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Luftnummer oder Hoffnungsschimmer?

■ Der koreanische Autohersteller Daewoo zieht auf das Gelände der ehemaligen Vulkan-Werft / Senats-Zahl von 250 Arbeitsplätzen wird von Daewoo nicht bestätigt

Die letzten Reste von Schiffbau auf dem Gelände der ehemaligen Vulkan-Werft werden getilgt: Der koreanische Autokonzern Daewoo zieht mit seiner Deutschland-Zentrale nach Bremen-Vegesack. Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) und Häfensenator Uwe Beckmeyer (SPD) kündigten „mindestens“ 250 neue Arbeitsplätze an, die von Daewoo und der Firma Egerland geschaffen werden sollen. In der Daewoo-Zentrale, die derzeit noch in Wiesbaden sitzt, wurden diese Zahl allerdings nicht bestätigt: „Die Zahl von 250 Arbeitsplätzen ist vorgegriffen“, sagte die Unternehmenssprecherin Kirsten Lattewitz zur taz. Sie sprach lediglich von 100 sicheren Arbeitsplätzen bei Daewoo, wobei „so viele Mitarbeier wie möglich“ aus Wiesbaden mitgenommen werden sollen.

Also eine Luftnummer des Bremer Senats? Bereits letzte Woche sei man mit dem fünftgrößten Autohersteller der Welt einig geworden, teilten gestern die beiden Senatoren in einer Erfolgs-Pressekonferenz mit. Insgesamt seien Investitionen von 75 Millionen Mark geplant, bei 26 Millionen Mark liegt der Beitrag Bremens (Sanierungsgelder inbegriffen). Der Konzern wird nicht nur seine Verwaltungszentrale auf einem 16 Hektar großen Teilstück des Geländes ansiedeln: Zukünftig wird in Bremen Nord das „Automobil-Transportlogistik-und-Technik-Zentrum“ (ATTC) der Firma liegen – bis zu 35.000 Autos sollen hier pro Jahr für den deutschen, vermutlich auch für den schweizer und österreichischen Markt umgeschlagen werden. Zudem wird ein Ausbildungszentrum für Autohändler entstehen. Der Standort für ein Ersatzteillager sei noch nicht festgelegt.

Abgesehen von der unsicheren Zahl der Arbeitsplätze gibt es Kritik von den 26 Firmen, die derzeit 20 der rund 40 Hektar des Vulkan-Geländes okkupieren. Inzwischen sind dort über 800 Arbeitsplätze neu entstanden. Die Interessengemeinschaft der ansässigen Firmen fürchtet nun um die Expansionschancen der Betriebe. So soll das große frühere Werftbecken aufgefüllt werden, Hallen und Maschinen für Großanlagenbau müssen weichen. „Damit hat man uns die Lebensader genommen“, so Schiffbauer Hans-Dieter Viohl, Betriebsleiter der Firma Stahlbau Nord/sbn.

Derzeit wird in seiner Firma von 75 Angestellten eine Yacht gebaut, weitere Aufträge hätte man durchaus haben können, so Viohl. Doch nun kündigt er an: „Wenn Daewoo kommt, könnten wir gezwungen sein, Mitarbeiter zu entlassen.“ Er fürchtet, daß bald nur noch Kapazitäten für 20 bis 30 Arbeiter bestehen.

Der Senat allerdings ist der Meinung, daß auf dem Vulkan-Gelände ohnehin keine Schiffe mehr gebaut werden dürfen – eine Regelung aus Konkurs-Zeiten lege dies so fest. Viohl besteht darauf, daß dies nicht für Jachten gelte. Häfensenator Beckmeyer gab an, daß lediglich zwei Firmen mit je zehn Mitarbeitern den Daewoo-Bauten weichen werden müssen. Senat und Interessengemeinschaft wollen sich heute zu ersten Gesprächen über mögliche Lösungen der Raumprobleme unterhalten.

Für ehemalige Vulkanesen bedeutet die Daewoo-Ansiedlung vorerst kaum ein Hoffnungsschimmer: Hauptsächlich „hochwertige Arbeitsplätze“ werden in Bremen-Nord geschaffen. „Es sind keine einfachen Turnschuh-Jobs, die da kommen“, so Senator Beckmeyer.

Während die CDU sich über die Entscheidung freute, sind die Grünen weiterhin skeptisch. Sie fürchten, daß nun in Bremerhaven, wo bislang die Daewoo-Autos umgeschlagen wurden, Arbeitsplätze verloren gehen. cd

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