: Mediengruppe rüstet sich auf
■ Frankreich: Der Rüstungskonzern Matra wird Hachette Verluste des Privatsenders „La Cinq“ bezahlen
Paris (dpa/taz) — Der französische Rüstungs-und Technologiekonzern Matra wird mit der Mediengruppe Hachette zusammengelegt, um Hachette aus dem Strudel des Konkurses des Privatsenders La Cinq zu reißen. Jean-Luc Lagardere, der Chef beider Gruppen, behält die Kontrolle über die neue MMB Holding SCA, die über 40 Prozent der Anteile, aber 50 Prozent der Stimmrechte von Matra-Hachette verfügt.
Lagardere teilte gestern mit, er werde zur Finanzierung der La- Cinq-Verluste für 1,3 Milliarden Franc (0,38 Mrd DM) Aktiva abstoßen. Außerdem solle das Hachette- Kapital mit jungen Aktien über 900 Millionen Franc, Wandelschuldverschreibungen über 600 Millionen Franc und eigenkapitalähnlichen Obligationen über 1,3 Milliarden Franc erneuert werden. Die MMB Holding wird als Kommanditgesellschaft auf Aktien (SCA) organisiert. Lagardere wird Kommanditist und Vorsitzender der MMB und bleibt damit trotz Verlustes der Kapitalmehrheit Chef des Konzerns.
Hachette, die Ende September ihren 25-Prozent-Anteil an dem Privatfernsehsender La Cinq abgestoßen hatte, schrieb 1991 bei 30,4 Milliarden Franc (8,98 Mrd DM) Umsatz 1,93 Milliarden Franc Verlust. Der Konkurs von La Cinq kostete 3,5 Milliarden Franc, von denen 1,8 Milliarden bilanzwirksam wurden.
Das endgültige Aus für den verlustträchtigen Fernsehsender, der zuletzt eine Einschaltquote von elf Prozent aufwies, war bereits im März besiegelt, nachdem der italienische Medienmogul Silvio Berlusconi seine Pläne zur Rettung von La Cinq aufgegeben hatte. Sehr zur Freude der beiden Privatsender TF1 und Canal Plus, die den geschrumpften Werbemarkt nun mit einem Konkurrenten weniger teilen müssen. Die französische Presse hatte einer „gemeinsame Front“ der beiden Sender und der Medienaufsichtsbehörde gegen Berlusconi die Schuld am endgültigen Aus für La Cinq gegeben. Der Rüstungs- und Technologiekonzern Matra erzielte 1991 bei 22,7 Milliarden Franc (6,7 Mrd DM) Umsatz 252 Millionen Franc (74 Mio. DM) Gewinn und erwartet für 1992 jeweils höhere Zahlen. Insbesondere die Bereiche Rüstung (Raketen Mistral) und Raumfahrt (Satelliten) waren profitabel. Der mit Fiat gegründete Autoausrüster Ufima (Anteil: 35 Prozent) brachte 150 Millionen Franc Verluste ein.
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