■ Macht Armut krank?: „Manche können sich keine Medizin leisten“
Ralf Böhmer, 31 Jahre, Gas-Wasser-Installateur
Mich jedenfalls nicht! Ich bin gleich bleibend arm und trotzdem nicht krank. Armut hat aber mit Krankheit nicht das Geringste zu tun. Auf ganz andere Dinge kommt es schließlich an – auf die persönliche Einstellung zum Leben zum Beispiel. Gesunde Ernährung und eine ideale Lebensweise zur Vorbeugung gegen Krankheiten sind völlig einkommensunabhängig auch in Armut ganz gut möglich.
Alina Kanygina, 18 Jahre, Schülerin
Das könnte schon stimmen. Wenn man beispielsweise allein an die vielen Arbeitslosen denkt, die aus Armut auf der Straße leben müssen und zum Teil wirklich seelisch oder körperlich krank sind. Um dagegen etwas zu tun, müssten von den politischen Institutionen dringend Arbeitsplätze geschaffen werden – obwohl es auch Leute unter denen gibt, die gar nicht arbeiten wollen.
Bernhard Baier, 62 Jahre, arbeitslos
Ich lebe doch auch ganz gut – und das, obwohl ich arm bin. Man muss sich einfach damit abfinden, dann lässt es sich auch trotzdem gut mit dem eigenen Leben auskommen. Früher, als meine Kinder noch jung waren, da hatte ich gar nichts und konnte nicht einmal in den Urlaub fahren. Aber heute bin ich zwar arbeitslos, habe aber dennoch genug Geld, um mir was zu leisten und um gesund zu bleiben.
Patrick Plenhart, 40 Jahre, Krankenpfleger
Logisch macht Armut krank. Manche Leute können sich ja heutzutage keine Medikamente mehr leisten – wegen der Gesundheitsreform. Entscheidend ist natürlich auch das fehlende gesellschaftliche Bewusstsein: Wenn ich sehe, wie einige Menschen hausen müssen, wundert mich nicht, dass die krank werden. Das hat ganz klar mit Armut zu tun. Und die wenigen Reichen werden indessen immer reicher.
Gerda Bergedorf, 80 Jahre, Rentnerin
So ein Unsinn. Wenn man reich ist, kann man doch genauso krank werden. Gerade im höheren Alter stellt sich das ein oder andere Leiden ein – ich selbst bin herzkrank. Reichtum schützt davor nicht. Und bei den jungen Leuten gibt es da auch keinen Unterschied. Viele von denen sind doch in jungen Jahren schon viel kränker als ich zum Beispiel – aber mit Armut hat das nichts zu tun.
Gislind Maschke, 49 Jahre, Künstlerin
Nicht unbedingt, aber die Gefahren, krank zu werden, sind für Arme natürlich schon größer. Das liegt am fehlenden Gesundheitsbewusstsein der Leute: Wenn es mir materiell schlechter geht, dann habe ich auch nicht die Kapazität, mich mit solchen Sachen überhaupt zu beschäftigen – mit gesunder Ernährung usw. Ich dagegen kann es mir problemlos leisten, im Bioladen einkaufen zu gehen usw.
Umfrage: Dirk Hempel
Fotos: Jan Nordmann
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen