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Manipulationsverdacht im US-SportDolmetschers Wetten

Superstar Shohei Ohtani ist in einen Wettskandal verwickelt. Das weckt Erinnerungen an eine der größten Affären im Baseball.

Ich war's nicht: Shohei Ohtani beim Spiel seiner LA Dodgers gegen die San Francisco Giants Foto: ap

E s war ein Skandal, der die Sportwelt in den USA erschüttert hat. Sachbücher wurden darüber geschrieben, Romane, und auch in Hollywood nahm man sich nur allzu gerne des vielleicht größten Wettskandals in der Geschichte des US-Sports an. Als „The Black Sox Scandal“ ist er in die Annalen des Baseball-Sports eingegangen. 1919 waren die Chicago White Sox als haushohe Favoriten in die World Series um den nationalen Titel gegen die Cincinnati Reds gegangen.

Am Ende haben sie die Serie mit 3:5 verloren, nachdem es einem Mafiapaten aus New York war es gelungen war, sich an einen Spieler der White Sox ranzuwanzen. Er zahlte 100.000 Dollar für eine Niederlage. Am Ende waren wohl acht Spieler daran beteiligt, die Finalserie zugunsten der Reds zu verschieben. Das freute vor allem jenen New Yorker Mafiaboss Arnold Rothstein, der mit Wetten auf manipulierte Spiele ein Vermögen gemacht hat.

Die Spieler aus Chicago waren auch deshalb so anfällig für das unsittliche Angebot, weil sie von ihrem als Geizhals verschrienen Klubboss nicht gerade üppig bezahlt wurden. Die weißen Socken wurden deshalb als „Black Sox“ bezeichnet, weil sie bisweilen mit verdreckter Sportkleidung aufgelaufen sind. Für die Reinigung der Klamotten hatte der Klubchef kein Geld zur Verfügung gestellt.

Solche Probleme kennen die Stars des US-Profisports dieser Tage nicht. Und dennoch ist erstaunlich viel über Wettbetrug, Wettschulden und Manipulationsgerüchte zu lesen in diesen Tagen. Und so manche Kolumne erinnert in diesem Zusammenhang – ähnlich wie diese hier – an die verschobene Baseball-Finalserie des Jahres 1919.

Überweisung an einen Buchmacher

Wenn er nicht mit Scheuklappen durch die Medienwelt läuft, so wird auch der größte Star des Baseballs der Gegenwart von der Geschichte der „Black Sox“ gehört haben. Als solchen darf man den Japaner Shohei Ohtani, der bei den Los Angeles Dodgers in den kommenden zehn Jahren 700 Millionen US-Dollar verdient, durchaus bezeichnen. Gerade ist er in die vor dem Osterwochenende eröffnete Saison in der Major League Baseball gestartet.

Doch darüber wird weit weniger gesprochen als über einen Wettskandal, der mit seinem Namen verknüpft ist. Es geht dabei um eine Überweisung von 4,5 Millionen US-Dollar von seinem Konto an einen Buchmacher in Kalifornien. Ohtani selbst bezeichnet sich als Opfer eines Diebstahls. Sein langjähriger Freund und Dolmetscher habe das Geld ohne sein Wissen dem Buchmacher überwiesen, um Wettschulden zu begleichen. Die Dodgers haben den Dolmetscher entlassen, und nun wird untersucht, wie dieser an Ohtanis Bankdaten gekommen ist.

Der vermeintlich kleine Skandal um den großen Star wird auch deshalb so heiß diskutiert, weil mit ihm die Zweifel noch einmal hochkommen, die mit der fortschreitenden Legalisierung von Sportwetten verbunden sind. Bis 2017 waren Wetten nur im Spielerstaat Nevada erlaubt. Seit 2018 sind 37 Bundesstaaten dazugekommen.

Und weil die Anfälligkeit des Sports für Manipulationen bekannt ist, gingen mit der Legalisierung von Sportwetten strenge Regeln einher. Spielern und Mitarbeitern eines Klubs ist strengstens verboten, Wetten zu platzieren. Gleichzeitig profitieren die Ligen immer mehr vom Sponsoring durch Wettanbieter. Die haben 2023 in den USA Wetteinsätze von der Höhe von knapp 120 Milliarden US-Dollar kassiert.

Mit jedem Wettskandal stellt sich die Frage, ob man sich da nicht ein Monster geschaffen hat, das die Glaubwürdigkeit des Sports dauerhaft beschädigt. In der Basketballliga NBA werden gerade merkwürdige Wetten untersucht. Irrwitzige Summen wurden darauf gesetzt, dass Jontay Porter von den Toronto Raptors in zwei Spielen besonders schlecht performt, was dann auch der Fall war. Es gab auch schon etliche Footballspieler, die gesperrt wurden, weil sie auf Partien ihres Klubs in der NFL gewettet hatten. Und der nächste Skandal kommt bestimmt.

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Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
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1 Kommentar

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  • Warum solte jemand, der 700 Millionen Dollar verdient, für einen Bruchteil davon auch noch Spiele verschieben?



    Bedenklich, das wir das tatsächlich für denkbar halten.