■ Linsen Soufflé: Peinliche Auftritte und NATO-Sterne
Erinnert sich noch jemand an LV-426? Nein? Macht nix! Sigourney Weaver dagegen, die uns gerade in „Copykill“ eine serienkillergeschädigte Krimipsychologin vorspielt und dabei von der quirligen Holly Hunter an die berühmte Wand gespielt wird, wird diese seltsame Buchstaben-Zahlen-Kombination nicht vergessen haben, denn es ist der Name des Ortes, an dem sie Mutter wurde, und zwar „unbefleckt“. Die Tochter war Carrie Henn, die laut Weaver die Dreharbeiten zu „Aliens“ ein „bißchen albern“ fand.
Im dritten Teil des Monstermärchens war die Kleine nicht mehr dabei, aber Ripley wieder schwanger, diesmal „befleckt“ von einem Außerirdischen. Doch Ripley hatte keine Lust mehr auf die Mamarolle und entleibte sich. Sigourney Weaver versprach hoch und heilig, nie und nimmer noch einmal in einem Alien-Film mitzuspielen. War 'ne Notlüge. Weaver hat die Rolle, die sie berühmt machte, wieder nötig (Copykill“ stürzte böse ab an den amerikanischen Kinokassen). So kommt sie aus dem Reich der Toten zurück (wie ist noch unklar), und ihre Tochter ist in „Alien 4“ auch wieder dabei. Diesmal wird sie von Winona Ryder gespielt. Ob das jemand sehen will?
Ob wir Kurt Cobains Witwe Courtney Love noch einmal auf der Leinwand sehen werden, hängt dagegen von den Versicherungen ab. „Hair“- und „Amadeus“-Regisseur Milos Forman hat der „Hole“-Frontfrau eine Hauptrolle angeboten. Der Tscheche, einst der erfolgreichste Europäer in Hollywood, braucht mal wieder einen Hit und möchte deshalb das Leben des Porno-Postillen-Verlegers Larry Flynt verfilmen, der seit einem Pistolen- Attentat im Rollstuhl sitzt. Frau Love soll die Ehefrau des Hustler- Herausgebers spielen. Doch das ist noch fraglich, denn aufgrund von Courtneys Hang zu Drogenexzessen, Prügeleien und anderen peinlichen öffentlichen Auftritten findet sich einfach keine Gesellschaft, die das Filmprojekt versichern möchte.
Apropos „peinliche Auftritte“: Der allseits geliebte Hollywood Women's Press Club hat wieder seinen Preis, den Sauren Apfel, an einen „Filmschaffenden, über den es im vergangenen Jahr am wenigsten zu vermelden gab“ verliehen. Die Schmähtrophäe, die es seit 55 Jahren gibt, haben unter anderem schon Marlon Brando, Frank Sinatra und Madonna im Schrank stehen, aber noch niemals in der Geschichte des Preises hat jemand die „Auszeichnung“ persönlich entgegengenommen.
Das änderte sich jetzt. Diesmal wurde Drehbuchautor Joe Eszterhas („Basic Instinct“, „Showgirls“) „geehrt“, und der 49jährige bestand darauf, das saure Früchtchen mit eigenen Händen während der Verleihung zu empfangen. Danach hielt er gutgelaunt eine Dankesrede und las aus seinen Kritiken vor. Beispiel: „Eszterhas' Hirn scheint mit der Zeit immer tiefer in seine Hose gerutscht zu sein.“ Sprach's und verließ unter tosendem Applaus die Bühne.
Warten wir mal ab, ob John Travolta diesen Auftritt überbieten kann. Der ist nämlich der „Male Star of the Year“, so bezeichnet von der NATO (National Theatre Owners Association). Am 9. März darf er sich in Las Vegas auf einer großen Fete („Final Night Awards“), die von Coca-Cola gesponsert wird, den Preis abholen.
Weitere NATO-Sterne sind: Mel Gibson (Regisseur des Jahres), Sandra Bullock (Weiblicher Star des Jahres) und Greg Kinnear (Nachwuchsstar des Jahres). Karl Wegmann
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