Manipulation von Abgas-Tests: Razzia bei Daimler
Polizisten und Staatsanwälte durchsuchen bundesweit Standorte des Konzerns. Stürzt das Unternehmen jetzt wie Volkswagen in eine schwere Krise?
Insgesamt seien elf Objekte in Baden-Württemberg, Berlin, Niedersachsen und Sachsen in Augenschein genommen worden, so die Behörden. Die Ermittlungen richten sich „gegen bekannte und unbekannte Mitarbeiter der Daimler AG wegen des Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung im Zusammenhang mit der Manipulation der Abgasnachbehandlung an Diesel-Pkw“.
Der Stuttgarter Autokonzern betonte bislang, sich bei der Abgasnachbereitung in Dieselfahrzeugen an geltendes Recht zu halten. Streitpunkt ist ein sogenanntes Thermofenster, das bei niedrigen Temperaturen die Abgasreinigung stark reduziert – angeblich zum Motorschutz. Die Folge: Im offiziellen Zulassungstest wurden die Grenzwerte eingehalten, auf der Straße vielfach jedoch nicht.
Daimler hatte sich, wie andere Hersteller auch, mit dem Kraftfahrtbundesamt darauf geeinigt, Fahrzeuge freiwillig zurückzurufen, um die Technik anzupassen. Einen vergleichbaren Rückruf gibt es jetzt auch bei Fiat Chrysler in den USA. VW hatte sein Abgastestbetrug, den der Konzern in den USA eingestand, in eine schwere Krise gestürzt.
Forderungen der Umweltverbände
Für Jens Hilgenberg, Verkehrsexperte beim Umweltverband BUND, haben Diesel-Pkws nicht nur ein Problem mit einem erhöhten Ausstoß an gesundheitsschädlichen Stickoxiden, sondern auch eines mit klimaschädlichen Kohlendioxidemissionen. Zwar seien Dieselautos – je Liter – effizienter als Benziner, aber die Technologie fördere eine falsche Entwicklung.
Hilgenberg: „Es gilt ja leider: größer, schwerer, schneller.“ Die Folge: Obwohl es immer mehr Dieselautos in Deutschland gebe, sei der gesamte CO2-Ausstoß des Pkw-Verkehrs zwischen 2008 und 2015 um 5 Millionen Tonnen auf 112 Millionen Tonnen gestiegen.
Gemeinsam mit den Umweltverbänden Nabu, VCD und DUH fordert der BUND, die europäischen CO2-Grenzwerte ab dem Jahr 2025 deutlich zu verschärfen. Ab 2025 solle für neue Pkws ein Flottengrenzwert von 70 Gramm CO2 pro Kilometer gelten.
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