Macht der Milch

■ Keine „Müller-Milch“-Buchanzeige im 'Börsenblatt‘/ Verleger spricht von Zensur des Buches

Nürnberg (taz) — Immer neue Schwierigkeiten tun sich für den Verleger des Buches Alles in Butter— oder was? auf, für den Report über die Machenschaften der Augsburger Großmolkerei „Müller-Milch“ zu werben. Nach Schwierigkeiten, entsprechende Anzeigen in der 'Augsburger Allgemeinen‘ und dem Gemeindeblatt von Fischbach-Aretsried zu schalten, verweigern nun die bundesweite Fachzeitschrift 'Deutsche Milchwirtschaft‘ und der Herausgeber des 'Börsenblattes‘, der Börsenverein des deutschen Buchhandels, den Abdruck eines Inserats über das Buch des taz-Autors Klaus Wittmann.

Zunächst hatte die 'Deutsche Milchwirtschaft‘ eine Veröffentlichung der Anzeige mit der Begründung abgelehnt, die Molkerei Müller sei über den Landesverband dem Zentralverband Deutscher Milchwirtschaftler angeschlossen und dadurch automatisch Mitherausgeber der Zeitschrift. Dem Börsenverein war dann die vom Ledermann-Verlag in Bad Wörrishofen entworfene Anzeigenvorlage zu heiß. Insbesondere die Formulierungen „Massenentlassungen in Ostdeutschland trotz vieler Millionen vom Staat — Schwarzbauten in Serie und doch riesigen Abluftkamin nicht gebaut — Grundwasserdiebstahl mit Rückendeckung des Landrats“ stießen bei der Rechtsabteilung der Buchhändler-Vereinigung auf Ablehnung. Die inkriminierten Formulierungen, obwohl im Buch von Klaus Wittmann detailliert belegt, enthielten Behauptungen, die „strafrechtlich relevant“ seien, argumentiert Kristian Müller von der Heide von der Rechtsabteilung des Börsenvereins.

Als Ledermann eine Änderung des Anzeigentextes sowie die Abgabe einer sog. Freistellungserklärung, die den Börsenverein aus der haftungs- und schadensrechtlichen Inanspruchnahme durch Dritte befreit, ablehnte, berief sich Müller von der Heide auf das „Privileg der Pressefreiheit“, das sich auch auf den Anzeigenteil erstrecke. „Auch unser Börsenblatt kann im Grundsatz frei entscheiden, ob es Anzeigenaufträge durchführen oder ablehnen will.“

Verleger Ledermann findet es „unglaublich, wenn der eigene Verband die Verbreitung des Müller-Milch-Buches nachhaltig behindert“. Er sprach von einem „dreisten Zensurversuch“ seitens des Börsenvereins. bs