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Make Love — not War

■ Ein südkoreanisch-chinesisches Tischtennispaar zeigt bei den Asienspielen, wie man sich näher kommt

Peking (taz) — Auf die Politiker wollten Ahn Jae-Hyong und Jiao Zhimin nicht warten. Unter dem Motto „Make Love — not War“ sorgte das südkoreanisch-chinesische Tischtennis-Paar bei den Asienspielen für Aufsehen. Ungeachtet fehlender diplomatischer Beziehungen setzten die beiden Nationalspieler mit ihrer Hochzeit ein Zeichen und wurden in Peking zum Symbol besser werdender Kontakte zwischen den beiden führenden asiatischen Sportnationen.

Die Sportlerromanze begann bei einem Wettkampf in Pakistan 1984. „Ich war sehr von der Freundlichkeit der Südkoreaner beeindruckt, die eigentlich sehr merkwürdig war, da wir doch keine offiziellen diplomatischen Beziehungen unterhielten“, erinnert sich die Nordchinesin Jiao Zhimin.

Doch die Freundlichkeit unter den beiden wuchs und gedieh, trotz manch widriger Umstände. Ein Jahr später wurden die ersten Geschenke ausgetauscht. Freunde spielten die Liebesboten und überbrachten Briefe, existierten doch nicht einmal Postverbindungen zwischen den beiden Ländern. Auch verstand Julia des Romeos Sprache nicht, ganz abgesehen vom Widerstand der Eltern.

Die Mutter Jiao Zhimins hatte kein Verständnis für solcherlei grenzüberschreitende Beziehungen. Schließlich gäbe es in China doch wirklich genug Männer. Jiaos Trainer zeigte sich dagegen pragmatischer und achtete nur darauf, daß die sportlichen Leistungen stabil blieben.

Nach dem Gewinn der olympischen Bronzemedaille im Tischtennis 1988 in Seoul trat sie zurück und heiratete ein Jahr später in Stockholm ihren Auserwählten. Ein liebloser Akt im kalten Nordeuropa, dem eine traditionell bunt-fröhliche Trauungszeremonie in Seoul folgte. Und wo in Seoul konnte wohl der Sportler Heiratsglück vollendet werden? An der Stätte des (zweit-)größten Triumphes, im Olympischen Dorf! Jürgen Viethen

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