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■ Mit Spaniens Fliegern auf du und duLuftige Heirat

Madrid (taz) – Die spanische Fluggesellschaft Iberia steht kurz vor der Hochzeit. Sowohl mit British Airways als auch mit American Airlines und KLM liegen unterschriftsreife Abkommen auf dem Tisch. Von gemeinsamer Bedienung der wichtigsten Fluglinien bis hin zu Kapitalbeteiligungen zwischen zehn und zwanzig Prozent ist da die Rede. Iberia-Chef Juan Saez wartet nur noch auf grünes Licht aus der Staatsholding Sepi Teneo. Die Holding, der 99,8 Prozent von Iberia gehören, wartet gegenwärtig auf die Ernennung eines neuen Chefs durch die Regierung von José Maria Aznar, die erst seit wenigen Wochen im Amt ist.

Daß sich alleinfliegen nicht mehr lohnt, wußte man auch bei Iberia schon länger. Allerdings gab es ein kleines Problem. Die spanischen Staatsflieger steckten bis über beide Flügel in Schulden. Das hat sich jetzt geändert. Erstmals seit 1989 schrieb die Fluggesellschaft im vergangenen Quartal wieder schwarze Zahlen. Die 35 Millionen Mark Gewinn lassen auf 240 Millionen Mark Gewinn beim Jahresabschluß 1996 hoffen. Das gute Ergebnis verdanken die gelb-roten Staatsflieger einer achtprozentigen Zunahme des Auslandsverkehrs, hauptsächlich nach Groß-Britanien und Deutschland, während im Inland die Flüge abermals um drei Prozent zurückgingen. 1995 machte Iberia noch 735 Millionen Mark Verlust.

Zur weiteren Sanierung verkaufen die Spanier auch weiterhin Aktien ihrer einst Beteiligung von 85 Prozent bei Aerolineas Argentinas. Die Erweiterung des Iberia-Gesellschafterkapitals um eine Milliarde Mark wurde Ende vergangener Woche abgeschlossen. 40 Prozent davon dienen der finanziellen Abfederung der insgesamt 3.500 mit den Gewerkschaften vereinbarten Entlassungen mittels Vorruhestand und Auflösungsvertrag. Parallel dazu schloß die Geschäftsführung mit den Gewerkschaften ein Abkommen zur Kostenreduzierung, das acht Prozent weniger Lohn vorsieht. Am vergangenen Wochenende wurde dies durch einen Pakt zur Steigerung der Produktivität ergänzt. Das Bordpersonal wird künftig zwölf Ruhetage weniger im Jahr und 85 Flugstunden mehr pro Monat hinnehmen müssen. Die Aktionärsversammlung will sich jetzt, nach dem es wieder aufwärtsgeht, bei den verbleibenden 23.000 Mitarbeitern mit einer Sonderzahlung von insgesamt 60 Millionen Mark erkenntlich zeigen. Reiner Wandler

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