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Locker und unverkrampft

■ Norddeutsche Leichtathleten blieben bei den Mannschaftsmeisterschaften unter sich

„Ungültig“: In markigem Ton eines Fahrkartenkontrolleurs ertönt die Stimme des Schiedsrichters am Absprungbrett. Obwohl dieser Sprung, mit weit über sechs Metern, die Konkurrenz im Weitsprungwettbewerb der Damen deklassiert hätte, hat Athletin Britta Wulf noch ein freundliches Lächeln für den Mann im DLV-Jackett übrig.

Sehr entspannt geht es am Samstagvormittag auf der Jahnkampfbahn im Stadtpark zu. Das Ereignis trägt den Namen „DMM“, hinter diesem Kürzel verbergen sich die Worte Deutsche Mannschaftsmeisterschaften. Die Leichtathletik-Bundesliga, wie die Organisatoren es nennen, wird in lokalen Vorausscheidungen ausgetragen. Aus den 12 besten Teams wird im nächsten Jahr der Deutsche Meister ermittelt werden. Zur Norddeutschen Vorrundenausscheidung waren Teams aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern angetreten.

„Das Schöne an diesem Familientreff der Leichtathletik“, verkündet der Stadionsprecher, “sind die begeisterten Zuschauer“. Dabei handelt es sich allerdings um die TeamkameradInnen der jeweils Aktiven. Der Sinn von Mannschaftsmeisterschaften scheint in seinem pädagogischen Wert für die TeilnehmerInnen begründet zu liegen: Publikum und Akteure sind identisch, tauschen indes ständig die Rollen, wobei Leistungsdruck und Konkurrezdenken dem Teamgeist weicht. Das genießt auch Britta Wulf, die den Weitsprung doch noch mit 6,02 Metern gewann: “Bei den Einzelwettkämpfen sind auch meine Teamkollegen Konkurrenten; hier feuert Dich jeder an“.

Die Siebenkämpferin belegte im Endergebnis mit der LG Wedel-Pinneberg den 3. Platz hinter dem Kieler TB und der LG Hammer Park. Bei den Männern konnte sich Phoenix Lübeck vor der LG Wedel-Pinneberg und dem MTV Soltau durchsetzen, während für den SV Polizei nur der sechste und letzte Rang übrigblieb.

Ob das Finale im nächsten Jahr wirklich ausgetragen wird, ist fraglich. Die DMM sind innerhalb des Deutschen Leichtathletikverbandes umstritten. Der Grund dafür ist vermutlich das Leistungsniveau; es sind eben nicht die medien- und publikumswirksamen Spitzenathleten vor Ort. Die hier gezeigten Leistungen sind durchaus gut, aber eben knapp unter der deutschen Spitze.

Ein Verzicht wäre dennoch ein Verlust für die Leichtathletik, denn diese Wettkämpfe sind in ihrer lockeren, unverkrampften Atmosphäre eine angenehme Abwechslung für Aktive und Zuschauer. Dabeisein soll ja bekanntlich alles sein.

Lutz Kramer

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