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Liebe heißt der Scheiß

■ Michael Franti von den Disposable Heroes of Hiphoprisy leutert sich bei Spearhead

Dürfen aufrechte Linke auch ihren Spaß haben und standhafte Moralisten verliebt das Tanzbein schwingen? Michael Franti ist so einer. Franti, der in den späten 80ern mit den Beatnigs knochentrockenen Industrial mit Agit-Prop-Texten verband und mit „Television, The Drug Of The Nation“ eine von William S. Burroughs inspirierte Medienkritik in Popformen goß, scheint geleutert. Der auch bei dem Folgeprojekt The Disposable Heroes Of Hiphoprisy noch anzutreffende Holzhammer mit dem der hünenhafte Rapper seine Inhalte an die Wand meiselte, vergrätzte doch manche. Wer genauer hörte, entdeckte auch bei Michael Franti im Duett mit Rono Tse an Schlagzeug und Kresisäge, vermittelnde Töne, die an Gil Scott-Heron gemahnten. Es ging ihnen um Music and Politics wie sie eines ihrer Stücke nannten, um die viel schwierigere persönliche Revolution zu besingen. War diese persönliche Näherung noch die Ausnahme bei den Heroes, so setzt er bei seinem neuen Projekt Spearhead musikalisch wie textlich genau hier an. Die große Politik ist der kleinen gewichen, und Franti erzählt nun Geschichten, statt politische Kommentare zu geben.

Doch wäre Franti sich untreu, wenn er nicht auch bei Spearhead – benannt in Gedenken an King Shaka, jenem legendären Anführer des Zulu-Marsches von 1816, der den afrikanischen Wurfspeer entscheidend verbesserte – Irritationen einbaute. Wie bei jenem Spaziergang, räsonnierend ob er nun einem Penner eine Dime geben soll und was jener wohl damit anstellen würde, bis er bei sich selbst das „Hole In The Bucket“ entdeckt. Oder wie in „Positive“, in dem er seine Leben nach einer HIV-Infizierung antizipiert. Das alles läuft über eine bei einem Ex-Beatnigs völlig unerwartete Entspanntheit, von jeder Agressivität entkleidet. Und wieder fällt einem nur Gil Scott-Heron ein, jener andere Hüne, der Soul mit Poetry, große mit kleiner Politik versöhnt.

Volker Marquardt

29. Mai., Markthalle, 21 Uhr

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