: Magistrat „hilflos“
■ Werner Lenz legt sich mit Bremerhavener Magistratskollegen an / Fraktion leistet Schützenhilfe / Bürgermeister Willms und Brandt in der Schußlinie
Bremerhavens Magistrat fehlte noch in der Sammlung von Werner Lenz. Seit seiner Rückkehr auf den Posten des Bremerhavener SPD-Parteivorsitzenden hat sich Bremens ehemaliger Wirtschaftssenator mit allen Flügeln seiner Partei angelegt. Jetzt übt der Parteivorsitzende auch vernichtende Kritik an seinen Kollegen im Magistrat: „Ein Bild hilfloser Inkompetenz“ biete die Verwaltungsspitze, schreibt Lenz in einem internen Papier. Und: „Die Partei ist nicht länger bereit, das Versagen einzelner Magistratsmitglieder mit dem Mantel der
Liebe zuzudecken“.
Bei seiner Kollegenschelte kann Lenz auf Beifall aus der Bremerhavener SPD-Stadtverordnetenfraktion rechnen - auch wenn Lenz‘ autokratischer Führungsstil in der eigenen Partei alles andere als unumstritten ist. Erst vor einigen Wochen war ein ebenfalls internes Papier an die Presse lanciert worden, in dem Lenz für den Niedergang der SPD in Bremerhaven verantwortlich gemacht wurde. In der jetzigen Kritik am Magistrat kann Lenz sich dagegen mit weiten Teilen seiner Partei einig wissen. Auch der SPD
Fraktionsvorstand hatte bereits mehrfach die Pannen in der Bremerhavener Verwaltung gerügt. - Fraktions-Vorsitzender Christian Bruns: „Wenn wir so weiter machen, brauchen wir zu den nächsten Wahlen gar nicht mehr anzutreten. Was immer in Bremerhaven schief geht, wird der SPD angerechnet.“
Pannen hatte es in Bremerhaven in jüngster Zeit in der Tat in jeder Menge gegeben. Von den unseriösen Finanztricks bei den Einfamilienhäusern der Neuen Heimat in Leher-Heide-Ost über die völlige Fehlkalkulation beim
Umbau der Strandhalle - statt geplanter 2,3 Millionen wird die Restaurierung jetzt das Doppelte kosten - bis zur drastischen Überziehung des Baukosten-Etats beim Bau des Morgenstern-Museums. In allen Fällen geriet vor allem Baudezernent Heinz Korves ins Schußfeld. Von der Lenz -Schelte mitgemeint sind aber auch Oberbürgermeister Karl Willms und sein Stellvertreter Heinz Brandt. Ihr Rücktritt wurde bislang noch nicht gefordert, weder von Werner Lenz noch von der SPD-Fraktion.
kvr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen