Marek Dutschke ärgert seine Partei: Grüne Wahlkampfhilfe für die CDU
Der Sohn Rudi Dutschkes wirbt für den CDU-Kandidaten in Berlin-Pankow. Die Grünen erkennen darin „unsolidarisches Verhalten“.
BERLIN taz | Wenn das der Vater gewusst hätte. Marek Dutschke, Sohn von APO-Legende und Grünen-Mitgründer Rudi Dutschke, hat in einer Postwurfsendung dafür geworben, die Erststimme bei der Bundestagswahl in Wahlkreis Pankow nicht den Grünen, sondern dem CDU-Direktkandidaten Lars Zimmermann zu geben.
„Geben sie Lars Zimmermann eine Chance. Unterstützen Sie ihn am 22. 9. 2013 mit Ihrer Erststimme“. So endet der zweiseitige Brief, der am Mittwoch Morgen in 25.000 Briefkästen in Pankow lag. Marek Dutschke, der seit zehn Jahren Mitglied bei den Grünen ist, stellt sich darin als „guter Freund“ Zimmermanns vor.
Gegenüber der taz betont Marek Dutschke, dass das Persönliche ausschlaggebend für die Wahlwerbung war. „Wir sind seit langem befreundet. Lars hat mich dann gefragt, ob ich ihn unterstütze, daraufhin habe ich zugesagt.“
Er habe Lars Zimmermann 2003 im Planungsstab des Auswärtigen Amtes in der Ära Joschka Fischer kennengelernt, berichtet Dutschke. „Wir sind beide Quereinsteiger in die Politik, das verbindet uns.“ Dutschke hatte 2005 für Platz zwei der Bundestagsliste der Grünen kandidiert, war aber Wolfgang Wieland unterlegen. Zimmermann, der Geschäftsführer der Stiftung Neue Verantwortung ist, gilt als unkoventioneller CDU-Politiker. „Er könnte den CDU-Landesverband in eine frische Richtung bringen“, sagt Dutschke über seinen Freund.
„Wer ist schon Marek Dutschke?“
Zimmermann selbst hat mit der außergewöhnlichen Wahlwerbung ebenfalls keine Probleme. „Marek hat schon in seiner Kolumne im Handelsblatt auf mich aufmerksam gemacht“, sagt er der taz. „Da habe ich ihn einfach mal gefragt, was er denn sonst noch für mich tun kann.“ So sei es zu dem Brief gekommen. „Die Finanzierung für die Postwurfsendung kommt aus dem CDU-Wahlkampfetat“, betont Zimmermann. Über die Kosten könne er nichts sagen.
Andreas Otto, grüner Direktkandidat in Pankow, nimmt die Sache zumindest mit Humor: „Wer ist schon Marek Dutschke?“, fragt er – und erinnert an den Vater. „Rudi Dutschke hätte die CDU bestimmt nicht unterstützt.“ Weniger locker ist dagegen der grüne Landesverband. „Die Berliner Grünen halten das für ein unsolidarisches Verhalten“, gibt Landesvorstandssprecher Christian Honnens zu Protokoll. Er kündigte an, dass der Vorgang auf der nächsten Sitzung des Landesvorstands zur Sprache kommen wird.
Tatsächlich wird Wahlwerbung für einen Kandidaten, der mit der eigenen Partei konkurriert, oft als parteischädigendes Verhalten geahndet. Als vier Sozialdemokraten 2002 dazu aufriefen, mit der Erststimme den Grünen Direktkandidaten Christian Ströbele zu wählen, mussten drei von ihnen ihre Parteimitgliedschaft ruhen lassen. Der vierte trat aus der SPD aus.
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