Machtwechsel in Hessen: Was Roland Koch übrig bliebe
Hessens Noch-Regierungschef sagt, er bereite sich auf den Machtwechsel in Wiesbaden vor. Welche Optionen hat er eigentlich noch?
BERLIN taz Noch ist er nicht weg. "Der Regierungschef Roland Koch bereitet sich darauf vor, dass das Parlament möglicherweise einen anderen Kandidaten wählt", erklärte Hessens Ministerpräsident in der Westdeutschen Allgemeinen vom Freitag. "Aber der Politiker Roland Koch sagt: Ich denke, dass Frau Ypsilanti noch nicht am Ziel ist." Und wenn sie ans Ziel kommt? Welche Optionen blieben dem CDU-Politiker?
Die Wiesbaden-Option: Wählt die rot-rot-grüne Einstimmenmehrheit Andrea Ypsilanti zur Ministerpräsidentin, könnte Koch Oppositionsführer werden. Die stramme Hessen-CDU würde ziemlich sicher zu ihm halten. Rot-Grün und der Linken stünden schon in den nächsten Wochen zähe Haushaltsverhandlungen bevor. Koch könnte darauf hoffen, ihr beim Scheitern helfen zu dürfen. Aber der Mann ist Realist und lang setzt er sich nicht ins Wiesbadener Parlament.
Die Eschborn-Option: Zumindest die Möglichkeit für einen Neuanfang hätte der 50-jährige Jurist. 1985 machte er in Eschborn bei Frankfurt die Kanzlei Koch, Rauberger & Koch auf, Spezialität: Wettbewerbs- und Wirtschaftsrecht. Er könnte also wieder Anwalt werden oder sich einen Managerjob angeln. Aber ist das etwas für einen, den Kohl einst zum Erben erklärte? "Außer Politik und Familie hat er nichts - das ist eine grobe Fehleinschätzung", sagte Koch im Juni der taz: "Mein Leben definiert sich nicht aus der Frage, ob ich ein politisches Amt habe."
Die Berlin-Option: Schon während des Wahlkampfes wurde spekuliert, dass Koch ja in Berlin gegen den Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) eingewechselt werden könnte. Der ist zwar weiter glücklos, aber die Lage - Horst Seehofer geht nach Bayern, mit Franz Josef Jung sitzt schon ein Hesse im Kabinett - würde einen Umbau des Bundeskabinetts erfordern. So kurz vor der Wahl wenig wahrscheinlich.
Die Brüssel-Option: Auch als EU-Kommissar wird Koch immer mal gehandelt. Nachteil für ihn: Er wäre weit weg vom deutschen Geschehen. Im Juli sagte er zu Brüssel-Spekulationen: "Ich habe in meiner persönlichen Lebensplanung gesagt, dass das nicht auf meiner Tagesordnung steht."
Die Kombi-Option: Für Koch attraktiv könnte eine Kombi aus Wiesbaden- und Berlin-Option sein: In Wiesbaden lauern und zugleich im Anti-Rot-Rot-Grün-Wahlkampf 2009 groß auftreten. Nach gewonnener Bundestagswahl nach Berlin gehen, wo die Union einen erfahrenen Wirtschaftspolitiker braucht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin