteschaft entgegengewirkt werden, etwa von den Radiologen zu den Allgemeinmedizinern. Wenn die finanziellen Anreize stimmen, werden auch Bereiche und Regionen, in denen Ärzte knapp sind, bald der Vergangenheit angehören. Die Krankenkassen zeigen manchen Versicherten zwar auch ihr hässliches Gesicht, am angeblichen Ärztemangel trifft sie jedoch keine Schuld.

  • Das Konzept gegen den Ärztemangel? Holt sie aus der Schweiz zurück.

    Warum zahlt der Staat die Ausbildung und die Wertschöpfung findet im Ausland statt?

    • @Thomas Fluhr:

      Wie zurueckholen?