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Luftangriff in KundusDie Ereigniskette

Was passierte beim Luftangriff in Kundus? Warum gab Oberst Georg Klein den Befehl zur Bombardierung zweier Tanklaster? Woher nahm er seine Lageeinschätzung?

Ausgebrannte Laster nach der Bombardierung. Bild: dpa

BERLIN taz | Wie konnte es geschehen, dass der Kommandeur des deutschen Lagers Kundus, Oberst Georg Klein, den Befehl zur Bombardierung zweier Tanklaster gab, obwohl er nicht wissen konnte, ob unter den rund 120 Personen rings um die Lkws auch Zivilisten waren? Diese Frage treibt die Öffentlichkeit um, seit die Bilder der verkohlten Tanklaster im Bett des Flusses Kundus am 4. September um die Welt gingen.

Das Verteidigungsministerium verbreitete tagelang schwer haltbare Angaben über Opfer. Der Kommandeur des ganzen Afghanistan-Einsatzes, General Stanley McChrystal, reiste dagegen sofort zum Ort des Geschehens und erklärte: "Es ist für mich klar, dass einige Zivilisten verletzt wurden." McChrystal hatte kurz zuvor seinen Strategiewechsel in Afghanistan vorgestellt: Absolute Priorität genieße ab sofort der Schutz der Zivilbevölkerung.

Die verbreitete Rekonstruktion der Ereignisse lautet so: Gegen neun Uhr abends am 3. September erhielt Oberst Klein im Provincial Reconstruction Team (PRT) Kundus die Nachricht, dass Taliban zwei Tanklaster entführt hatten. Mit diesen fuhren sie sich bald im Flussbett des Kundus fest - rund sechs Kilometer vom PRT entfernt und übrigens in die andere Richtung weisend.

Gefilmt wurden sie von US-Bombern, die Livevideos ins PRT sandten. Oberst Klein verfolgte über Stunden das Geschehen mit seinem Fliegerleitoffizier. Rund 120 Menschen sollen um die Lkws zu sehen gewesen sein: laut einem afghanischen Informanten alles Taliban oder Taliban-Freunde. Sie kamen, um auf Anforderung der Taliban die Lkws zu befreien und, als dies nicht gelang, das Benzin abzuzapfen.

Um kurz vor zwei Uhr nachts gab Klein den Piloten der beiden F15-Bomber den Befehl, zwei Bomben abzuwerfen. Ein Einsatz von Bodentruppen soll nicht in Frage gekommen sein, weil eine Operation 60 Kilometer entfernt die Mittel band. Die F15-Piloten sollen regelgemäß gefragt haben, ob eine unmittelbare Bedrohung von den Lkws ausgehe und ob es Feindberührung ("troops in contact") gebe. Sonst hätte das Nato-Hauptquartier befragt werden müssen. Klein soll beides bestätigt haben ("confirmed").

Eine afghanische Untersuchungskommission zählt neun Tage später 99 Tote, darunter 30 unschuldige Zivilisten.

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4 Kommentare

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  • G
    gregor

    Im Wettbewerb afghanischer Tankstellen hatte sich die Firma durchgesetzt, die über einen Spitzel den Zugang zu dem Oberst Klein hatte. Ein Fall für die Wettbewerbskommission.

  • F
    Freya

    Mitten in der Nacht um 2 Uhr irgendwo in unbesiedelter Landschaft ganz zufällig "30 unschuldige Zivilisten" - und die taz-Autorin glaubt diesen Unsinn womöglich noch immer! Fehlt nur noch, dass sie ein paar Frauen und Mädchen dazuerfindet, die ebenso ganz zufällig mitten in der Nacht vom ganztägigen talibanischen Ausgehverbot suspendiert waren.

  • G
    gregor

    Im Wettbewerb afghanischer Tankstellen hatte sich die Firma durchgesetzt, die über einen Spitzel den Zugang zu dem Oberst Klein hatte. Ein Fall für die Wettbewerbskommission.

  • F
    Freya

    Mitten in der Nacht um 2 Uhr irgendwo in unbesiedelter Landschaft ganz zufällig "30 unschuldige Zivilisten" - und die taz-Autorin glaubt diesen Unsinn womöglich noch immer! Fehlt nur noch, dass sie ein paar Frauen und Mädchen dazuerfindet, die ebenso ganz zufällig mitten in der Nacht vom ganztägigen talibanischen Ausgehverbot suspendiert waren.