: Manila: Auf Mord folgt Streik
■ Gewerkschaftsdachverband kündigt Proteststreik an Aquino verspricht schonungslose Aufklärung
Manila (wps/ap/taz) - Einen Tag nachdem die verstümmelten Leichen des philippinischen Gewerkschaftsführers und Vorsitzenden der linken Bayan–Partei, Rolando Olalia, und seines Fahrers Leonor Alay–ay in der Nähe einer Stadtautobahn in der Hauptstadt Manila entdeckt worden sind, haben linke Oppositionsführer das Militär und Verteidigungsminister Enrile für den Mord verantwortlich gemacht. Für Montag sind umfangreiche Proteststreiks in Manila angekündigt. Bereits am Freitag versammelten sich 5.000 Studenten und Arbeiter vor dem Militärhauptquartier „Camp Aguinaldo“ und forderten den Rücktritt von Verteidigungsminister Enrile. Bayan–Führer Lean Alejandro, der selbst vor kurzem knapp einem Attentat entging, bezeichnete die Bluttat auf Olalia als „Kriegserklärung an die organisierte Arbeiterschaft: „Bisher hat das Militär nur unsere regionalen Führer liquidiert, dies ist der erste Mord auf nationaler Ebene. Sie hätten nicht besser treffen können.“ In den vergangenen Wochen war ein Bayan–Aktivist auf der Insel Negros erschossen worden, einem anderen wurden auf der Insel Panay per Post Patronenhülsen zugeschickt. Olalia selbst war in den vergangenen Tagen ständig vom Militär observiert worden und wurde seit Mittwoch nach einem Gewerkschaftstreffen als vermißt gemeldet. Noch kurz vor der Entdeckung seiner Leiche hatte die Frau des Gewerkschaftsführers das Militär öffentlich um Hilfe gebeten, um Olalia ausfindig zu machen. Fortsetzung Seite 2 Kommentar Seite 6 Bayan–Generalsekretär Alan Jazmines vermutet, der Mord sei der erste Schritt in einem großangelegten Plan des Militärs zur Zerschlagung der Linken. Informanten aus den Streitkräften bestätigten gegenüber einem Reporter der Washington Post diese Version. Der Anschlag solle die Guerilla zu neuen Aktionen provozieren und so die Rechtfertigung für die Ausrufung des Ausnahmezustandes liefern. Dadurch könnte Aquino dann gezwungen werden, sich von ihren als zu liberal oder zu links geltenden Kabinettsmitgliedern zu trennen. Aquino nahm zu diesen Gerüchten bisher nur indirekt Stellung, indem sie bei ihrer Rückkehr aus Japan „Veränderungen im Kabinett in Aussicht stellte, um die Regierung effizienter zu machen“, und kurz darauf erklärte, sie habe keine Absicht, Verteidungsminister Enrile zu entlassen. Gleichzeitig äußerten sowohl Aquino als auch mehrere Kabinettsmitglieder Abscheu und Empörung über den Mord und kündigten eine gründliche Untersuchung „ohne Rücksicht auf die politischen Konsequenzen“ an. Die Unterhändler der Guerillafrontorganisation NDF reagierten auf den Mord, indem sie ein in diesen Tagen geplantes Treffen mit Regierungsvertretern über einen Waffenstillstand absagten. In einer Mitteilung hieß es, die Präsidentin sei für Olalias Ermordung „moralisch verantwortlich“, da sie zu Kompromissen mit „ultrarechten und faschistischen“ Regierungsmitgliedern bereit gewesen sei.
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