: Mafia auf berlinerisch
■ Sozialdemokratische Juristen tagen über das organisierte Verbrechen / Situation sei, gemessen an amerikanischen Verhältnissen, nicht zum Resignieren
Unter dem Titel „Die Mafia auf dem Vormarsch“ beschäftigte sich am Wochenende die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratische Juristen (ASJ) mit dem organisierten Verbrechen in Berlin. Einhellig vertrat man die Ansicht, daß die Situation, gemessen an italienischen und amerikanischen Verhältnissen, nicht zum Resignieren sei.
Dennoch wurde aber ein alarmierendes Bild der Berliner Verhältnisse gezeichnet. Organisierte Kriminalität erstreckt sich längst nicht mehr allein auf das Verschieben von Autos nach Nahost und Osteuropa. Hinzu kommen Urkundenfälschung und -handel, Waffenkriminalität und Rauschgift. Das Zuhälterwesen sei „ein im wesentlichen rechtsfreier Raum“.
Der ehemalige Leiter der Direktion Verbrechensbekämpfung, Dieter Schenk, berichtete, „daß ein leistungsfähiges und finanzkräftiges Berufsverbrechertum entstanden“ sei.
Der ARD-Korrespondent Dagobert Linlau hob einen spezifischen Berliner Brennpunkt hervor: Es gehe um Hunderte von kleinen Gruppen, die in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Geld zusammenraffen wollten, dabei Polizei und Justiz unterliefen und auch Politiker zu Komplizen machten.
Der Bauskandal sei dafür ein „klassisches Beispiel“. Siehe Interviews mit Lindlau, Schenk und dem sicherheitspolitischen Experten der SPD-Fraktion, Pätzold, auf Seite 18.
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