Mafia in Russland: Auftragsmord mit Folgen
Aslan Ussojan, der mächtigste Mann in der russischen Unterwelt, wird Opfer eines Auftragsmordes. Nun könnte ein Krieg der Unterwelt folgen.
BERLIN taz | Der „König der russischen Mafia“ ist tot. Am Mittwoch wurde der 75-jährige Aslan Ussojan, auch „Väterchen Hassan“ genannt, vor einem Edelrestaurant im Zentrum Moskaus von einem Heckenschützen mit mehreren Schüssen niedergestreckt.
Wenig später erlag er in einem Krankenhaus seinen Verletzungen. Eine Frau, die zum gleichen Zeitpunkt das Lokal verließ, wurde von mehreren Kugeln verwundet. Sie schwebe aber nicht in Lebensgefahr, teilte die Polizei mit.
Die kriminelle Karriere von Ussojan, der in Georgien geboren wurde und kurdischer Herkunft war, begann bereits 1956. In diesem Jahr wurde er erstmals wegen Widerstandes gegen die Miliz zu anderthalb Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Weitere mehrjährige Haftstrafen folgten – unter anderem wegen Raubes und Spekulantentums. Im Gefängnis wurde er ein sogenannter „Dieb im Gesetz“ – seit Sowjetzeiten die Umschreibung für den Anführer einer Gruppe von Leuten, die der organisierten Kriminalität zuzurechnen sind.
Nach dem Fall der Sowjetunion 1991 stieg Ussojan schnell zu einem der mächtigsten Paten der Unterwelt auf, der kriminelle Banden auch über die Grenzen von Russland hinaus kontrollierte. Sein illegales Imperium baute er unter anderem auf Einnahmen aus Glücksspielen, Drogen- und Waffenhandel sowie aus Rohstoffgeschäften auf.
Bereits der dritte Mordanschlag
Mit dem Mafioso Tariel Oniani („Taro“) und dessen Bande bekriegte sich Ussojan bis aufs Blut. Vor allem in Sotschi wurden viele seiner Leute umgebracht. In dem Ort am Schwarzen Meer, in dem 2014 die Olympischen Winterspiele stattfinden, ging und geht es um die Vergabe lukrativer Aufträge in der Baubranche.
2008 entging Ussojan unversehrt einem Attentat. 2010 wurde er bei einem weiteren Anschlag schwer verletzt. Ungenannte Quellen rechnen den Auftragsmord vom Mittwoch einem kriminellen Klan georgischer Migranten in Russland zu.
Die Tat weckt Erinnerungen an die 90er Jahre, als Mafiamorde in Russland Alltag waren. „Ich bin sicher, dass ein neuer krimineller Verteilungskampf beginnt“, twitterte der Duma-Abgeordnete Alexander Chinstein. Auch Mark Galeotti, Experte für die russische Mafia an der Universität in New York, glaubt, dass sich die Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Gruppen verschärfen.
„Die russische Unterwelt ist unberechenbarer als vor fünf Jahren“, sagte er dem Guardian. „Vor allem die illegale Einfuhr von Heroin aus Afghanistan sowie die Möglichkeiten, die die Winterspiele in Sotschi bieten, stellen die alte Hackordnung infrage.“
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