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Machtkampf bei Tennis Borussia BerlinRevolution per Vereinsregister

Wende im Streit um TeBe Berlin: Es gibt einen neuen Vorstandschef. Der alte Chef will davon allerdings nichts wissen. Die Fans dafür umso mehr.

TeBe's on Fire: Anfang Juli als Unterstützung für Roter Stern Leipzig, jetzt auch wieder in Berlin Foto: dpa

„Wird aktualisiert …“, steht auf der Website von Tennis Borussia Berlin am Mittwoch dort, wo bis vor Kurzem noch die Kontakdaten des Vorstands angegeben waren. Der kurze Hinweis ist Ausdruck eines neuen Kapitels in dem seit Monaten tobenden Machtkampf beim Berliner Fußball-Oberligisten. Am Dienstagabend hatte der Verein in einer offiziell anmutenden Mitteilung verkündet, der Aufsichtsrat habe Günter Brombosch und Steffen Friede in den Vereinsvorstand berufen. Brombosch sei zum neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt worden – in ein Amt, das seit März 2017 der bei den Fans verhasste Investor Jens Redlich innehatte.

Ein Blick in das Vereinsregister bestätigt die Angaben: Seit einer Änderung am 24. Juli taucht Redlich dort nicht mehr auf, stattdessen ist Brombosch als Vorstandchef und Friede als Vorstandsmitglied eingetragen, neben dem amtierenden Vorstand Jörg Zimmermann.

Wie genau der Vorstandswechsel vonstatten ging, ist bislang unklar. Die Aktion sei von langer Hand geplant, sagt Tobias Schulze. Er gehört zur Fanabteilung TBAF (Tennis Borussia Aktive Fans) und berät den neuen Vorstand in Pressefragen. Redlich habe bereits vor Monaten seinen Rücktritt erklärt, sagt er.

Redlich, der gerade im Urlaub in den USA weilt, bestreitet das – anderen Medien gegenüber. Auf eine telefonische Anfrage der taz sagt er: „Ach Gott, jetzt auch noch die Linken. Nee, müssen Sie gar nicht erst fragen, taz, nee, da sage ich nichts. Ich rate Ihnen, gehen Sie weg da, suchen Sie sich eine richtige Zeitung.“

Redlich, Geschäftsführer der Fitnessstudiokette Crunch Fit, war vor drei Jahren bei TeBe eingestiegen und hatte erklärt, den Verein in die Regionalliga bringen zu wollen. Nach eigenen Angaben hat er bislang 2,5 Millionen Euro investiert. Mit seinem autokratischen Führungsstil hatte er sich von Anfang an keine Freunde in dem links geprägten Charlottenburger Verein gemacht. Großen Wirbel hatte eine Mitgliederversammlung im Januar ausgelöst, bei der Redlich seine Kandidaten für den Aufsichtsrat durchgedrückt hatte – offenbar mithilfe von erst kurz zuvor für diese Abstimmung eingetretenen Vereinsmitgliedern.

Am Dienstagabend war auf der Homepage des Vereins kurzzeitig eine Erklärung abrufbar, in der „die Mehrheit des Aufsichtsrats, der komplette Vorstand und der Ältestenrat“ erklären, es handele sich um einen „Putschversuch“. Redlich hatte bereits am Dienstag angekündigt, die Vorgänge rechtlich prüfen zu lassen.

Die Gegenseite sieht dem offenbar gelassen entgegen: „Die Ankündigungen von Herrn Redlich bereiten uns überhaupt keine Sorgen“, sagt Tobias Schulze. „Das ist alles sorgfältig vorbereitet worden, wir wurden dabei anwaltlich hervorragend beraten und sehen uns rechtlich absolut auf der sicheren Seite.“

Die Verwirrung um die schnell wieder verschwundene Mitteilung auf der Homepage wie auch um die plötzlich unsichtbare TeBe-Facebook-Seite führt Schulze darauf zurück, dass „die Übergabe im Detail nicht ganz reibungslos verlaufen“ sei. Der neue Vorstand habe nicht sofort Zugriff auf alle Kanäle gehabt. „Mit Hilfe des Vereinsregisterauszugs gelingt es uns jetzt aber nach und nach, die erforderlichen Berechtigungen zu erhalten.“

Aufgrund der Querelen hatten viele Fans ihren Verein zuletzt boykottiert. Das soll nun ebenfalls Geschichte sein: Wenn TeBe am Sonntag im Werner-Seelenbinder-Sportpark gegen Tasmania antritt, werden er und viele andere Fans wieder vor Ort sein, so Schulze.

Transparenzhinweis: Tobias Schulze ist nicht nur Teil der TBAF, sondern auch Leiter des Inlandsressorts der taz.

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