Medienforschung am Hans-Bredow-Institut: Interdisziplinäres Schritt halten
Das Hamburger Hans-Bredow-Institut erforscht, wie sich Medien über die Zeit verändern und was das für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft bedeutet.
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„Wir haben vier Forschungsprogramme. Sie beschäftigen sich mit Informationsverhalten, Journalismus, sozialen Medien, Gesundheitskommunikation und vielem anderen“, erklärt Hans-Ulrich Wagner, Medienhistoriker und wissenschaftlicher Referent am Institut.
Zudem ist das Institut interdisziplinär aufgestellt: Es arbeiten dort nicht nur Kommunikations- und Medienforscher*innen, sondern auch Expert*innen aus Sozial- und Rechtswissenschaft. Viele Fragen – etwa die, wie man digitale Plattformen reguliert, könne man nur mit einer Kombination aus rechtswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Kenntnissen beantworten, so Wagner.
In den 1970ern und 1980ern gewann das Institut mit diesem fachübergreifenden Ansatz an Bedeutung. Wurde in den 1970er-Jahren noch die „Sesamstraße“ untersucht, ging in den Achtzigern der private Rundfunk in Deutschland auf Sendung, und kompliziertere juristische Fragen kamen auf.
Mittlerweile betreibt das Bredow-Institut seit knapp 75 Jahren Medienforschung: 1950 haben der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) – erst später teilte er sich in NDR und WDR – und die Universität Hamburg das Institut als selbstständige Stiftung ins Leben gerufen. Namensgeber ist der Hochfrequenztechniker Hans Bredow (1879–1959), der den deutschen Schiffs- und Auslandsfunkverkehr und den deutschen Rundfunk mitbegründete.
Seit 2019 hat das Institut „Leibniz-Institut für Medienforschung“ vor seinem Namen stehen. Damit ist es Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, einem Zusammenschluss von knapp 100 deutschen Forschungsinstituten, die nicht an eine Universität angeschlossen sind. Leibniz-Institute werden zu gleichen Teilen vom Bund und vom jeweiligen Land finanziert.
Viele Projekte des Hans-Bredow-Instituts dienen der Wissenschaft. „Wir machen aber auch Forschung, in der wir Herausforderungen aufgreifen, denen sich die Politik, die öffentliche Verwaltung oder der öffentlich-rechtliche Rundfunk gegenübersieht“, erklärt Wissenschaftler Hans-Ulrich Wagner.
Außerdem müssten die Forschungsergebnisse für Journalist*innen, Politiker*innen oder Lehrer*innen gut verständlich aufbereitet werden. Und häufig auch in verschiedenen Sprachen, denn das Institut kooperiert mit internationalen Universitäten und Forschungseinrichtungen.
Hans-Ulrich Wagner untersucht aktuell unter anderem Memes – das sind meist humorvolle Bilder oder Videos, die im Internet viral gehen. Als Medienhistoriker legt er den Fokus dabei auf die historischen Elemente, die in Memes verwendet werden, einem recht jungen Kommunikationsmittel. So wird in Memes zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine etwa Putin mit Stalin verglichen.
Überhaupt ändere sich die Medienwelt stetig, sagt Wagner: „Es sind mehr Kanäle geworden, mehr Formen – und damit hat die Komplexität natürlich zugenommen. Es gibt immer schneller neue Fragen“, sagt Wagner. Er glaubt aber, dass das Institut mit den Kolleg*innen aus verschiedenen Bereichen, auch aus Psychologie und Informatik, mit den Medienwandel gut Schritt halten kann.
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