„Maulkorb“-Clinch um Einwegflaschen: Umwelthilfe greift Hendricks an
Getränke werden im Discounter oft in Wegwerfflaschen verkauft. Ist eine Sonderabgabe fürs Mehrwegsystem nötig? Umwelthilfe und Ministerium streiten lautstark.
BERLIN dpa | Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) für ihre Absage an eine Sonderabgabe auf Wegwerfflaschen scharf kritisiert. „Es ist ein einmaliger Vorgang, dass die Umweltministerin dem Umweltbundesamt beim Mehrwegschutz in den Rücken fällt“, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch am Dienstag in Berlin.
Zuvor hatte Umweltbundesamt-Präsidentin Maria Krautzberger eine Zusatzabgabe auf Einwegflaschen als Option genannt. Hintergrund ist das Absinken der Mehrwegquote auf nur noch 45,7 Prozent und die starke Zunahme von Einwegplastikflaschen. Hendricks hatte erklären lassen, sie sehe für so eine Zusatzabgabe „derzeit keinen Bedarf“.
Hendricks erteile damit der Behörde, die das Ministerium mit Handlungsempfehlungen berät, einen Maulkorb, meinte die DUH. Der Ministeriumssprecher wies das scharf zurück, es gebe keinerlei Maulkorb für das Umweltbundesamt. „Mit ihrer krawalligen Wortmeldung schadet die DUH sich selbst und ihrem Anliegen“, meinte der Sprecher.
Eine Zusatzabgabe würde anders als die 25 Cent Einwegpfand nicht zurückerstattet. Durch die Verteuerung von Einwegflaschen könnte so das Mehrwegsystem gestärkt werden, bei dem Glasflaschen bis zu 50 Mal, PET-Flaschen bis zu 25 Mal wiederbefüllt werden. Die Umwelthilfe schlägt 20 Cent Sonderabgabe vor.
Gerade wegen des Getränkeverkaufs in Einwegflaschen bei Discountern warnen Umweltschützer vor einer Erosion des Systems. Allerdings wird auch der Plastikmüll in der Regel recycelt und oft zu neuen Plastikflaschen wiederverwertet.
„Die Einführung einer Lenkungsabgabe ist nicht neu“, betonte der DUH-Leiter Kreislaufwirtschaft, Thomas Fischer. So sei durch eine Sonderabgabe auf „Alcopops“ diese Getränkeart zurückgedrängt worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers