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Londoner Rapperin Speech DebelleTherapie und Alltag

Die Südlondoner Rapperin Speech Debelle veröffentlicht ihr Debüt-Album. Ein kitschlos schönes Tagebuch ihres Alltags jenseits des gefälligen Mischpult-Hiphops.

Macht Musik zwischen Rap, Pop und Therapie: Speech Debelle. Bild: promo

Der 25-jährigen Londonerin Speech Debelle ist mit ihrem aktuellen "Speech Therapy" ein außergewöhnliches Debütalbum gelungen.

Außergewöhnlich zum einen, da Debelles unverwechselbar südlondonerisch gefärbtes Rap-Idiom von live gespielten Instrumenten begleitet wird. Ihre Musik unterscheidet sich also deutlich vom gängigen, mit dem Mischpult als wichtigstem Instrument inszenierten HipHop-Format. Zudem greift Speech Debelle weder auf Samples zurück noch verlässt sie sich auf den beliebten Autotune-Effekt, der ihre Stimme harmonisieren würde. Gerade wegen der analogen, manchmal auch melancholischen Klangfarben und gelegentlicher dissonanter Gesangsausflüge ist "Speech Therapy" kitschlos und schön. Mit Grime oder Dubstep, also den beiden anderen großen zeitgenössischen ruling Sounds aus London hat ihre Musik aber auch so gar nichts zu tun.

Außergewöhnlich ist ihr Album zum anderen, weil Speech Debelle das Kunststück gelingt, in ihren Raptexten ungeniert ihren Lebensalltag (allgemein), ihren Lebensabschnitt (die Adoleszenz) und ihren Lebensmittelpunkt (London) zu beschreiben, ganz als wäre "Speech Therapy" ein Tagebuch.

Sie vermeidet in ihren Texten aber jegliche belehrende oder moralisierende Untertöne. Die Songs handeln über den Geldjob im Café und über den Chef, der ein Arschloch ist ("Working Weak"); über ihren Kumpel, mit dem sie dann trotz Zoff doch noch Sex hat ("Buddy Love"); und die Metropole, deren Räder niemals stillstehen ("Wheels in Motion"). Für den Song steuerte übrigens Debelles kongenialer Londoner Kollege Roots Manuva die Hookline bei. Auf "Speech Therapy" wird über das eigene Sein reflektiert, was das Zeug hält - es ist Therapie im wahrsten Sinne des Wortes.

Recht passend für "Speech Therapy" ist auch die Unterstützung durch das unabhängige Londoner Label Big Dada, das bereits Roots Manuva berühmt gemacht hat. Hier sprach Speech bereits vor fünf Jahren mit dem Song "Finish This Album" vor. Hier lernte sie auch Wayne Lotek kennen, der ebenfalls auf Big Dada unter dem Pseudonym Lotek Hi-Fi veröffentlicht.

Lotek und Debelle nahmen ein Lied auf, für das Loteks Bruder Gitarre spielte, und sie beschlossen, dem Album eben diesen instrumentalen Bandsound zu verpassen. Lotek wohnte aber der Liebe wegen inzwischen im australischen Melbourne, und so musste Speech Ende 2007 um die halbe Welt nach Down Under fliegen und nahm dort das Album mit lokalen Musikern auf. So weit, so verzwickt.

"Speech Therapy" ist definitiv keine Musik für den durchschnittlichen HipHop-Fan. Es ist ein Album mit Crossover-Potenzial in viele Szenen hinein - oder besser: eher szenenübergreifend. Ein Album, das, obwohl es sich den angesagten Sounds gerade verweigert und textlich äußerst persönlich gehalten ist, Popmusik im besten Sinne das Wortes repräsentiert. Und Therapie.

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1 Kommentar

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  • B
    buckelwal

    Ja, die großartige Künstlerin bestätigt mit ihrem Album gewissermaßen den Satz: Der beste Rap ist der, welcher von HipHop am weitesten entfernt ist ;o) So jetzt hör ich aber trotzdem eine CD von Sally Nyolo aus Kamerun ;o)