Luftqualität in Hamburg-Wandsbek: Zäher Kampf für Verbesserung
In Wandsbek werden die Grenzwerte für Stickstoffdioxid überschritten. Der Seniorenbeirat kämpft vergeblich dafür, dass etwas unternommen wird.
In einer Eingabe an den Ausschuss für Umwelt und Verkehr bat der Seniorenbeirat bereits im Februar 2016 darum, belastbare Ergebnisse über die Luftqualität in den verkehrsreichen Straßen des Bezirks zu erheben und auszuwerten. Tatsächlich wurde die Umweltbehörde damit beauftragt, ein Messprogramm für Stickstoffdioxid (NO2)-Konzentrationen an vier Punkten in Wandsbek aufzulegen.
Und sie maß: Von Oktober 2016 bis Oktober 2017, an der Rennbahnstraße, der Wandsbeker Marktstraße sowie in Bramfeld und Sasel. Doch was dabei herauskam, erfuhr Hurtz nicht. Über ein Jahr lang musste er warten, bis ihm schließlich im Mai dieses Jahres endlich das Gutachten zugeleitet wurde. Das Ergebnis: Zwei Messstellen lagen mit ihren Monatsmittelwerten über und zwei Messtellen dicht unter dem Grenzwert.
Seit den Messungen seien keine erkennbaren Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität vorgenommen wurden, kritisiert Hurtz. Er befürchtet zudem einen weiteren Anstieg der Werte, weil seit Oktober 2017 das Verkehrsaufkommen weiter gestiegen sei.
Helmut Hurtz, Seniorenbeirat Wandsbek
Dabei ist es bei weitem nicht so, dass Hamburg die Luftqualität ignoriert. Der Luftreinhalteplan von 2017 enthält laut Umweltbehörde zehn Maßnahmenpakete für die gesamte Stadt und auf lokaler Ebene. Dazu gehörten auch die Durchfahrtsbeschränkungen für ältere Dieselfahrzeuge in der Max-Brauer-Allee und der Stresemannstraße, die für viel Aufmerksamkeit sorgten. Der Radverkehr soll ausgebaut werden, ebenso U- und S-Bahnstrecken; mehr saubere Busse sollen eingesetzt und Elektro-Ladestationen errichtet werden.
Hurtz weiß das – auch, dass das Thema politisch ernst genommen wird. Trotzdem beklagt er: „Leider läuft alles sehr zäh und die Umsetzung dauert viel zu lange, bis es vor Ort ankommt.“ Die Luftqualität bleibe schlecht, die Gesundheitsgefahr für Fußgänger, Radfahrer und Anwohner an vielbefahrenen Straßen im Bezirk bestehe fort.
Hurtz betont die Dringlichkeit. In Wandsbek seien die Werte höher als in der Stresemannstraße und der Max-Brauer-Allee in Altona, wo die Messungen immerhin zu Fahrverboten führten: „Während in der Max-Brauer-Allee bei Werten von 45 Mikrogramm NO2 gehandelt wurde, zeigen die Werte in Wandsbek 57 und 49 Mikrogramm an“, sagt Hurtz. „Wir lassen nicht locker.“
Deshalb hat der Bezirks-Seniorenbeirat nun erneut eine Eingabe zur Reduzierung der Stickoxid-Belastung an die Bezirksversammlung gerichtet. Der Beirat fordert den zügigen Einsatz schadstoffarmer HVV-Busse auf den besonders belasteten Straßen, ebenso eine Geschwindigkeitsreduzierung für den Durchgangsverkehr, den Bau breiterer Fußgänger- und Fahrradwege – und die Erstellung eines Luftreinhalteplans für Wandsbek mit konkreten Zielen und Zeitvorgaben.
Doch für Hurtz mahlen die Mühlen der Behörden weiterhin zu langsam. Das Procedere nämlich sieht vor, dass die Eingabe zunächst an den zuständigen Ausschuss für Klima, Umwelt und Verbraucherschutz verwiesen wird. Immerhin soll das Anliegen dort nun am 29. Oktober beraten werden.
Aus Sicht der Umweltbehörde gibt es keinen speziellen Handlungsbedarf. Einzelmaßnahmen an den beiden Straßenabschnitten seien nicht erforderlich: „Die gutachterlichen Berechnungen des Luftreinhalteplanes zeigen, dass die gesamtstädtisch wirkenden Maßnahmenpakete auch an den vier Straßenabschnitten in Wandsbek dazu führen, dass für das Zieljahr 2020 mit keiner NO2-Belastung oberhalb des Grenzwertes zu rechnen ist.“
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