Managerinnen in Fußballvereinen: Frauenquote gegen Männerallmacht
Katja Kraus saß selbst im HSV-Vorstand und fordert eine Frauenquote, um die Männerdominanz in den Vereinen zu brechen. Sexismus sei ein Problem.

Kraus, die selbst als einzige Frau acht Jahre lang dem Vorstand des Hamburger SV angehörte und dort für Marketing und Kommunikation verantwortlich war, fordert deshalb eine Frauenquote für Aufsichtsräte in den Vereinen. Der Frauenanteil sei nur durch Druck zu erhöhen, sagte sie in einem Interview mit t-online. „Die intrinsische Motivation, Potenziale von Frauen zu nutzen, gibt es nicht.“
Auch Kraus ist am Anfang ihrer Karriere auf Widerstände gestoßen. Von 1998 bis 2003 war die Ex-Nationaltorhüterin Pressesprecherin bei Eintracht Frankfurt. Doch obwohl sie in über 200 Bundesligaspielen im Tor gestanden hatte, musste sie sich in der Männerwelt des Vereins erst durchsetzen. „Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, dass es eine solche Ablehnung geben würde, nur weil ich eine junge Frau war“, sagt Kraus, die heute geschäftsführende Gesellschafterin einer Sportmarketingagentur ist.
Heute hinterfragt die 48-Jährige, die seit 2014 auch im Aufsichtsrat von Adidas sitzt, öffentlich die Spielregeln im Fußballgeschäft. In den Vereinen bekommen in vielen Fällen männliche Ex-Profis Posten. Versorgungsmentalität nennt sie das. „Frauen können das Land führen und Wirtschaftsunternehmen, aber Fußballmanagement wird zur Geheimwissenschaft erklärt“, sagt Kraus. „Erstaunlicherweise stellt das niemand infrage.“
Problematisch findet sie auch die „archaische Symbolik“ im Fußball. „Das Trikot vom Leib reißen, um den muskulösen und tätowierten Oberkörper zu zeigen, zählt dazu“, sagt Kraus – genau wie bestimmte Aussagen: „‚Schwule Pässe‘ oder ‚Wir sind doch keine Frauen‘ sind Beispiele dafür.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen