: Mao, Sex, Yin, Yang und die Revolution
■ Peking erzürnt über den BBC-Film „Die nie erzählte Geschichte des Vorsitzenden Mao“
Berlin (taz) – Es hält frisch. Es verjüngt. Es ist quasi eine Medizin. Das weiß man in China schon seit grauer Vorzeit. Welkes Yang kann durch knospiges Yin wieder zu Kräften kommen, das ist nicht nur überzeugten Anhängern des Daoismus klar. Altes Yang steckt vor allem in betagten Männern, belebend zartes Yin in frühen (Jung-) Frauen. Es war ein Verdienst des großen Parteiführers Mao Zedong, die Bedeutung der traditionellen chinesischen Heilkunst für die Revolution hervorzuheben.
Schwache Revolutionäre sind wenig wirksam, auf Maos Schultern ruhte die Verantwortung für die Befreiung und Mobilisierung von Hunderten Millionen Menschen in China. Natürlich griff er da gern – wenngleich selektiv – auf die Weisheiten der Klassiker seines Landes zurück. Auch schon in jungen Jahren, denn er war ein vorausblickender Mann. Kurzum: der große Vorsitzende pflegte gern und häufig Gruppensex mit jungen Damen, und je öller desto döller. Wenn es ging. Das hat Dr. Li, seines Zeichens Ex-Leibarzt Maos, erzählt. Andere haben es bestätigt und noch mehr geplaudert.
Am kommenden Montag will die britische BBC den Dokumentarfilm „Die nie erzählte Geschichte des Vorsitzenden Mao“ ausstrahlen, zunächst für das britische Publikum, später auch in aller Welt. Der Film, der anläßlich des auf den 26. Dezember fallenden 100. Geburtstages des viermal verehelichten, mehrfach zum Vater gewordenen und 1976 „zu Marx gegangenen“ Mao produziert wurde, entwirft ein Bild des großen Steuermannes, das ihn „eher als einen tyrannischen, Sex-besessenen Kaiser erscheinen läßt denn als eine Vaterfigur der Volksmassen mit einfachem Lebensstil“, wie die Times gestern berichtete.
Die chinesische Regierung hat von dem Film erfahren. Nun sind die Männer in der Partei- und Regierungsspitze nicht ungeübt in Sachen Doppelmoral. Möglicherweise sind auch sie bestimmten Aspekten der traditionellen ganzheitlichen Medizin nicht abgeneigt. Jedenfalls nehmen sie übel. Das Pekinger Außenministerium bestellte einen Mitarbeiter der britischen Botschaft ein und forderte die Regierung in London auf, bei der BBC zu intervenieren. Es gab unspezifische Warnungen vor Konsequenzen. Eine Drohung, die angesichts der Überwachung und oft schikanösen Behandlung ausländischer (und inländischer) Presse- und Funkleute immer ernst zu nehmen ist. (siehe auch Seite 16).
Was für Wirkungen hatte aber das welke Yang Maos auf die Gesundheit der Yin-Spenderinnen? Jutta Lietsch
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