: Literarische Woche
Dienstag: Arnold Stadler. Seine Spezialität ist die katholisch-bäuerliche Welt Oberschwabens. Mit feinem Humor hat Stadler in seinen Romanen Landeier, Priesteranwärter und Kleinstädter aufs Korn genommen. Diesen Monat ist er dafür mit der renommiertesten deutschen Literaturtrophäe, dem Büchner-Preis, ausgezeichnet worden. Auch in seinem neuesten Werk Ein hinreißender Schrotthändler spielt das Ländle eine Rolle. Zunächst wird jedoch das trostlose Leben des Erzählers, eines frühpensionierten Lehrers aus dem südwestdeutschen Raum, im Kölner Exil geschildert. Eines Tages steht Titelheld Adrian vor der Tür und fragt nach einem Auto zum Ausschlachten. Bald lebt er als Gast bei dem kranken Lehrer und seiner Gattin, wird adoptiert und dankt es, indem er mit Geld und Frau durchbrennt. Der Erzähler kehrt in das schwäbische Heimatdorf zurück. Dort trifft er auf Neuerungen wie Sexmessen und Menschen, deren Weltanschauung noch immer einer vormodernen Welt entspricht.
20 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38
Donnerstag: Imre Kertész. Anfang der 70er Jahre hatte der ungarische Schriftsteller Schwierigkeiten, seinen Roman eines Schicksalslosen bei einem der staatlichen Verlage zu veröffentlichen. Im jetzt auf deutsch erschienenen Fiasko wird darauf autobiografisch Bezug genommen. Der enttäuschte Autor beginnt mit dem Schreiben des neuen Buches „Fiasko“. Daraus wird bei Kertész ein Roman im Roman, in dem es einen Schriftsteller an einen fremden Ort mit einem undurchschaubaren Strafsystem verschlägt.
20 Uhr, Literaturhaus
Freitag: Ernst Kahl. Er hat Drehbücher geschrieben – unter anderem für Otto Waalkes – und eine CD herausgebracht. Bekannt geworden ist Ernst Kahl allerdings durch seine komischen Zeichnungen und Gemälde. Tiere haben darin schon öfter eine Rolle gespielt. In seinem Bildband Das letzte Bestiarium Perversum frönen die Viecher auf alle erdenklichen Weisen den fleischlichen Genüssen. Zusammen mit dem Gitarristen Hardy Kayser stellt er den skurrilen Bilderbogen vor.
21 Uhr, Schauspielhaus-Kantine
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen