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„Liebe taz...“ Es geht nicht einfach um Glühbirnen –Betr.: „Berichterstattung versuchter Rufmord“ und „Vergewaltigungen Peanuts für Innensenator“, taz bremen vom 20. und 21. Mai 1999

Ein Merkmal statistischer Erfassung ist, daß Einzelergebnisse relativ zur Gesamtmenge der hier zusammengefaßten Ereignisse betrachtet werden. Damit jedoch wird die einzelne Erfahrung (Vergewaltigung) quasi bedeutungslos. Es ist absurd, sich mit genau diesem Mechanismus, der dieser „Objektivierung“ eigen ist, von dem indirekten Vorwurf, menschenverachtend zu argumentieren, freisprechen zu wollen. Ginge es um Glühbirnen, können und dürfen Statistiken so gelesen werden. Sind dagegen menschliche Erfahrungen oder Schicksale statistisch erfaßt, bedarf es einer anderen Lesart. Und hier liegt der Haken: Die Lesart zeigt, wie derjenige, der die Statistik interpretiert, sich die aufgeführten Ereignisse in ihrer ganzen Dimension bewußt macht (es geht um Vergewaltigung, Herr Borttscheller). Mit ihrer Äußerung (“vergleichsweise Peanuts“), mit der sie sich „ausschließlich auf die Statistik und die Anzahl der Vergewaltigungen gegenüber der Gesamtzahl der Straftaten“ bezogen haben, machen Sie deutlich, daß es Ihnen um Glühbirnen zu gehen scheint. Eine unsensible Sprache und damit auch Wahrnehmung wurde Ihnen attestiert. Hier liegt kein „versuchter Rufmord“ vor. Hier haben Ihnen Menschen nur ganz genau zugehört. Katja Ihde

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