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„Liebe taz...“ Abass wird schon erwartet

■ Betr.: „Nur nicht mehr rumsitzen“, taz vom 5./6.Juni

Erstmals hat sich Abass öffentlich über seine erzwungene Situation im Untergrund geäußert. Er läßt sich durch diese entwürdigenden Verhältnisse nicht unterkriegen. Wer von uns würde sich so etwas zutrauen? Ich kenne Jugendliche, die dieses Verhalten als „heldenhaft“ bezeichnen (...).

Die Schüler setzen sich seit genau zwei Jahren bis heute für die Brüder ein. Sie waren davon ausgegangen, dieses solidarische Verhalten sei auch von der Politik erwünscht. Wie oft legten sie sich krumm, um ihren Freunden zu helfen! Wie oft hat Herr Scherf soziales Engagement der Jugend eingefordert, Gerechtigkeit als edles Gut beschworen. Mittlerweile sind sie sich nicht mehr so sicher, wie glaubwürdig solche Äußerungen sind. Auf die Frage eines Schülers während der Nacht der Jugend im Rathaus nach Abass – Thema: Gestaltung einer menschenwürdigen Zukunft – antwortete Herr Scherf: „Ihr Lieben, was hat das mit unserem Thema zu tun?“ Ausdruck dieses Mißtrauens gegenüber Sonntagsreden war die Rückgabe des Senatssonderpreises. Für sie steht nach wie vor eines fest: In Togo weiß man um die Schüleraktivitäten, hat die Fülle von Berichten im Zusammenhang mit den Namen Ibrahim und Abass gesammelt, die sich alle naturgemäß mit der Menschenrechtssituation in Togo befassen. Abass wird dort schon erwartet. Das Gericht sieht diesen Zusammenhang auch, mit juristischer Akrobatik wird allerdings analysiert, daß die Brüder ja nur Objekt, nicht Subjekt der Aktionen waren. Lakonisches Fazit: „Keine beachtliche Wahrscheinlichkeit einer Verfolgung.“ Bodo Bilinski, Lehrer

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