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Liebe war früher - Middleager auf "Arte"Pärchenwesen abgeschafft

Kontrastprogramm zum Frauentag: "Autopiloten" (Arte, Sa., 22.45 Uhr) handelt von Memmen, Arschlöchern, Furcht und Sex - der Film zum Seelenleben deutscher Middleagers.

Männer - sie bewegen sich durch ein Koordinatensystem namens Leben. Bild: arte

Männer. Sie bewegen sich durch dieses Koordinatensystem namens Leben. Sie buhlen um Frauen. Und sie haben Angst. Um die Karriere, um die eigene Attraktivität, vor dem Alter.

In Bastian Günthers Langfilmdebüt "Autopiloten" kreuzen vier Middleager in Parallelmontage durchs Ruhrgebiet. Sie gehen ihrem Tagewerk nach, haben Frauen, Kinder, Jobs, Sex. Erweisen sich wahlweise als Memmen oder Arschlöcher und wollen doch nur eins: ein bisschen Liebe. Garniert wird dieser wunderbar melancholische Film mit Schlagern wie "Komm schon, Katharina" oder "Geh mit mir viel zu weit", geschrieben von Songwriter Bernd Begemann, interpretiert vom großartigen Manfred Zapatka. In seiner Rolle als abgehalfterter Schlagerstar tingelt er einsam durch Einkaufszentren, beim Gratisbier schwärmen Mittfünfzigerinnen, wie geil er war - vor 20 Jahren. Zapatkas Chris Kaiser liebt diese Frauen, aber fürs Bett sind sie ihm zu alt. Nur einmal passiert ihm so was wie Nähe. Mit Rita (Susanne-Marie Wrage) verbringt er eine trunkene Nacht. Die will einfach ein bisschen guten Sex. Liebe war früher - mit ihrem Exmann Dieter, mit dem sie einen Sohn hat.

Der halbwüchsige Malte ist in "Autopiloten" gefangen auf dem Volvo-Beifahrersitz seines Vaters, der heute mal Papa sein möchte. Dem von Wolfram Koch gespielten Klatschreporter ist das echte Leben abhanden gekommen, nun kurvt er durchs Ruhrgebiet und kumpelt seinen Sohn an: Was machen die Mädchen? Was ist mit Drogen? Malte (Christopher Reinhard) schwankt zwischen Angewidertsein und Amüsiertheit - Eltern sind krass arm.

Tatsächlich zeichnen sich die Autopiloten durch eine nichts erwartende Haltung aus. Man könnte meinen, Drehbuchautor und Regisseur Bastian Günther habe das Pärchenwesen abgeschafft. Auch Schalke-Trainer Georg (Walter Kreye), vor dem Rauswurf, zieht es im Moment der Sinnkrise zu seinem kleinen Sohn. Die betrogene Gattin ist fertig mit ihm, Georg bleibt mit seinem Kind nur das, was Familiengerichte Umgang nennen.

Dennoch finden am Ende alle ein warmes Eckchen in diesem klasse gefilmten und montierten Film. Selbst Jörg, der zusehends hysterisch und aggressiv werdende Handelsvertreter für Badewannenlifte, fährt heim ins Reihenhaus. Und Chris Kaiser, der alte Schlagerhengst, schaltet sein Hörgerät aus.

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