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der taz-triathlonLothar Leder über einen Jedermann

Herr Ketterer treibt Sport

Wir kennen uns ja nun schon ein paar Jahre, immer wieder sind wir uns begegnet bei irgendwelchen Triathlonklassikern, nicht nur in Roth oder auf Hawaii. Frank Ketterer als Journalist, ich als Triathlet, über den er Bericht erstattete – so waren die Rollen stets verteilt und sie waren gut verteilt. Jetzt hat Frank den Spieß umgedreht. Diesmal war er es, der ins Wasser stieg, anschließend aufs Fahrrad, um sich schließlich auch noch über die Laufstrecke zu quälen. Warum er sich das antut? Warum er morgens um halb neun in die ebenso kalte wie trübe Alster steigt, um 500 Meter zu schwimmen – und das auch noch ohne Neoprenanzug? Wieso er 20 km auf dicken Mountainbikereifen radelt, um sich dann auch noch 5 km an der Binnenalster entlangzuschleppen?

Ich weiß es nicht, jedenfalls nicht so genau. Ich kann es nur ahnen: Es ist wohl das Triathlon-Virus, vielleicht sogar der Mythos. Er war schließlich schon auf Hawaii, das sagt alles. Und nur immer darüber schreiben geht irgendwann nicht mehr. Jetzt hat er Blut geleckt, und wie. Der Kerl hat für seinen ersten Triathlon tatsächlich 34 Kilo abgespeckt. Die Nervosität am frühen Morgen vor dem Start erspart ihm das freilich nicht, sie ist ihm deutlich anzumerken. Sein Schwimmen hat sich dennoch sehen lassen können. Vielleicht war der Wechsel noch etwas ausbaufähig, zwei Hosen zum Radfahren waren vielleicht doch eine zu viel, flott geradelt ist er trotzdem, auch wenn er dafür auf den abschließenden 5 Laufkilometern bezahlen musste. Im Ziel sah er fast so fertig aus wie normalerweise ich – nach einem 8-Stunden-Ironman. Frank hat 1:32 Stunden gebraucht, 2 Minuten länger, als er sich vorgenommen hatte. Das ist respektabel und im Ziel kann er sogar noch Scherze machen. Außerdem steht für mich ohnehin fest: Beim nächsten Mal wird er noch schneller sein oder eine längere Strecke in Angriff nehmen. Sein letzter Triathlon war der in Hamburg nämlich nicht. Garantiert nicht. Da bin ich mir sicher.

Lothar Leder, 31, ist einer der weltbesten Triathleten

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