Medienpädagoge über digitale Spiele: „Etwas Neues daraus machen“
Für viele sind sie ein Alptraum: Kinder, die nur am PC oder der Spielkonsole daddeln. Medienexperten wollen jetzt zeigen, dass sich digitale Spiele zum Lernen eignen.
HAMBURG dpa | Die Computerspiel-Veranstaltung play13 will von Mittwoch an bis Freitag etliche Besucher nach Hamburg locken. Mitorganisator und Medienpädagoge Andreas Hedrich von der Initiative Creative Gaming spricht über digitale Spiele für die Schulbank – und ihren Beitrag dafür, die Wirklichkeit mit anderen Augen zu sehen.
Sie bezeichnen play13 als „Festival für kreatives Computerspielen“. Wie passen denn die Begriffe kreativ und Computerspiel zusammen?
Andreas Hedrich: Creative Gaming bedeutet, die Perspektive auf Computerspiele zu wechseln. Uns geht es bewusst darum, die Regeln eines digitalen Spiels zu ignorieren und etwas Neues daraus zu machen. Zum Beispiel werden die Teilnehmer in einem Projekt einen eigenen Film in einem Computerspiel drehen und so eine neue Geschichte erzählen. Woanders wird die Bühne eines Ballerspiels nicht zum Schießen, sondern als Tanzfläche für ein Ballettstück benutzt.
In einem Workshop wollen Sie Lehrer ermuntern, digitale Spiele im Unterricht einzusetzen. Keine neue Idee, dafür seit jeher ein umstrittenes Thema. Was ist Ihr Ansatz?
Es ist nicht damit getan, Schüler einfach nur an ein Computerspiel zu setzen. Unser Ziel ist Eltern und Lehrern zu zeigen, was man mit Computerspielen überhaupt alles machen kann. Lebenssimulationen wie die „Sims“ können Erzählstrukturen herausarbeiten. Strategiespiele helfen, historische Kontexte kennenzulernen oder einzuschätzen. Eine Möglichkeit ist auch, dass Kinder einen Screenshot ihrer schönsten Landschaft aus einem Computerspiel in den Unterricht mitbringen, um dann gemeinsam über die Bildsprache und Bildkomposition zu untersuchen, was dieses Foto so ästhetisch macht.
Die Veranstaltung zieht die Gäste nicht nur vor die Bildschirme. Es steht auch ein Ausflug in die Außenwelt, ein Streetgame am Gänsemarkt, auf dem Programm. Was kann man sich darunter bitteschön vorstellen?
Die Teilnehmer gehen als Figuren aus Computerspielen auf die Straße. Digitale Elemente geraten dadurch in die Wirklichkeit, Realität und Fiktion gehen ineinander über. Es wird spannend sein herauszufinden, wie verwundert Passanten darauf reagieren, auch auf Objekte, die sie tragen, wie Namensschilder über dem Kopf.
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