„Männer“-Aussage von Angela Merkel: Endlich eine Erklärung für das Scheitern der Ampel
„Männer“ sind laut Merkel am Zerbrechen der Regierungskoalition Schuld. Dann lieber Frauen wählen? Ein Blick in die Politik-Landschaft legt nahe: Das ist keine gute Idee.

E in Wort, ein Treffer: „Männer!“ So knackig hatte sich Angela Merkel noch nie ausgedrückt wie bei der Antwort auf die Frage, was sie beim Anblick des Ampel-Dramas gedacht habe. Bis dahin war von Merkel nur ein vager Satz in Erinnerung, der ähnlich einschlug: „Wir schaffen das!“ Aber während man auch nach Lektüre ihrer Memoiren nicht weiß, was genau wir schaffen sollen, war diesmal sofort klar, was die Frau im Spiegel meinte. Und viele seufzten mit. Es wirkte wie eine Befreiung.
Nach drei Jahren ratloser Analysen lieferte die Exkanzlerin mit nur einem Wort endlich die Erklärung, warum die Ampel so versagt und Deutschland in eine tiefe Depression hineinregiert hatte: Es lag natürlich daran, dass Olaf Scholz, Christian Lindner und Robert Habeck Männer waren. Logisch. Das konnte ja nichts werden!
Zumal die Ampel-Männer den laut Merkel typisch männlichen Fehler begangen hatten, „Dinge zu persönlich zu nehmen“. Eine Schwäche, die man „in der Politik tunlichst vermeiden“ sollte, die aber auch dem ewig wehleidig jammernden Merkel-Opfer Friedrich Merz nachgesagt wird, weshalb Merkels Äußerung also sicher keine Wahlempfehlung für den CDU-Kandidaten war.
Aber für wen dann? Die Linken haben zwar eine Frau in ihrer Doppelspitze, aber die kennt kein Mensch und Merkel wählt sie garantiert nicht. Da Scholz, Lindner und Habeck leider immer noch Männer sind und alle drei trotzdem erneut antreten, bleiben nach dem Merkel-Kriterium für Regierungsfähigkeit eigentlich nur Alice Weidel und Sahra Wagenknecht übrig. Eine Aussicht, die den euphorischen Jubel über Merkels Männer-Spott im linksliberalen Milieu dann doch ein bisschen dämpft.
Auch im Ausland reüssieren keine linken, sondern durch die Bank rechte bis rechtsextreme Frauen. Vielleicht sind Giorgia Meloni, Marine Le Pen, die neue Tory-Chefin Kemi Badenoch und Susan Wiles, die erste weibliche Stabschefin im Weißen Haus, einfach nicht so gefühlsduselig wie ihre typisch männlichen Konkurrenten. Und wenn sie den übernächsten G-7-Gipfel trotzdem scheitern lassen? Logisch: Frauen!
Fragt sich nur, warum die linken Parteichefinnen Andrea Nahles und Ricarda Lang gleich nach der ersten Krise aufgegeben haben. Ein Rätsel. Scholz, Lindner und Habeck jedenfalls nahmen Merkels Männer-Kritik nicht ganz so persönlich. Sie machen einfach weiter, als wäre nichts geschehen. Typisch!
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