MTV Music Awards: Ein Abend der Frauen
Die Hälfte aller Auszeichnungen beim MTV Music Award ging in diesem Jahr an Frauen. Ansonsten verlief die Show langweiliger als gewohnt.
Die Rapper*innen Cardi B und Childish Gambino waren die großen Gewinner*innen des gestrigen Abends. Denn als am Montag zum 35. Mal die MTV Music Awards stattfanden, gewannen beide jeweils drei Auszeichnungen. Cardi B wurde unter anderem als „Beste neue Künstlerin“ ausgezeichnet, Childish Gambino siegte in der Kategorie „Bestes Video mit sozialer Message“. In seinem Musikvideo zu „This is America“ zeigt er auf brutale Weise die Lebenswirklichkeit von Afroamerikaner*innen in den USA.
Mit schwarzem Kurzhaarschnitt und im roten Ballkleid eröffnete Cardi B die Show in der Radio City Music Hall in New York City mit einer politischen Massage. Zum Comeback aus der Babypause trug sie eine rosafarbene Babydecke unter dem Arm. Doch darunter versteckte sich nicht ihre wenige Wochen alte Tochter, sondern ein Astronaut mit Flagge in der Hand, die VMA-Trophäe. „Ich bin so glücklich, diesen Preis zu gewinnen“, sagt die 25-Jährige bei der Gala in der Nacht zum Dienstag. „Vor einigen Monaten haben mir viele Leute gesagt: ‚Du spielst mit deiner Karriere. Du bekommst ein Baby, was machst du da?‘ Ich habe das Baby ausgetragen, ich habe das Baby bekommen und jetzt gewinne ich immer noch Preise.“
Doch nicht nur die beiden Rapper*innen haben gewonnen, der Abend war ein Sieg für die Frauen. Die Hälfte aller Preise wurde dieses Jahr an Sängerinnen verliehen. Im vergangenen Jahr gingen nur knapp ein Fünftel an der Auszeichnungen an Frauen.
In den beiden wichtigsten Kategorie, „Künstlerin des Jahres“ und „Video des Jahres“, räumte überraschend Camila Cabello mit ihrem Lied „Havanna“ ab. Jennifer Lopez bekam einen Ehrenpreis und bedankt sich mit einer emotionalen Rede. „Ich bin mit MTV aufgewachsen und das hier ist wirklich eine wahnsinnige Ehre für mich“. In der Kategorie „Bester Hip Hop“ gewann Nicki Minaj und konnte sich damit gegen den nominierten Drake durchsetzen. Dieser knackte im Juli mit seinem Album „Scorpion“ 54 Jahre alten Rekord der Beatles. Sieben seiner neuen Songs schafften es in die Top Ten der US-amerikanischen Billboard-Charts.
Eine Show ohne Drama
Die MTV Music Awards, die lange Zeit als „Superbowl der jungen Menschen“ bezeichnet wurden, haben allmählich an Bedeutung verloren. Was vor allem daran liegt, dass durch Spotify und Apple Music ein Großteil der Menschen ihre Musik streamen anstatt bei MTV Videos anzugucken. Und wer aufwendig produzierten Videos angucken möchte, der greift auf Youtube zurück.
Die diesjährige Show wird vermutlich nicht lange in Erinnerung bleiben. Zwar ist die hohe Anzahl der weiblichen Preisträgerinnen ein Novum, doch ansonsten verlief die Veranstaltung weitesgehend ereignislos. Ein bisschen Kritik am US-Präsidenten Donald Trump, ein Auftritt von den Backstreet Boys, das wars an Spektakel.
Dabei waren es gerade die Skandale, die die Show zu einem Must-See machten. Im Jahr 2003 performten Madonna, Britney Spears und Christina Aguilera gemeinsam auf der Bühne und küssten sich. “The Kiss“ ging in die Popgeschichte ein. Das würde heute vermutlich nicht mehr viele schockieren. Zehn Jahre später versuchte Miley Cyrus das zu toppen, in dem sie nur leicht bekleidet provokativ auf der Bühne tanzte.
Und dann gibt es natürlich noch den Vorfall 2009. Damals wurde Taylor Swift in der Kategorie „Bestes weibliches Video“ ausgezeichnet. Als sie die Trophäe annehmen wollte, rannte Kanye West auf die Bühne und brüllte in die Menge, Beyoncé hätte diesen Preis deutlich mehr verdient. Recht hatte er, nichtsdestotrotz war es eine unverschämte Aktion, die sogar Barack Obama in einem späteren Interview verurteilte.
Den einzige Fauspax der diesjährigen Verleihung leistete sich Madonna. Sie erinnerte zum Abschluss der Gala an die kurz zuvor gestorbene Aretha Franklin: „Ich möchte dir dafür danken, Aretha, dass du uns alle inspiriert hast.“ Das Publikum brach in Jubel aus – doch später gab es viel Kritik in den sozialen Medien. Madonna habe zu viel über sich selbst und zu wenig über Franklin gesprochen. Die „Queen of Soul“ habe ein würdigeres Gedenken verdient. (mit dpa)
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