Linke wählt neuen Landesvorstand: Verjüngung der Bremer Linken
Die 24-jährige Anna Fischer ist Teil der neuen Doppelspitze der Bremer Linken. Sie steht für Erneuerung.
„Wir brauchen Erneuerung“, sagt Fischer der taz und nimmt damit die Zuschreibung an, genau dafür zu stehen. Die Menschen, die bei der Gründung der Landespartei 2007 dabei waren und es heute immer noch sind, seien „unglaublich wichtig und werden es auch weiterhin sein“, sagt Fischer. „Aber langfristig braucht es auch neue Impulse“. Prozesse seien teilweise eingefahren, sodass es für junge Menschen schwierig sei, in der Partei anzukommen. Fischer will daher eine „integrative Rolle“ für neue Genoss:innen spielen.
Aber nicht nur der Partei selbst, auch ihrer Politik tue eine Verjüngung gut: „Die Klimakrise wird nun einmal von jungen Menschen thematisiert.“ Eine Erklärung für das „schockierende“ Ergebnis bei der letzten Bundestagswahl sei zudem, dass die Partei oft in Konflikten festhänge und große Fragen nicht löse. Fischer macht bei all dem, was nach Kritik klingt, jedoch klar: „Das ist keine Kampfansage.“ Auch Kontinuität sei wichtig. Sie spricht von „konstruktiver Zusammenarbeit“ und „solidarischem Dialog“ – auf die Füße treten will sie niemandem.
Auch nicht Christoph Spehr, alter und neuer Landesvorstandssprecher. Er hat sich gegen Felix Pithan mit 44 zu 28 Stimmen durchgesetzt. Pithan war schon einmal Landessprecher, hatte den Posten freiwillig abgegeben und wollte nun mit Fischer im Team die Spitze des neuen Vorstands bilden. „Ich teile mit Felix einen Politikansatz“, sagt Fischer zu der Frage, ob sie ihn lieber an ihrer Seite hätte. Aber es sei gut, „Erneuerung und Erfahrung“ an der Spitze stehen zu haben – zumal Spehr, der auch für die Linksfraktion arbeitet, in aktuellen Themen drin stecke.
Ihr politisches Interesse verdankt sie auch ihrer „sehr politischen“ Mutter. Dadurch hat sie sich früh für feministische Themen interessiert – und damit auch für Ungerechtigkeiten. Als Zehntklässlerin wurde sie in die Gesamtschüler:innenvertretung des Landes Bremen gewählt und beschäftigte sich in dieser Zeit mit Bildungskürzungen und Schüler:innenrechten ebenso wie mit dem Leistungsdruck im Bildungssystem des Kapitalismus.
Danach ging es zum linkennahen Jugendverband Solid und weiteren antifaschistischen und feministischen Bündnissen. Heute ist sie Teil der Linkspartei. „Weil sie auf Missstände hinweist und Politik mit Blick auf das gesamtgesellschaftliche System macht.“
Fischer ist bereits seit zwei Jahren Vorstandsmitglied, war bislang Ansprechpartnerin für die Themen Antifaschismus, Flucht, Migration und Queer. Als Landessprecherin will sie sich weiter in der Fluchtpolitik einsetzen: „Im Koalitionsvertrag ist ein Legalisierungsprogramm für papierlose Menschen festgehalten. Das wurde noch nicht besonders vorangetrieben.“ Auch ein kostenloser ÖPNV und Queerpolitik sind ihr ein Anliegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja