: Malis Opposition distanziert sich von einer Militärherrschaft
Paris (taz) — Interview mit Adema Samassekou, dem Vorsitzenden der französischen Sektion der „Vereinigung für die Demokratie in Mali“ (Adma) und Sprecher des Koordinationsbüros der demokratischen Opposition Malis in Paris:
taz: Malische Soldaten haben in den vergangenen Tagen mehrfach brutal auf das Volk geschossen und ein Blutbad veranstaltet. Jetzt verspricht die Armee — genau wie beim letzten Putsch vor 23 Jahren — Pluralismus und Demokratie. Glauben Sie, daß das Militär sich hinter die Demokratiebewegung stellt und in ihre Kasernen zurückkehren wird?
Samassekou: Wir betonen, daß es die Demokratiebewegung war, die Moussa Traor zu Fall gebracht hat. In ersten Stellungnahmen nach seiner Verhaftung betonte die Armee, sie wolle die Macht nicht selbst übernehmen. Inzwischen sieht es aber doch nach einem Putsch aus, denn das Militär hat einen Nationalen Rat der Versöhnung (CRN) gebildet und sich damit als neue Macht etabliert. Zudem wurde die Verfassung außer Kraft gesetzt, Nationalversammlung und Regierung aufgelöst und der Ausnahmezustand ausgerufen. Alle Telefonleitungen nach Bamako sind unterbrochen, der Flughafen ist gesperrt. Es gibt also Anzeichen dafür, daß sich die Armee nicht zurückziehen will. Die demokratische Opposition ist grundsätzlich gegen einen militärischen Staatsstreich.
Welche Forderungen stellen die Oppositionsführer dem CRN?
Der CRN muß es der Demokratiebewegung nun ermöglichen, ihr Programm zu verwirklichen. Wir verlangen, daß aus den Reihen der Opposition ein Komitee zum Heil des Volkes gebildet wird, welches die Voraussetzungen schafft für die Bildung einer Übergangsregierung. Nur so kann der soziale Frieden wiederhergestellt und Pluralismus und Demokratie verwirklicht werden. Falls sich das Militär unseren Forderungen nicht beugen will, werden wir erneut auf die Straße gehen. Das malische Volk kann die Armee genauso schlagen wie Moussa Traor.
Während des französisch-afrikanischen Gipfels im vergangenen Juni hat sich Frankreich erstmals von den afrikanischen Diktatoren distanziert und sie zur Demokratisierung aufgerufen. Zugleich bezahlt Paris die Gehälter der malischen Beamten. Was erwartet sie von ihrem wichtigsten Partner?
Frankreich soll Regime wie das von Moussa Traor nicht länger durch öffentliche Hilfe unterstützen. Interview: Bettina Kaps
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