Medien in Krisenzeiten: Trump, Retter der freien Presse
Medien profitieren von gesellschaftlichen Krisen wie der Coronapandemie oder Donald Trump. Leider nutzt das den Journalist:innen wenig.
E s war nicht alles schlecht unter Donald Trump. Wenn er im Januar sein Amt abgibt, dann wird er ein Präsident gewesen sein, der sehr viel Gutes für die freie Presse und den demokratischen Diskurs in den USA getan hat.
„That’s fake news“, würde Trump selbst dazu wahrscheinlich sagen. Aber schauen wir mal auf die Statistik:
– Die New York Times steht so gut da wie schon lange nicht mehr. Sie hat gerade das geschafft, wovon viele Verlage auf der ganzen Welt träumen: Sie verdient mehr Geld mit Digital- als mit Printabos. Sieben Millionen Menschen kaufen sie mittlerweile digital – und die Kurve geht weiter steil nach oben.
– Direkt nach der Wahl von Trump vor vier Jahren wurden etliche US-Medien von neuen Abonnent*innen überrannt, der New Yorker zum Beispiel, das Wall Street Journal und der Atlantic. Nicht alle neuen Leser*innen sind geblieben, aber offenbar doch einige.
– Trump und sein Best Buddy im Medienbusiness, Rupert Murdoch, haben sich verkracht. Murdochs Fernsehsender Fox News ist nicht länger Trumps Propagandamaschine, und sein konservatives Boulevardblatt New York Post feiert mittlerweile Joe Biden.
– Selbst die sozialen Medien haben auf den letzten Metern ihren Umgang mit Trump und seiner Gefolgschaft geradegerückt: Facebook löscht Gruppen, die Lügen über die Wahl verbreiten und zur Gewalt aufrufen. Twitter kennzeichnet Falschnachrichten mit Anmerkungen wie: „This claim about election fraud is disputed“ – ein Satz zum Einrahmen und Aufhängen, großflächig bitte, im Museum of Modern Art.
Kurzarbeit und Stellenabbau trotz Erfolg
Was sagt uns das? Krise ist gut für Journalismus. It’s sad, but it’s true. In Krisenzeiten schätzen Menschen Informationen, Recherche, Kritik und Analyse besonders. In Deutschland haben wir das während der ersten Coronawelle gesehen, in der fast alle Zeitungsverlage über Aborekorde gejubelt haben.
Dass die meisten Verlage diese Erfolge nicht an diejenigen weitergeben, die diesen begehrten Journalismus machen, sondern ihre Redaktionen zum Teil in Kurzarbeit geschickt haben und, wie im Fall der Süddeutschen Zeitung, jetzt Redakteursstellen streichen, ist eine andere Geschichte. Fakt ist: Wenn es schlecht steht im Land, steht es offenbar gut für Medien.
Ok, das ist nur die halbe Wahrheit. Trump und Corona haben den US-Medien zwar gutgetan, das Anzeigengeschäft aber trotzdem weiter einbrechen lassen. Den gesteigerten Auflagen stehen deswegen nicht überall gesteigerte Einnahmen entgegen.
Die Frage ist, wie es jetzt weitergeht, wenn ein versöhnlicher Präsident ins Weiße Haus einziehen wird und vielleicht sogar ein Ende der Pandemie in Sicht ist.
Donald Trump jedenfalls dürfte wohl nicht so schnell aus den Medien verschwinden. Und weil er dort keine Verbündeten mehr hat, will er offenbar einen eigenen digitalen Kanal aufbauen, wie die Nachrichtenseite Axios vermeldet. Was dort laufen soll, ist noch unklar. Vielleicht wäre Comedy ja was für ihn.
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