Massenrückruf bei Autobauer: Erst VW, jetzt Daimler
Dem Autohersteller droht offenbar ein Massenrückruf von Fahrzeugen. Firmenchef Dieter Zetsche muss bei Verkehrsminister Scheuer vorsprechen.
Prüfungen an den betreffenden Autos, unter anderem an Modellen der C-Klasse und SUVs der G-Baureihe, fänden bereits statt. Sie hätten einen vergleichbaren Motor wie der gerade zurückgerufene Transporter Mercedes Vito, der vom Kooperationspartner Renault stammt. Der französische Hersteller war bereits vor zwei Jahren in den Verdacht von Abgasmanipulationen geraten. Daimler erklärte, dem Unternehmen liege keine amtliche Anhörung des KBA – die Vorstufe zu einem Rückrufbescheid – zu den genannten Fahrzeugen vor. „Zu Spekulationen des Spiegel äußern wir uns nicht“, ergänzte ein Sprecher.
Eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums bestätigte nur, dass Scheuer das KBA angewiesen habe, weiteren Verdachtsfällen bei Mercedes unverzüglich nachzugehen. In dieser Woche hat es Mercedes bereits zu einem Rückruf von weltweit gut 4.900 Vito-Modellen mit Diesel-Abgasnorm Euro 6 verpflichtet, darunter knapp 1.400 in Deutschland. Die Behörde sieht es als erwiesen an, dass hier eine unzulässige Abschalteinrichtung zum Einsatz kam. „Aufgrund der eingebauten Abschalteinrichtungen kann es im Betrieb der Fahrzeuge zu erhöhten Stickoxidemissionen kommen“, teilte das KBA am Freitag mit.
Daimler ist zu dem Rückruf des Vito, bei dem ein Software-Update für die Motorsteuerung vorgenommen werden soll, bereit. Die genaue Zahl der betroffenen Fahrzeuge sei noch nicht geklärt, sagte ein Daimler-Sprecher. Der Stuttgarter Konzern kündigte Widerspruch gegen die Feststellung des KBA an, es handele sich um eine unzulässige Abschalteinrichtung.
Daimler hatte nach Beginn des Dieselskandals bei VW im September 2015 lange betont, die Abgasreinigung nicht manipuliert zu haben. Schon länger wiederholt der Konzern diese Aussage nicht, denn in Deutschland und den USA laufen noch Ermittlungen.
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