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LiebeserklärungChlor beim Baden

Kolumne
von Miriam Schaptke

Bakterien-Planscherei? Nein Danke. Ein Manifest gegen den neuen Trend der „Bio-Schwimmbäder“ und für die gute alte Chemiekeule.

Spaß im Schwimmbad ohne Kinderkacka: Chlor ist unser Freund Foto: dpa

C hlor riecht, es färbt unsere Haare grün, steht in Verruf, bei Kleinkindern Asthma zu begünstigen, lässt die Augen brennen. Nervt! Dennoch ist es das effektivste Mittel wenn es um bakterienfreies Baden in Swimmingpools geht.

Neuerdings gibt es immer mehr Schwimmbäder, die statt Chlor auf biologische Alternativen wie Algen, Kleinstlebewesen oder Kieselsteine gesetzt. In der Region Hannover gibt es mittlerweile schon fünf solcher Bäder. Ein Traum für alle Naturfreunde und Chemiefeinde.

Allerdings warnt die Region Hannover, dass ohne Chlor Krankheitserreger weniger schnell abgetötet werden. Das Risiko für Badegäste steigt. Fäkalkeime können nach versehentlichem Schlucken des Badewassers Durchfall bei den Gästen verursachen.

Na toll: 30 Grad. Sonnenschein. 50 Kleinkinder planschen in einem Becken. Gedrängt sitzen sie im knöchelhohen Warmwasser. Sie pieseln oder verrichten ihr großes Geschäft während sie es sich gut gehen lassen. Aus Versehen nimmt irgendjemand einen Schluck lauwarmes Wasser aus dem Bakterienmeer.

Zu viel Bio-Öko ist manchmal einfach – pardon – scheiße

Auch wir Großen steigen des Öfteren ohne Nachdenken und vorheriges Abduschen verschwitzt ins Becken und mit uns ein unsichtbarer Haufen Keime. Sonne und Hitze sorgen für rasante Vermehrung und das Wasser verwandelt sich in einen Bakteriensumpf.

Chlor mag unangenehm sein, aber es verhindert immerhin das Entstehen solcher ranziger Feuchtgebiete am effektivsten. Es ist zwar Chemie – aber wenn es um Fäkalkeime geht ist zu viel Bio-Öko manchmal einfach – pardon – scheiße.

Diejenigen die dem Chlorbad entgehen wollen, sollen doch bitte auf die zahlreichen Badeseen ausweichen. Zu öffentlichen Bädern gehört Chlor genauso wie labbrige Pommes und klebrige Sonnencreme.

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5 Kommentare

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  • Ein Kind mit Durchfall, das aber dafür ein intaktes Immunsystem ohne Allergien entwickeln könnte, wie eklig.

    Da müssen die Eltern ja evtl. mal die Scheiße von ihrem Blag wegwischen. Und dafür hat man sich ja keine Kinder angeschafft. Wenn das Kind aus irgendwelchen Gründen mal inkontinent wird, kann man ja evtl. es immer noch in der Babyklappe abgeben.

  • Ich find das mit dem Chlor ok.



    Natürliche Gewässer regeln das (hoffentlich) mit natürlichen Mitteln. Künstliche Badesümpfe müssen eben künstlich sauber gehalten werden.

  • Da hat sich jemand aber nicht besonders gut mit der Materie beschäftigt. In den Naturbädern wird mindestens alle zwei Wochen an verschiedenen Stellen Wasserproben gezogen. Die Werte der Fäkalbakterien oder anderen dürfen auch hier nicht die Grenzwerte überschreiten wie in gechlorten Bädern. Da macht die Verordnung keinen Unterschied zwischen Chlor- oder Naturbad. Im Gegensatz dazu liegen die Grenzwerte in Badeseen, je nach Bakterienart 600-1000 mal höher als in Bädern, welcher Art auch immer.

  • ... vielleicht noch ein wenig Statistik:



    Ungefähr ein Drittel der Bevölkerung über 60 leidet unter Harninkontinenz



    (Und wer glaubt, daß die nicht mehr ins Schwimmbad gehen, der glaubt auch an die Zahnfee)

    Mal ehrlich. Ich verdränge bei jedem Schwimmbadbesuch, daß ein Teil dessen, was der Opi vor mir unter seinen krustigen Fußnägeln hat, wohl an/in meinen Mund gelangt. Aber es soll wenigstens keimfrei sein.

    • @jhwh:

      Mit Chlor wird es noch schlimmer. Es reagiert mit einer Vielzahl von organischen Substanzen. Gerne auch zu krebserregenden Molekülen.



      Die Sonne hingegen, ist ein ungeschlagener Bakterienkiller; in Südländern, absolut zu bevorzugen.