Mbeki verurteilt Xenophobie: Ausländerattacken nicht überraschend
Südafrikas Präsident Thabo Mbeki fordert die Zivilgesellschaft auf, Migration zu verstehen. Doch seine Worte kommen vielen zu spät.
JOHANNESBURG taz Südafrikas Präsident Thabo Mbeki hat zur Feier des jährlichen Afrikatages in einer Fernsehansprache die Angriffe auf Ausländer scharf verurteilt und als absolute Schande und barbarische Akte bezeichnet. Er gab zu, Südafrikas Image sei dadurch geschädigt worden, und rief die Zivilgesellschaft auf, Migration zu verstehen. Er betonte, Südafrikas Wirtschaft sei von Ausländern mit aufgebaut worden. Ohne ihre Hilfe hätte Südafrika den Freiheitskampf nicht durchfechten können. Mbeki versprach der Nation, Mörder und Plünderer hinter Gitter zu bringen.
Für viele in Südafrika kamen diese Worte zu spät. Während ANC-Präsident Jacob Zuma und andere Politiker die betroffenen Armensiedlungen am Wochenende besuchten und dort ihre Antidiskriminierungsbotschaften verkündeten, blieb Mbeki fern. Die Sonntagszeitung Sunday Times forderte seinen Rücktritt.
Sicherheitsminister Charles Nqakula erklärte, sein Ministerium habe von bevorstehenden Konflikten gewusst. Doch der Zeitpunkt des Ausbruchs sei unklar gewesen. "Die Regierung ist überrascht worden und die Polizei war überfordert", kritisiert Prince Mashele vom Institut für Sicherheitsstudien. Anzeichen für die sich ausbreitende Krise gab es schon vor zwei Monaten bei tödlichen Angriffen auf Ausländer in Atteridgeville bei Pretoria und 2006 auf Somalis in Kapstadt. Südafrikaner seien zu wenig aufgeklärt über ihre Vorurteile gegenüber Ausländern. Die Regierung habe die Ursachen für Fremdenhass zu wenig analysiert und kaum vorgebeugt.
"Mbeki - ihr Blut an Deinen Händen" hieß es auf Plakaten bei einer von Gewerkschaften und unabhängigen Organisationen veranstalteten Demonstration am vergangenen Samstag durch Johannesburgs Innenstadt, Wohnort vieler Immigranten. Laut Mbeki plant die Regierung, die "ausländische Gäste" in Gemeinden zu integrieren und nicht in dauerhaften Lagern zu isolieren, aber Südafrika hat mit seiner unklaren Politik gegenüber den Einwanderern das Problem damit noch nicht gelöst. Südafrikas Regierung, die sonst täglich "illegal aliens" nach Simbabwe und Mosamik deportieren lässt, hat diese Transporte zunächst gestoppt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu