Linke-Politiker Korte über Bundeswehr: „Keine normale Armee“
Kasernen sollen nicht mehr die Namen von Wehrmachtsangehörigen tragen. Jan Korte von der Linkspartei hat dazu ein paar Ideen.

Patriotismus á la Bundeswehr: Deutschlandfahne an der Kaserne in Donaueschingen Foto: dpa
taz: Herr Korte, die Verteidigungsministerin will Kasernen umbenennen, die immer noch Namen von Wehrmachtsoldaten tragen. Die Linkspartei findet das sicherlich gut?
Jan Korte: Das ist ein erster, symbolischer Schritt zu einem kritischeren Umgang mit der Wehrmacht. Ein Zeichen für eine wirkliche Neubewertung wäre es aber, wenn man die Kasernen jetzt nach Wehrmachtdeserteuren benennen würde: nach Alfred Andersch, Wolfgang Abendroth oder Heinz Kluncker, dem ehemaligen ÖTV-Vorsitzenden, der im Krieg in der Normandie desertiert war.
Wie wollen Sie die Soldaten und Lokalpolitiker von den Umbenennungen überzeugen?
Entscheidend ist, dass die Politik ein Zeichen aussendet, sich wirklich mit der Geschichte auseinandersetzen zu wollen. Denn nur wenn wir die Vergangenheit analysieren, sind bestimmte Vorgänge von heute überhaupt erklärbar.
ist Vizechef der Linksfraktion im Bundestag und gehört zum Reformerflügel.
Die Lüge von der sauberen Wehrmacht wurde in den 1950er Jahren eingepflanzt und hielt sich dann über Jahrzehnte. Das erklärt, warum noch heute einige Leute glauben, es könne auch nur ansatzweise einen positiven Bezug auf die Wehrmacht geben. Und darüber müsste in der Politik, in der Gesellschaft und in der Bundeswehr diskutiert werden.
Fand die Debatte darüber nicht schon mit der Wehrmachtsaustellung in den 1990er Jahren statt?
Offensichtlich war diese Debatte nicht nachhaltig genug. Es wäre eine Idee, die Wehrmachtsausstellung in einer aktualisierten Form noch einmal zu Zeigen. Das würde für Debatten an einer Stelle sorgen, an der es offenbar immer noch Nachholbedarf gibt: Der Verständigung darüber, welche Rolle die Wehrmacht in Hitlerdeutschland hatte und dass sie eben keine normale Armee war.
Leser*innenkommentare
A. Müllermilch
"Vorbilder finden, die für ein demokratisches Deutschland kämpften."
Die BW muss - Gott sei dank - nicht für Demokratie in d kämpfen.
Die BW ist inzwischen eine Missionstruppe. Es geht um den Transfer deutscher Werte in Länder der dritten Welt. Leitbild "Unsere Freiheit wird am Hindukusch verteidigt" soll heißen, die Afghanen sollen so leben, wie wir es für richtig halten. Für Frauenrechte und Homoehe.
Die BW sollte zu dieser Aufgabe stehen und demgemäß bei der Traditionspflege an die missionierende Vergangenheit anknüpfen: Deutsch-Süd-West und Afrikakorps.
Philippe Ressing
Unabhängig von der Frage, ob und wie militärische Traditionen überhaupt nötig sind, man könnte in der deutschen Geschichte Vorbilder finden, die für ein demokratisches Deutschland kämpften. In der aktuellen ZEIT schlägt Benedikt Erenz einige Personen vor, etwa der 1848er Revolution. Das 'Reichpietschufer' in Berlin etwa wurde ja auch nach dem 1917 erschossenen Matrosen Max Reichpietsch benannt. Es geht ja nicht nur um den Umgang mit der Wehrmacht, sondern mit dem deutschen Militarismus, der das Land und seine Nachbarn zweimal in einen Weltkrieg stürzte.
lions
Ach, das muss doch nicht sein. Ich hätte nichts gegen eine bspw Otto Dix- oder Joachim Ringelnatz-Kaserne.