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MSA-Prüfungen in Corona-ZeitenEs gibt grad Wichtigeres

Kommentar von Susanne Memarnia

So richtig das Festhalten am Abitur ist, so falsch ist es, Zehntklässler jetzt in nicht systemrelevante Prüfungen zu schicken.

Da müssen sie durch: SchülerInnen bei einer Abiklausur Foto: dpa

D as Gute an Krisenzeiten wie diesen ist ja: Man kann noch mal genau darüber nachdenken, was wichtig ist – und was nicht. Fußball, Kino, tanzen gehen etwa sind schön, aber bekanntlich nicht „systemrelevant“. Abiturprüfungen sind für die Betroffenen weniger schön, aber dennoch notwendig. Denn, da hat Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) völlig recht: Wenn in ganz Deutschland Abiturprüfungen stattfinden, kann Berlin schlecht was anderes machen. Mit einem reinen „Noten-Abi“ würden Berliner AbiturienInnen wohl kaum an allen Hochschulen in Deutschland studieren könnten. Die Entscheidung des Senats, die Abiprüfungen an diesem Montag trotz Corona beginnen zu lassen, ist daher richtig.

Anders sieht es mit dem Mittleren Schulabschluss (MSA) aus. Dass Scheeres an den Prüfungen festhält und die Zehntklässlerinnen ab kommender Woche als Erste wieder in die Schule schickt, damit sie noch Zeit zur Vorbereitung auf die Prüfungen haben, ist nicht nur nach Meinung vieler Eltern und SchülerInnen die falsche Prioritätensetzung.

Zum einen sind die MSA-Prüfungen nicht „systemrelevant“: Die SchülerInnen müssen sie nur bestehen, die Note wird ohnehin aus den Halbjahreszeugnissen der 10. Klasse gebildet. Zum anderen – und vor allem: Das Abhalten der Prüfungen unter Corona-Bedingungen, also mit Sicherheitsabstand und verstärkten Hygienemaßnahmen, wird an den Schulen viele Ressourcen binden, die in den nächsten Wochen eigentlich für Wichtigeres benötigt werden. Etwa für den geplanten Schichtbetrieb, damit die Kinder wirklich wie versprochen in kleinen Gruppen unterrichtet werden können und die Räume zwischen den Stunden immer wieder gereinigt werden können. Oder für den Fernunterricht, der ja weiterhin notwendig sein wird, solange die Schulen noch nicht im Normalbetrieb laufen können.

Eigentlich muss Schule auch erst einmal ein Ort sein, an dem die Kinder und Jugendlichen ihre Erlebnisse der Ausnahmesituation der letzten Wochen aufarbeiten können. Lehrer und ErzieherInnen werden viel Zeit, Geduld und Empathie brauchen, die sozialen Verheerungen der Krise in den Griff zu bekommen. All das ist jetzt wichtig. MSA-Prüfungen sind es gerade nicht.

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Redakteurin taz.Berlin
Jahrgang 1969, seit 2003 bei der taz, erst in Köln, seit 2007 in Berlin. Ist im Berliner Lokalteil verantwortlich für die Themenbereiche Migration und Antirassismus.
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3 Kommentare

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  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    In Brandenburg finden die Prüfungen für MSA statt. Damit ist klar welcher Bewerber die Ausbildungsstelle bekommt. Soweit zur Systemrelevanz.

  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Sie können mal versuchen ohne MSA- Abschluß eine Stelle im öffentlichen Dienst zu bekommen. Das funktioniert mittler weilen nicht mal bei MTA `s oder Altenpflegern mehr.

  • na ja, Prüfungen sollten das kleinste Problem sein, gerade jetzt wo die Schulen noch zu sind, also kein normaler Troubel.



    man könnte auch leicht kleinere Gruppen machen, Aufsicht muss auch kein Lehrer sein. Der Facharbeiter in Kurzarbeit könnte dafür sicher auch gewonnen werden.



    Platz ist auch kein Thema, man könnte auch Turnhallen nutzen wenn man große Gruppen mit Abstand prüfen will.