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Luxusmodernisierung in BerlinEin Lehrstück in Sachen Verdrängung

In der Kopenhagener Straße 46 im Berliner Prenzlauer Berg soll nach der Sanierung die dreifache Miete gezahlt werden. Der Bezirk ist relativ machtlos.

Manche Eigentümer haben ein Brett vorm Kopf. Oder Styropor Bild: ap

BERLIN taz | Seit Dienstag steht das Gerüst. „Jetzt geht es also los“, sagt Martha B. und schaut aus dem Küchenfenster nach draußen. Dunkel ist es in der Wohnung in der Kopenhagener Straße 46 in Prenzlauer Berg, aber das ist nicht das schlimmste. „Geht es nach dem Eigentümer soll sich meine Miete fast verdreifachen“, sagt die Mieterin.

Martha B. zeigt auf die Modernisierungsankündigung, die der Eigentümer, die Firma Christmann Holding GmbH, an die Mieter verschickt hat. Für eine neue Heizung soll sie 206 Euro mehr im Monat zahlen, für den Einbau von Fenstern aus Tropenholz 136 Euro, für die Fassadendämmung 157 Euro und für eine so genannte Wohnraumlüftungsanlage 190 Euro. Insgesamt beträgt die Mieterhöhung 798,02 Euro. Bislang zahlt Martha B. für ihre 106 Quadratmeter große Wohnung 680 Euro. Nach der Modernisierung soll die Warmmiete 1.600 Euro betragen.

Martha B. ist nicht die einzige in der Kopenhagener Straße, die entsetzt war, als sie im vergangenen Herbst die Modernisierungsankündigung las. Bei einem Mieter soll die Miete von 540 Euro auf 1.510,88 Euro steigen. Ein Mieter, der für seine 38-Quadratmeter große Wohnung 214 Euro zahlt, soll bald 693,64 Euro berappen. „Es ist nicht so, dass wir nicht bereit wären, mehr nach einer Sanierung zu zahlen“, beteuert Martha B. „Aber doch nicht das Dreifache.“

Bevor die Firma Christmann das Haus kaufte, war die Kopenhagener Straße 46 ein Paradebeispiel für die Berliner Mischung, sagt Mieter Andreas D. „Der alte Eigentümer war ein Sozialdemokrat, der hat die Leute machen lassen.“ So zogen in den Gründerzeitbau, der zwischenzeitlich fast leer gestanden hatte, wieder Mieter in die 20 Wohnungen. „Zwar musste man auf eine Reparatur etwas warten“, sagt D. „Aber dafür war die Miete in Ordnung.“ Zwischen vier und fünf Euro pro Quadratmeter zahlen die Mieterinnen und Mieter in dem Haus nahe des Mauerparks.

Andreas D. betreibt auch einen Blog, in dem er die Geschichte des Hauses und den Eigentümerwechsel dokumentiert hat. Unter dem Eintrag „Chronik einer angekündigten Entmietung“ hat er zusammengetragen, was alles zwischen der Modernisierungsankündigung im September bis heute passiert ist. „Weil wir der Modernisierung nicht zugestimmt haben, wurden wir inzwischen alle auf Duldung verklagt“, sagt D.

Mietplus von 1.000 Euro

Die Christmann Holding ist keine Unbekannte auf dem Berliner Entmietungsmarkt. In der Winsstraße 59 sollte eine Mieterin statt 700 Euro plötzlich 2.000 Euro Miete zahlen. Um Instandhaltung oder eine anständige Sanierung ging es nicht – das Außenklo sollte bleiben. Wohl aber um energetische Modernisierung, denn gegen die gibt es keine Handhabe. „Dort, wo von den Eigentümern alle gesetzlichen Möglichkeiten der Mieterhöhung ausgeschöpft werden“, weiß Lukas Siebenkotten, der Direktor des Deutschen Mieterbundes, „müssen die Mieter ungefähr drei Mal soviel mehr zahlen, als sie hinterher bei den Heizkosten einsparen.“

Für Siebenkotten ist die energetische Modernisierung deshalb auch ein Instrument, mit dem manche Eigentümer ihre Mieter loswerden wollen. „Wir würden uns wünschen, wenn mit möglichst wenig Mitteleinsatz eine möglichst hohe Energieeffizienz erzielt wird“, fordert Siebenkotten. Weniger Mitteleinsatz heißt auch weniger Umlage der Modernisierungskosten auf die Miete. Doch oft sei das Gegenteil der Fall: „Nach jetzigem Recht muss der Eigentümer bei energetischen Sanierungen nicht einmal nachweisen, ob das zu Einsparungen führt.“

Martha B. weiß, dass das Mietrecht nicht auf ihrer Seite steht. Ein Eigentümer muss nicht nur keine Einsparungen nachweisen. Er kann sich seine Modernisierung sogar ganz von den Mietern bezahlen lassen. „Elf Prozent der Modernisierungskosten können auf die Miete umgelegt werden“, rechnet B. vor. „Nach neun Jahren haben wir das abbezahlt. Die Miete bleibt aber auch danach so hoch. Dann geht alles in die Tasche des Eigentümers.“

Solange das Mietrecht dieses zulässt, ist der Bezirk Pankow die letzte Hoffnung der Mieter aus der Kopenhagener Straße 46. Am Mittwochabend, einen Tag nachdem das Gerüst aufgestellt wurde, haben sie einen Termin bei der Mieterberatung Prenzlauer Berg. Auch Christoph Speckmann, der Leiter der Abteilung Stadterneuerung des Bezirksamts Pankow ist da. Er wacht darüber, ob sich die Eigentümer in den so genannten „Erhaltungsgebieten“ auch an die Regeln halten. Einige dieser Regeln sollen auch vor Luxusmodernisierung schützen. So hat der Bezirk in einer „Erhaltungsverordnung“ etwa den Einbau von Fußbodenheizungen oder zweiten Bädern untersagt.

Speckmann sagt: „Die Firma Christmann bewegt sich nicht am Rande der Legalität, sondern völlig gesetzeskonform“, sagt er. „Bei energetischen Sanierungen haben wir keine Möglichkeit, die Genehmigung zu verweigern.“

Ein bisschen schwerer wollte es Pankow den Eigentümern zwar machen. So muss in einem Gutachten nun nachgewiesen werden, dass ohne die Dämmung der Fassade die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEv) nicht zu realisieren seien. „Dieses Gutachten hat der Eigentümer aber vorgelegt“, betont Speckmann. „Wir haben keinen Grund, an seiner Richtigkeit zu zweifeln.“

„Haben Sie das geprüft?“

Die Mieter sehen das anders. „Eine Fassade muss dann nicht gedämmt werden, wenn 90 Prozent des Verputzes in Ordnung sind“, liest Martha B. aus der EnEv vor. „Haben Sie das geprüft?“, fragt sie den Bezirksvertreter. Speckmann schüttelt den Kopf. „Dazu haben wir keinen Anlass“, sagt er. Nun fordern die Mieter von Baustadtrat Jens-Holger Kirchner ein Gegengutachten.

Man merkt Christoph Speckmann an, dass ihm nicht wohl ist in seiner Haut. Er steht auf der Seite der Mieter. Dass es neben einer Wärmedämmung auch eine teure Wohnraumlüftungsanlage geben soll, gehörte bislang noch nicht zum Repertoire der Eigentümer. Und dennoch sind Speckmann die Hände gebunden. Auch ihm ist klar, was da in der Kopenhagener Straße passiert. „Die Eigentümer wollen Ihr Haus entmieten und die Wohnungen hinterher in Eigentumswohnungen umwandeln“, sagt er den Mietern.

Auch im Senat beobachtet man das Geschehen aufmerksam. „Wir sind auf der einen Seite die Bauverwaltung, auf der anderen aber auch die Umweltverwaltung“, sagt Daniela Augenstein, Sprecherin von Bau- und Umweltsenator Michael Müller (SPD). „Energetische Sanierung ist von uns also ausdrücklich gewünscht.“ Eine Verdreifachung der Miete sei aber problematisch. Augenstein verwies in diesem Zusammenhang auf die Bundespolitik. „Dort wird im Zusammenhang mit der Energiewende auch darüber diskutiert, wie man die Kosten der Sanierung gerechter verteilt.“

Für Martha B. und ihre Mitmieter kommt das allerdings zu spät. Immerhin eine Botschaft hat Bezirksamtsvertreter Speckmann am Mittwochabend parat. „Weil der Eigentümer nicht kooperativ ist, betrachten wir Sie als Sanierungsbetroffene“, sagte er den 15 Mietern, die in die Mieterberatung gekommen waren.

Am Donnerstag hat auch Stadtrat Kirchner dem Vorschlag zugestimmt. „Die Betroffenen werden Umsetzwohnungen im Prenzlauer Berg bekommen“, so der Grünen-Politiker zur taz. Zuvor aber will er noch einmal alle Mittel ausschöpfen. „Wir werden das Gutachten des Eigentümers sicher überprüfen – wenn nötig auch mit einem Gegengutachten“, kündigt Kichner an.

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29 Kommentare

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  • T
    Theo

    Bei den Mietern sollte sich zumindest etwas Schadenfreude breir machen. Wer sein Haus mit Styropor dämmt, ruiniert es über kurz oder lang. Völlig idiotisch wird es, wenn wie hier ein Gründerzeitgebäude in geschlossener Bebauung dran glauben soll. Einspareffekt gleich null dafür Schimmer und dauerlüften. Überhaupt ist die Wandstärke von Gründerzeitlern völlig ausreichend.

     

    Dann möchte ich noch mit dem Mythos aufräumen, als Eigentümer ist man nach neuer EnEV verpflichtet seine Fassade zu dämmen, wenn mehr als 10% bearbeitet werden. Das ist natürlich völliger unfug. Niemand kann dazu gezwungen werden, sein Gebäude zu dämmen. Es werden landauf landab Altbauten ohne das Anbringen von Styropor saniert. Zum Glück.

  • G
    Gartenhelfer

    Also ich meine, dass die Verbindung von "Tropenholz" verboten werden muss. Die Mieterhöhung für die Heizung ist krasser Wucher. Ein morderner Heizkessel eines Markenherstellers kostet 4000 €, versorgt locker 600 qm Wohnfläche (6 große Wohnungen)mit Wärme und hält 15 Jahre. Da würde ich gern mal die Kalkulation des Vermieters sehen.

  • A
    Arne

    Und wieder einmal zeigt sich, wie wenig sinnvoll es ist, manche Gesetze auf Bundesebene anzulegen.

     

    Berlin hat offenbar ganz andere Probleme als die ländliche Bevölkerung, die manchmal froh wäre, könnte sie mehr Miete zahlen, damit sie weniger Energie auf Dauer verbraucht. Es ist mir unverständlich, wieso hier auch der Bezirk nur krampfhaft versucht, ein offenbar für seinen Bezirk nicht passendes Gesetz so auszulegen, dass auch der Mieter seine Rechte bekommt anstatt die Frage nach den Mietgesetzen grundsätzlich zu stellen.

     

    Den Mietern würde ich solange raten, sich schleunigst was neues zu suchen und dann die Mietzahlungen einzustellen und die Wohnung noch ordentlich zu verwohnen. Beim plötzlichen Auszug müsste kein Waschbecken, keine Steckdose, nichts mehr in der Bude sein.

  • V
    vergesst_es

    Vergeßt es! Politik und Immobilienwirtschaft sind inzwischen vielerorts über Parteigrenzen hinweg verbandelt und "gute Freunde" geworden. Viele Kommunalpolitiker haben die aufgrund des Immobilienbooms sehr interessanten Jobs in der Branche für die Zeit nach ihrem Aussscheiden aus dem Amt im Auge und oft auch schon in Aussicht.

     

    Der gering- oder normalverdienende Berufstätige und Mieter ist kein Gegenstand politischer Betrachtungen und Arbeit mehr, sondern nur noch ein lästiger Schmutzfleck in der Glanz- und Glitzerwelt der in den Großstädten neu entstehenden "Quartiere", "Residenzen", "Plazas", "Parks" und mit welchen Marketing-Phrasen die neuen Gated Communities noch bezeichnet sein mögen.

     

    "Ihr nervigen, häßlichen Gering- und Normalverdiener, geht uns aus der Sonne und verzieht euch! Schnell!"

  • „Eine Fassade muss dann nicht gedämmt werden, wenn 90 Prozent des Verputzes in Ordnung sind“, liest Martha B. aus der EnEv vor.

     

    Aha? Aus welcher EnEV liest sie denn da vor? Den Satz gibt es in der gültigen Fassung von 2009 nicht! Statt dessen steht darin (§ 9 Abs. 3):

     

    "Satz 1 [Anm. Einhaltung der Wärmedurchgangskoeffizienten] ist nicht anzuwenden auf Änderungen von Außenbauteilen, wenn die Fläche der geänderten Bauteile nicht mehr als 10 von Hundert der gesamten jeweiligen Bauteilfläche des Gebäudes betreffen."

     

    „Haben Sie das geprüft?“, fragt sie den Bezirksvertreter. Speckmann schüttelt den Kopf. „Dazu haben wir keinen Anlass“, sagt er. Nun fordern die Mieter von Baustadtrat Jens-Holger Kirchner ein Gegengutachten.

     

    Die Mieter wissen anscheinend nicht, was Sache ist. Wenn mehr als 10 % einer Bauteilfläche geändert wird, muss dies (mit Ausnahme weniger Fälle) EnEV-konform geschehen. Kleine Putzausbesserungen können demnach ohne Weiteres vorgenommen werden. Hier geht es - wie mir scheint - aber um etwas komplett anderes: Der Eigentümer will keine kleinen Schönheitskorrekturen an seinem Besitz ausführen, sondern diesen energetisch modernisieren bzw. sanieren. Und da ist doch vollkommen egal, wie viel Putz da noch an der Wand ist. Da die Außenwände komplett gedämmt werden sollen, muss dies gemäß EnEV geschehen. Soweit ist alles korrekt! Und daher gibt es auch keinen Anlass zur Prüfung. Dass Sanierungskosten auf die Bewohner umgelegt werden ist teilweise berechtigt; das Problem sehe ich eher darin, dass die erhöhte Miete nach der erfolgreichen Amortisation (nach gut 9 Jahren) nicht wieder gesenkt wird.

    • H
      Hans
      @Bob Willis:

      "das Problem sehe ich eher darin, dass die erhöhte Miete nach der erfolgreichen Amortisation (nach gut 9 Jahren) nicht wieder gesenkt wird."

      Das würde die Mieter aber auch raus treiben. Es wäre sinnvoller, eine geringe Mieterhöhung über einen längeren Zeitraum vorzunehmen, so dass der Mietwucher die Leute nicht raustreibt.

  • D
    Dan

    Wow, zentrale Lage, 1600€ warm für 106qm...so günstig würde ich auch gerne mal wohnen.

    • IA
      Ich auch
      @Dan:

      Ich möcht' in Berlin auch gern mal so viel Geld verdienen wie die Münchner. Wir sind doch hier nicht bei Wünschdirwas.

    • B
      BerlinerIn
      @Dan:

      Na dann schauen Se doch mal in Frankfurt Oder, Brandenburg Havel oder Sonstewo aufm Land nach, da werdn se schon wat finden. Und dann müssen Se uns in Berlin nich mit Ihrem Gejammer belabern.

  • J
    Jeanne

    Eine Mieterhöhung von 798,-€ monatlich bedeutet einen Modernisierungskostenanteil von 87.000,-€ für die 106 qm große Wohnung. Ich halte das für völlig überzogen und glaube nicht, dass eine seriöse Berechnung dahintersteckt. Z.B. müssen ersparte Instandsetzungen herausgerechnet werden, ob das wohl hier passiert ist?

    Außerdem gibt es auch die Möglichkeit die Zustimmung zur Modernisierung aufgrund von finanzieller Härte zu verweigern. Nach der überwiegenden Meinung der Gerichte besteht eine finanzielle Härte dann, wenn mit der angekündigten Modernisierung die Warmmietbelastung des Mieters auf über 30 Prozent seines verfügbaren Haushaltseinkommens steigt. Allerdings gilt das nicht für Modernisierungen, die zu einem allgemein üblichen Standard führen. Eine Mieterhöhung für die Heizung und Fassadendämmung läßt sich als energetische Sanierung wohl eher nicht verhindern, aber sind Mahagonifenster und eine Wohnraumbelüftunsanlage allgemein üblicher Standard? Das sollte vielleicht geprüft werden.

    Meine eigenen Erfahrungen liegen schon eine Weile zurück, sollte ich hier also was Falsches erzählen, bin ich für Weiterbildung zu dem Thema durchaus dankbar.

    Den momentanen Mietern wünsch ich viel Kraft und alles Gute.

  • WS
    wenn sie uns den krieg erklären ...

    Solange Immobilieneigentümer die Regierungen dominieren wird auch mit Mieterprotesten wenig erreicht ;) Wenn sie uns aus unseren Kiezen vertreiben, müssen wir sie aus ihren Ämtern jagen. Ich betrachte die derzeitige energetische Sanierungsstrategie als weitere Kriegserklärung gegen die Mieter.

    • @wenn sie uns den krieg erklären ...:

      Meine Eltern - ich bin ein wenig älter - haben den Zweiten Weltkrieg als junge Erwachsene miterlebt. Meine Mutter in Bombennächten, mein Vater in Russland. Sie haben mir beide davon erzählt. Vor diesem Hintergrund schlage ich vor, sich den Schaum vor dem Mund abzuwischen und nicht mehr von "Kriegserklärung" zu sprechen. Wer das tut, ist absolut geschichtsvergessen und hat keine Ahnung, wovon er spricht. Ich wohne direkt neben der Kopenhagener 46. Hier wird nicht geschossen. Niemand liegt mit zerfetztem Körper auf der Straße. Das, was hier passiert, ist absolute Scheiße. Krieg ist es nicht.

  • Z
    Zagreus

    Tja - als jemand, der selbst entmietet wurde (in Friedrichshain) muss ich sagen, dass es halt extrem problematisch ist, wenn pauschal soetwas wie 'energetisches Sanieren' als positiv gewertet wird. Denn es führt dazu, dass Eigentümer mit absicht nach den teuersten Möglichkeiten für solch eine 'energetischen sanierung' suchen, und es auch rechtferigen mit dem verweis darauf, dass halt die Maßnahme oder Methode X a% (= meist nur minimal) effizienter ist als die Maßnahme oider Methode Y, aber dafür ein vielfaches teurer. Damit treibt man den Preis und somit den Mietpreis hoch und bekommt die Mieter raus - weil die mit einem mal die neue Miete nicht mehr zahlen können (vor allem, wenn sie HartzIV oder Wohngeld erhalten, weil die Stadt wiederum nicht bereit ist, dann diese teuren neu Mieten zu bezahlen).

    Entmietung halt auf die hässliche - die leute bekommen noch nicht einmal eine Abfindung dafür.

    Scheon einmal gut wäre es, wenn zum einen ein verhältnis-grenze zwischen Effizenz der Energetischen verbesserung und Kosten dafür eingeführt würde. Und dann, dass die Neumieten auf mehrere Jahre verbindlich sind bzw. es entsprechende mehrjährige Verbote des Verkaufs von solchen sanierten Wohnraum gäbe bzw. der Quadratmeter-Verkaufspreis sich am 'Mietpreis' orientieren müsste. Denn dann hätten die Eigentümer das Problem, dass sie leicht auf Wohnungen sitzen bleiben, die einfach niemand mieten will, weil sie viel zu teuer sind und sie sie auch nicht verkaufen können - es also für sie anfängt ein schlechtes Geschäft zu werden.

  • G
    Gast

    Es ist nicht jeder Vermieter so. Ich hatte Glück. Meine Wohnung liegtin der Nähe vom Boxhagener Platz (56 qm, kleiner Balkon). Hier wurde keine energetische Sanierung durchgeführt, aber eine normale = statt Kohleofen jetzt Zentralheizung, richtiges Bad eingebaut (wenn auch ohne Fenster), Einbaukücke, neue Böden und Fenster und abgesehen von den Heizkosten, alles für 60 €. Danke für den Artikel, ich fand, dass ich schon zu viel mehr bezahle. Jetzt nicht mehr.

    • H
      Hans
      @Gast:

      Wie assig ist denn diese Haltung. Mir gehts gut und den anderen nicht. Die sind mir doch egal und davon will ich auch nichts wissen.

       

      Frei nach: "Eure Armut kotzt mich an!"

      • JJ
        just Jan
        @Hans:

        Wie assig ist denn ihr Kommentar.

         

        Der Autor äußert doch nur, dass er davon ausging dass seine Mietsteigerung um 60 Euro schon viele wäre und er verwundert ist dass es noch um einige Faktoren höher ausfallen kann.

         

        Wo lesen Sie diese "Haltung" ihm wären andere egal und er von den Schicksalen anderer nichts wissen will, denn heraus.

         

        Sie kommen bestimmt aus ner politischen Ecke die sich das Thema Gentrifizierung unter den Nagel gerissen hat und nun jeden verdammt, der nicht haargenau die Meinung vertritt die er selbst hat.

         

        Ihre miese Unterstellung hätten sie sich klemmen können. Greifen Sie doch diejenigen an die für den Miet- und Immobilienwahn verantwortlich sind!!!

        • H
          Hans
          @just Jan:

          Ja, über die Intensität meines Kommentares bin ich mir wohl bewusst. Es handelt sich bei Verdrängung aus welchen Gründen auch immer um ein sehr emotionalisiertes Thema. Ich kenne solche Menschen und Ihre Kommentare und neige dann zur Pauschalisierung. Dies ist nicht nett aber in Emotionalität begründet. Wer schon einmal Verdrängung erlebt hat, weiß wovon ich spreche.

           

          Natürlich sind die Immobileinspekulanten die Verursacher. Und dies sind auch nicht immer Spekulanten, teilweise halt einfach nur Immobilienbesitzer, die irhen Teil vom Kuchen abhaben wollen. Trotzdem geht es hier um Menschen. Und hier versagt leider die aktuelle Politik, egal welche Partei sie macht. Parteien sind hier schon länger nicht mehr an der Macht.

           

          Das Problem ist, dass nur Menschen, die davon selbst betroffen sind reagieren. Der Rest verhält sich frei nach dem Motto: "Was gehen mich eure Probleme an", bis es sie selbst irgendwann trifft. Und dann wundern sie sich und jammern. Um diesem vorzubeugen greife ich leider zu nicht zielführenden polarisierenden Mitteln.

  • H
    Hausfassade

    Man beachte die Schaumstoffplatten auf dem Foto, das gibt später jede Menge Schimmelpilze in den Wohnungen!

    Wo bleibt der Aufschrei der Grünen?

    Die massive Produktion von Schaumstoffen ist nicht gerade umweltfreundlich!

    • @Hausfassade:

      Bitte beschäftigen Sie sich erstmal mit bauphysikalischen Grundlagen!

      Mal abgesehen davon dass Polystyrol-Platten diffusionsoffener sind als Holz, liegt eine Schimmelpilzentwicklung in der Wohnung nur im Fall schlechter Ausführung an der Fassadendämmung. Die Schimmelbildung wird durch eine Außendämmung in der Regel stark reduziert (höhere Wandinnentemperatur -> weniger Tauwasser -> weniger Schimmel). Wenn es bei korrekter Ausführung dennoch schimmelt, liegt es am Nutzer, der aufgrund der neuen dichten Fenster häufiger lüften muss, dies aber aus Gewohnheit unterlässt. In dem Gebäude sollte das jedoch kein Problem sein, da die Lüftungsanlage für den korrekten Luftwechsel sorgt.

      • H
        Hans
        @Bob Willis:

        Das mache ich täglich, und sie wäre überrascht, wenn Sie in der Realität ankämen, wie oft "nur im Fall schlechter Ausführung" vorkommt. Es ist halt Bau. Da muss alles schnell und billig gehen, und wir wissen was das heißt. Auch die Konzeptionierung von Außenfassadendämmplatten zu restlichem Gebäude ist of schlecht gemacht. Natürlich liegt es auch of an den Nutzern, doch man kann ihnen halt nicht vorschreiben, 5x täglich zu lüften, um die höhere Luftfeuchtigkeit aus dem Objekt zu kriegen, die vor der Dämmung einfach durch Undichtigkeiten raus ging.

         

        Zumal noch nicht abschließend geklärt ist, inwieweit z.B. Herbizide auf der Fassade gegen Algenbewuchs in den Innenraum diffundieren, ganz zu schweigen vom Boden vorm Haus.

        • @Hans:

          Aus diesem Grund (billige Ausführung) lohnt sich der Einsatz eines unabhängigen Bauüberwachers. Gerade beim Hausbau sollte nicht an Qualität gespart werden. Zwar gilt bei Gebäuden nicht: "Wer billig kauft, kauft zweimal" aber Einsparungen am falschen Ende können leicht zu Bauschäden und Behaglichkeitseinbußen führen.

          Zum Lüften: Wie gesagt, bei dem Gebäude ist eine Lüftungsanlage geplant. Ansonsten ist es sicherlich erstmal eine Umgewöhnung, wenn man nach dem Aufstehen, nach der Arbeit und vorm Schlafengehen je einmal für zwei bis drei Minuten querlüftet... aber zumutbar ist das auf jeden Fall! Wer tagsüber viel Zeit in der Wohnung verbringt merkt dank Nase eigentlich selbst, wann wieder mal gelüftet werden sollte. Anstelle der Herbizide lässt sich auch Farbe bzw. Putz mit Lotuseffekt auf die Fassade aufbringen. Allerdings gibt es teilweise auch hier Bedenken bezüglich der darin enthaltenen Nanopartikel.

      • H
        Hausfassade
        @Bob Willis:

        Das Hausdämmungsgesetz fordert alleine in der BRD zig Kubikilometer (!) Schaumstoff zutage!

        Die Welt wird bereits mit zig Millionen Kunststoff belastet, welches über die Nahrungskette in unsere Lebensmittel driftet...

        Was für eine Verlogenheiit!

        Wo ist der Aufschrei der GRÜNEN denn ?!

        • @Hausfassade:

          Für erdölbasierte Dämmstoffe gibt es auch natürliche alternativen. Niemand wird gezwungen, sein Haus mit Styropor zu dämmen.

      • T
        tonton
        @Bob Willis:

        Eben, wer sich mit Bauphysik beschäftigt, der weiß, dass derlei Platten nicht nur nicht die angepriesene Effizienz haben, sondern dass auch die Ökobilanz ziemlich miserabel ist! Gesundes Bauen und Dämmen sieht eben auf Dauer doch anders aus! Mit Dauer meine ich nicht nur die eingesarpten (Heiz)Kosten, sondern auch die gesundheitliche Belastung derer, die das Zeuch herstellen müssen, die darin eingepackt leben müssen, die es später entsorgen müssen und die (unsere Kinder), die später einmal mit dem Müll leben müssen!

        • @tonton:

          Wer sagt, denn dass man auf künstliche Dämmstoffe setzen soll? Es gibt doch zahlreiche natürliche alternativen.

        • IA
          Ich auch
          @tonton:

          Abgesehen davon verwandeln diese Dämmstoffplatten wegen ihrer Brennbarkeit Mietshäuser in potenzielle Todesfallen.

          • @Ich auch:

            Um dies zu vermeiden, sollten nichtbrennbare Dämmstoffe genutzt werden.

        • R
          Rothe
          @tonton:

          Das ist alles richtig, aber leider politisch gewünscht.

          Stellen Sie sich doch den Aufschrei vor, wenn nun auch noch ökologisch gedämmt werden soll, vielleicht noch eine Tiefenwärmebohrung, Das Dach voller Solarplatten und ein Blockheizkraftwerk. Da freuen sich die Mieter sicherlich riesig über die neue Kostenmiete von 27 € je qm. Es ist wie immer, jeder findet`s toll und notwendig, wenn es einen dann selbst trifft will man die Mauer zurück. Wie armselig.