Mathias Döpfner gegen Homeoffice: Springer bleibt Springer
Ein Berliner Presse-Lord macht sich unbeliebt: Mathias Döpfner bittet seine Belegschaft aus dem Homeoffice. Jetzt herrscht dicke Luft statt Bel Air.
M it Presse-Lords, wie Rudolf Augstein sie zu seinen Zeiten noch nannte, ist es so eine Sache. Der eine heimst Bewunderung ein, weil er im zarten Alter von 93 gerade in Bel Air zum fünften Mal geheiratet hat, und heißt Rupert Murdoch.
Der andere bekommt derzeit keine so gute Presse, weil er seine Untergebenen alle aus dem Home- ins Büro-Office zurückbeordern will. Die Rede ist hier von Springer-Chef Mathias Döpfner. Dessen „Office First“-Strategie sorgt statt für Bel Air gerade für dicke Luft im Verlagsgeviert an der Rudi-Dutschke-Straße. Fünf Bürotagen sollen wieder Standard werden, berichten die im Konzern bestens vernetzten Kolleg*innen von Medieninsider.
Nicht nur die Betriebsräte mucken auf, weil durch die flexiblen Arbeitsmodelle der letzten Jahre die Käfighaltung für Medienschaffende auch bei Springer abgeschafft wurde und jetzt gar nicht mehr genug Stühle für alle in den Redaktionsstuben stehen.
Denn auch das neue schicke Springer-Raumschiff, das neben dem alten Verlagshochhaus gelandet ist und schwer auf Start-up-Kultur macht, besteht auf den ersten Blick eher aus jeder Menge Flur. Dazu kommt eine schöne, aber zugige Dachterrasse. Das ist alles nicht so mega-arbeitsplatztauglich.
Hauptsache Spitzenleistung
Döpfner hatte ironischerweise selbst vor rund 20 Jahren mal den Slogan ausgegeben, es sei ihm wurscht, von wo aus seine Leute arbeiteten, solange sie Spitzenleistungen lieferten. Heißt dies im Umkehrschluss, dass das mit den Spitzenleistungen nicht mehr der Fall ist?
Natürlich nicht; bei einer teilvirtuellen Betriebsversammlung habe Döpfner vielmehr mehrfach die „Togetherness“ beschworen, auf die es ihm so ankommt. Schließlich is Axel Springer an international media power house these days. And you will have your beste Ideen immer an der Coffee-Mashine, that’s for sure.
Springer setzt aber noch eins drauf, in dem die Redaktionen von Auto Bild und Computer-Bild ins Berliner Office kommen sollen. Also nicht mehr wie bisher in Hamburg. Damit macht Döpfner die letzten Redaktionen am heiligen Konzerngründungsort an der Elbe dicht. Friede seinem Axel!
Ein wahrer Presse-Lord
Murdoch hält es mit dem Office dagegen ganz anders. Er war nie oft selbst da, sondern rief lieber an. Und verfuhr frei nach dem Motto: „Nicht der Förster hält den Wald sauber, sondern die Angst, er könnte kommen.“
Als er letztes Jahr seinen (angeblichen) Abschied als Chef seiner News Corporation bekannt gab, schrieb er in einer Mail an alle Mitarbeitenden: „Wenn ich eure Länder und Unternehmen besuche, solltet ihr damit rechnen, mich am späten Freitagnachmittag im Büro zu treffen“.
Den Rest der Woche macht ein wahrer Presse-Lord eben Homeoffice. „Dieser Lord hat ja auch 20-mal mehr Milliarden auf seinem Konto“, meint die Mitbewohnerin. „Da kann der größte deutsche Lord auch nur ihn bewundern.“
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