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Maulkorb der IG–Metall für die Grünen

Berlin (taz) - Der Fraktionssprecher der Grünen im Bundestag, Willi Hoss, darf auf dem IG Metall–Gewerkschaftskongreß vom 19. bis zum 25. Oktober in Hamburg kein Grußwort sprechen. In einem Schreiben an den Bundesvorstand der Partei hat der scheidende IG–Metall–Vorsitzende Hans Mayer den Grünen mitgeteilt, „daß weder ihm (Hoss) noch einem anderen Vertreter Ihrer Partei, soweit sie aus einer DGB– Gewerkschaft ausgeschlossen wurde, gestatten, ein Grußwort an unseren Gewerkschaftstag zu richten“. Hoss, einst Betriebsrat der oppositionellen „plakat“–Gruppe bei Daimler Benz, der von der Fraktionsführung und dem Bundesvorstand der Grünen als Sprecher auf dem Gewerkschaftstag bestimmt worden war, empfand es in einer ersten Stellungnahme als „anmaßende Zensur des IG–Metall–Vorstandes“ darüber entscheiden zu wollen, wer von den Grünen Grußworte sprechen darf und wer nicht. Hoss forderte die IG Metall auf zu erklären, warum andererseits keine Einwände erhoben werden, wenn CDU–Vertreter auf dem Gewerkschaftstag reden dürfen, obwohl die CDU mit dem § 116 die Streikfähigkeit der Gewerkschaften erheblich beeinträchtigt habe. Für den ehemaligen Schweißer ist es bezeichnend, daß diejenigen Strukturen, die sie damals in Opposition zur Gewerkschaftsführung brachten: Bürokratie und undurchsichtige, korrupte Strukturen, heute von den Gewerkschaftern selber im Zusammenhang mit dem Skandal um die Neue Heimat beklagt würden. Diejenigen - so Hoss in einer Stellungnahme - die sie damals aus der Gewerkschaft ausgeschlossen haben, „saßen und sitzen im Aufsichtsrat der Neuen Heimat“ und haben ihre Pflichten verletzt und den „Zusammenbruch genossenschaftlichen Gedankenguts zu verantworten“.

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