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Marek Dutschke ärgert seine ParteiGrüne Wahlkampfhilfe für die CDU

Der Sohn Rudi Dutschkes wirbt für den CDU-Kandidaten in Berlin-Pankow. Die Grünen erkennen darin „unsolidarisches Verhalten“.

Da war er noch ganz klar auf Grünen-Linie: Marek Dutschke wirbt 2008 für die Rudi-Dutschke-Straße in Kreuzberg. Bild: dpa

BERLIN taz | Wenn das der Vater gewusst hätte. Marek Dutschke, Sohn von APO-Legende und Grünen-Mitgründer Rudi Dutschke, hat in einer Postwurfsendung dafür geworben, die Erststimme bei der Bundestagswahl in Wahlkreis Pankow nicht den Grünen, sondern dem CDU-Direktkandidaten Lars Zimmermann zu geben.

„Geben sie Lars Zimmermann eine Chance. Unterstützen Sie ihn am 22. 9. 2013 mit Ihrer Erststimme“. So endet der zweiseitige Brief, der am Mittwoch Morgen in 25.000 Briefkästen in Pankow lag. Marek Dutschke, der seit zehn Jahren Mitglied bei den Grünen ist, stellt sich darin als „guter Freund“ Zimmermanns vor.

Gegenüber der taz betont Marek Dutschke, dass das Persönliche ausschlaggebend für die Wahlwerbung war. „Wir sind seit langem befreundet. Lars hat mich dann gefragt, ob ich ihn unterstütze, daraufhin habe ich zugesagt.“

Er habe Lars Zimmermann 2003 im Planungsstab des Auswärtigen Amtes in der Ära Joschka Fischer kennengelernt, berichtet Dutschke. „Wir sind beide Quereinsteiger in die Politik, das verbindet uns.“ Dutschke hatte 2005 für Platz zwei der Bundestagsliste der Grünen kandidiert, war aber Wolfgang Wieland unterlegen. Zimmermann, der Geschäftsführer der Stiftung Neue Verantwortung ist, gilt als unkoventioneller CDU-Politiker. „Er könnte den CDU-Landesverband in eine frische Richtung bringen“, sagt Dutschke über seinen Freund.

„Wer ist schon Marek Dutschke?“

Zimmermann selbst hat mit der außergewöhnlichen Wahlwerbung ebenfalls keine Probleme. „Marek hat schon in seiner Kolumne im Handelsblatt auf mich aufmerksam gemacht“, sagt er der taz. „Da habe ich ihn einfach mal gefragt, was er denn sonst noch für mich tun kann.“ So sei es zu dem Brief gekommen. „Die Finanzierung für die Postwurfsendung kommt aus dem CDU-Wahlkampfetat“, betont Zimmermann. Über die Kosten könne er nichts sagen.

Andreas Otto, grüner Direktkandidat in Pankow, nimmt die Sache zumindest mit Humor: „Wer ist schon Marek Dutschke?“, fragt er – und erinnert an den Vater. „Rudi Dutschke hätte die CDU bestimmt nicht unterstützt.“ Weniger locker ist dagegen der grüne Landesverband. „Die Berliner Grünen halten das für ein unsolidarisches Verhalten“, gibt Landesvorstandssprecher Christian Honnens zu Protokoll. Er kündigte an, dass der Vorgang auf der nächsten Sitzung des Landesvorstands zur Sprache kommen wird.

Tatsächlich wird Wahlwerbung für einen Kandidaten, der mit der eigenen Partei konkurriert, oft als parteischädigendes Verhalten geahndet. Als vier Sozialdemokraten 2002 dazu aufriefen, mit der Erststimme den Grünen Direktkandidaten Christian Ströbele zu wählen, mussten drei von ihnen ihre Parteimitgliedschaft ruhen lassen. Der vierte trat aus der SPD aus.

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15 Kommentare

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  • K
    katrin

    Sehr geehrter Herr Dutschke,

     

    ich habe Ihre Wahlwerbung auch bekommen und gelesen und mich spontan sehr geärgert. Vielleicht lesen Sie meine Antwort hier.

    Ich habe registriert, dass Sie Duschke heißen, aber nicht gedacht, dass Sie der Sohn von Rudi Dutschke sind. Rudi wird ja nicht der Einzige seines Namens gewesen sein. Daher habe ich mich gefragt, wer Sie sind, dass Sie annehmen, dass Ihr Wort mehr zählt als das von professionellen Politikern. Das habe ich zuerst als Anmaßung empfunden. Als Diskreditierung der Politik insgesamt. So wie Sie argumentieren sonst Leute, die meinen, dass man Politikern prinzipiell nichts glauben kann, dass man von denen sowieso verschaukelt wird usw. usf. Daher zählt die Stimme eines Menschen von „außerhalb des politischen Milieus automatisch mehr. Daraus spricht der Ton tiefer Demokratiefeindlichkeit.

    Folgerichtig nennen Sie auch an keiner Stelle die Partei Ihres Freundes Zimmermann. Denn um Parteien geht es Ihnen angeblich überhaupt nicht. Sie werben mit Punkten aus seiner Biografie, als ob ihn seine Herkunft, sein Bildungsweg, sein Zivildienst, Ihre Behauptung seiner guten Vorsätze gegenüber anderen besonders herausstellte.

    Aber wofür tritt er genau ein? Was unterscheidet ihn von anderen? Sind die anderen etwa weniger engagiert, kompetent, guten Willens? Sie nennen keinen einzigen prägnanten Punkt des CDU-Wahlprogramms, sicher aus gutem Grund. Wenn Herr Zimmermann unabhängig von der CDU so lautere Absichten hat, warum tritt er dann überhaupt für diese Partei an?

    Ihre Strategie ist populistisch, und ich als Wählerin fühle mich für dumm verkauft. Sie hoffen offensichtlich, dass irgendwer Zimmermann wählt und nicht mitkriegt, für wen er steht. Das ist wie der Enkeltrick!

     

    Mit freundlichen Grüßen

    eine Bewohnerin der Florastraße in Pankow

  • S
    Schwarz-Grün

    Glücklicherweise ist die Wahl bald gelaufen und dann dürfen wir vier Jahre lange mit einer Großen Koalition vorlieb nehmen. Oder vielleicht klappt es ja auch mit Schwarz-Grün. Annäherung gibt es ja schon zu genüge ...

  • AU
    Andreas Urstadt und Julien Lewis

    Wenn Soehne und Toechter von... Karriere machen, egal aus welcher Partei, outet sich die mentale demokratische Haltung und die ist feudal. Schimpfen und Meckern gegen CSU und selbst nicht besser. Minus.

     

    Lars hat gefragt (darf er gar nicht, Lars missbraucht die Freundschaft - den kann man gar nicht waehlen - der wird sich auch sonst aehnlich verhalten - manche Leute finden solche Redundanz ja schoen, schlichtweg sentimental. Wenn hier wer gefeuert werden sollte dann Lars durch Marek).

     

    Wer TV sieht findet oefter bekannte Nachnamen mit anderen Vornamen kombiniert - Ja, Sohn Tochter von. Manchmal verdeckter, wenn die Namen von hinter den Kulissen kommen. Dauerzustand in den Medien, von dort aus wirft man s der CSU vor. Freunde von kommt dito oft vor.

     

    Die OECD kritisiert die voellig undurchlaessige dt Gesellschaft. Die Symptome lassen sich taeglich entdecken. Lars/Marek ist universell.

     

    Beziehungs/Inhaltsebene kurzschliessen ist unprofessionell und Indikator fuer Weiteres auf dem mentalen Level.

     

    ...

  • K
    Kimme

    „Rudi Dutschke hätte die CDU bestimmt nicht unterstützt.“

     

    Tja, die heutigen Grünen hätte er aber mit Sicherheit auch nicht unterstützt.

  • R
    Ruhender

    "Als vier Sozialdemokraten 2002 dazu aufriefen, mit der Erststimme den Grünen Direktkandidaten Christian Ströbele zu wählen, mussten drei von ihnen ihre Parteimitgliedschaft ruhen lassen." So ist die SPD: Braune Hetzer wie Sarrazin sind OK.

  • R
    Ruhender

    Warum sollten intelligente Väter nicht dumme Söhne zeugen? Außer dem Namen hat Dutschke 2.0 nichts zu bieten.

  • Was sind schon Parteien? :-)

     

    Ich wähle auch möglichst Personen und nicht Parteien.

    Vielleicht hätte ja auch sein Vater das in Ordnung oder gut gefunden. Immerhin denkt Dutschke junior nach und entscheidet sich bewusst und wird dazu noch aktiv. Das tun sehr viele nicht.

     

    Und hinter einem (befreundeten) Menschen zu stehen, ist meines Erachtens mehr wert als hinter einer Partei ein Kreuzchen zu machen.

    • MW
      Marius Windt
      @Hanne:

      Sehe ich auch so.

    • E
      Entschleunigter
      @Hanne:

      Hinter einem befreundeten Menschen zu stehen, jaja. Kohl hatte auch gute Freunde, so gute, daß er nichtmal ihre Namen verreit, als es darum ging, illegale Machenschaften aufzudecken. Dutschke jun. kann seinen CDU-Freund zum Essen einladen, um seine Zuneigung zu demonstrieren. Vater Dutschke würde wohl weder die heutigen Grünen noch die CDU unterstützen.

      • @Entschleunigter:

        Und vielleicht legt Marek Dutschke, egal wessen Sohn er ist, wie viele auch nicht mehr so viel wert auf seine GRÜNE-Parteimitgliedschaft und riskiert sie ganz bewusst. Er wird sich sicher was dabei gedacht haben.

         

        Und im Gegensatz zu Kohl nennt er ja seine Freunde (noch).

        • E
          Entschleunigter
          @Hanne:

          Dann soll er konsequenterweise aus der Partei austreten und zur CDU wechseln. Aber in der CDU ist ein Name wie Dutschke halt nicht so karriereförderlich.

  • MM
    Markus Meister

    Einmal mehr und selbst in Berlin wird auch von den Grünen Geschlossenheit gefordert, wenn man braver Parteisoldat sein möchte, ansonsten drohen Konsequenzen.

    Wer ist eigentlich Andreas Otto? Und wie kommt er dazu so arrogant und überhaupt nicht witzig zu antworten?

  • H
    Hielscher

    „Rudi Dutschke hätte die CDU bestimmt nicht unterstützt.“

     

    Nujoah, schaut man sich einmal an, was Dutschkes Weggefährten heute so alles machen (Rabehl, Mahler, Oberlercher, Furth, Fichter, Maschke usf.), man könnte sich so seine Gedanken machen. Wenn man dann noch überlegt, daß Dutschke ja nicht ideologisch verbohrt war und die antinationalen Affekte nicht teilte... ich lasse den Rest mal unausgesprochen.

     

    Daß er allerdings die Merkel-Murks--Wischiwaschi-"wir-wissen-gar-nicht-wofür-wir-stehen-und-wandern-einfach-immer-weiter-nach-links-sodaß-uns-sogar-taz-Redakteur-Daniel-Bax-mag"-CDU nicht unterstützt hätte, ja, das ist sicherlich anzunehmen...

  • G
    Greta

    Wer ist schon Marek Dutschke.

    Sein Bruder ist in Aarhus Sozialdezernent und für Sozialraub und somit Verarmung von Einwohnern von Aarhus zuständig.

    Rudi Dutschke war eben anders als sein Neolib-Söhnchen. Das Söhnchen hat offensichtlich nicht begriffen, wofür die CDU steht: für Duldung von Spionage, für Verarmung der Bevölkerung und so weiter und so fort.

  • T
    Tsag

    Beruf: Prominenten-Sohn.