Manchester gewinnt die Königsklasse: Ballack wieder nur Vize
Chelsea verliert im Championsleague-Finale denkbar knapp gegen Manchester United - mit 6:5 im Elfmeterschießen. Ballack war schon einmal zweitbester geblieben, mit Bayer.
Moskau dpa/taz Gut 90 Minuten nach Mitternacht hat Torwart Edwin van der Sar Manchester United zum ersten Sieg in der Champions League seit 1999 geführt und Michael Ballack in einem packenden Strafstoß- Krimi eine erneute bittere Finalniederlage zugefügt. Der Niederländer parierte im rein englischen Finale gegen den FC Chelsea im Moskauer Luschniki-Stadion den entscheidenden Strafstoß von Nicolas Anelka und sicherte den 6:5-Erfolg der «Red Devils» im Elfmeterschießen.
Wenn ManU auch glücklich gewann, sie gewannen am Ende verdient. Vor allem die erste Halbzeit hatte Manchester klar besser gespielt. Der Drang auf Petr Czechs Tor wurde schließlich mit dem Treffer Cristiano Ronaldos in der 27. Minute belohnt. Doch kurz vor der Halbzeit gelang Frank Lampard der glückliche Ausgleich für Chelsea.
Vielleicht hätte Chelsea das Elfmeterschießen auch für sich entscheiden können, hätte sich Chelseas Stürmerstar Didier Drogba besser im Griff gehabt. Der verpasste Nemanja Vidic vier Minuten vor Schluss der Verlängerung eine Backpfeiffe - und sah logischerweise die Rote Karte. Am Ende fehlte Chelsea ein sicherer Elfmeterschütze gegen den starken Van der Saar.
So konnte Chelsea nichts daraus machen, dass Cristiano Ronaldo mit seinem Elfer an Petr Cech gescheitert. Denn auch John Terry versemmelte seinen Elfer, schoss an den Pfosten. Am Schluss entschied der Elfer von Chelseas Mittelfeldspieler Anelka, den Van der Saar parierte. Das war es dann: 5:4 im Elferschießen - 6:5 für ManU insgesamt.
Und aus der Traum für Michael Ballack. Der hatte im Shoot-Out Verantwortung übernommen und den ersten Chelsea-Penalty verwandelt. Doch nun vergoss
der DFB-Kapitän im strömenden Regen bittere Tränen.
Bundestrainer Joachim Löw zeigte im Trainingslager der DFB-Elf auf Mallorca Mitgefühl mit seinem Kapitän. "Es war ein packendes Finale, in dem Michael Ballack eine starke Leistung geboten hat", sagte er. Auch Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff zollte lobte: "Michael Ballack hat ein super Spiel gezeigt und bewiesen, dass er zurecht als einer der Topspieler eingestuft wird."
Wie schon 2002 reist Ballack nun mit einer Champions- League-Finalniederlage im Gepäck zur Nationalmannschaft - diesmal zur EM statt zur WM (die damals auch nur den Vizetitel brachte). Vor sechs Jahren hatte er mit Bayer Leverkusen vor der WM das Endspiel um Europas wertvollste Vereinstrophäe gegen Real Madrid verloren.
Manchester kann nun zehn Tage nach dem Gewinn der Meisterschaft in England den zweiten Saisontitel feiern. "Wir hätten schon 3:0 führen müssen. Es ist ein Riesenerfolg", sagte Trainer Sir Alex Ferguson im Glücksrausch der Gefühle. Owen Hargreaves, 2001 schon Sieger mit dem FC Bayern, freute sich: "Es ist einfach schön, es war ein tolles Spiel, es ist Wahnsinn, die Jungs haben alles gegeben", sagte er.
Chelsea musste sich wieder in die traurige Rolle des glücklosen Verlierers fügen und beendet trotz Millionen-Investitionen von Geldgeber Roman Abramowitsch die Saison ohne Titel.
Manchesters Erfolg ist der elfte eines englischen Teams im Meister-Wettbewerb. Der dritte Erfolg von ManU nach 1968 und dem Drama von Barcelona gegen den FC Bayern vor neun Jahren ist für den Verein laut Sponsoren-Angaben 110 Millionen Euro wert. Cristiano Ronaldo konnte sich trotz Elfmeter-Fehlschuss nicht nur über den Siegerpokal freuen - er erzielte auch seinen 42. Saisontreffer insgesamt und sicherte sich mit Treffer Nummer acht in der Champions League den Spitzenrang in der Torjäger-Rangliste.
Bei englischem Wetter lieferten sich die derzeit besten Mannschaften aus England auf dem neuverlegten Naturrasen des Luschniki-Stadions nur in der Anfangsphase den System- Kampf. In taktischen Stellungen verhaftet lauerten beide Teams auf den möglicherweise fatalen ersten Fehler des Gegners. Im Kampf zwischen der Schönen (ManU) und dem Biest (Chelsea), zeigte Manchester dabei wie erwartet deutlich mehr Initiative.
Ronaldo brauchte eine Viertelstunde Anlaufzeit, um dann mit einem Flankenlauf ein erstes Achtungszeichen zu setzen. Zwölf Minuten später schlug er eiskalt zu. Nach einer Flanke von Wes Brown köpfte er sein Team in Front.
Chelsea änderte seine zurückhaltende Taktik trotz Rückstands nicht merklich. Nur einmal geriet Manchester in Gefahr, als Rio Ferdinand und Edwin van der Sar mit vereinten Kräften Ballack (34.) von einem Kopfball abhalten konnten. Der Gegenzug war tolle Konter-Kunst über drei Stationen: Wayne Rooneys Pass nahm Cristiano Ronaldo auf, nach dessen Flanke zwangen Carlos Tevez und Michael Carrick Chelsea-Keeper Petr Cech zu einer Doppel-Glanzparade.
Manchester hatte das Spiel nun im Griff. Doch das Glück war Chelsea noch hold. Ein Schuss von Michael Essien wurde doppelt abgefälscht, van der Sar rutschte zudem noch aus und Lampard schob dankend zum schmeichelhaften Ausgleich ein.
Die zweite Halbzeit begann wieder bei Null. Und Chelsea war plötzlich präsenter, zeigte seine ganze Dynamik und ließ kein Kombinationsspiel von Manchester mehr zu. Auch Ballack war nun deutlich engagierter. Pech hatte Chelsea, dass Didier Drogba (78.) und Lampard (94.) nur den Pfosten trafen. Im Elfmeterschienßen wurde dann van der Sar zum Helden für das jubelnde Manchester United.
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