: Libysche Offensive im Nord–Tschad?
■ Der tschadische Rundfunk berichtete von Großoffensive Libyens gegen die ehemaligen Verbündeten im Tschad
Ndjamena (afp/taz) - Mit einer offenbar groß angelegten libyschen Offensive hat sich am Wochenende die Lage im Nord– Tschad anscheinend weiter zugespitzt. Nach Meldungen des tschadischen Rundfunks haben am Samstag mehrere tausend Soldaten der libyschen Luftwaffe und Panzerverbände Stellungen der bis vor kurzem mit Libyen verbündeten Übergangsregierung der Nationalen Einheit (Gunt) angegriffen. In einem Communique der tschadischen Regierungstruppen (Fant) des jetzigen Präsidenten Hussein Habre hieß es, daß die Libyer mit „beispielloser Gewalt“ unter Einsatz von sogenannten Stalinorgeln, Panzern und Kampfflugzeugen gegen die Städte Bardei, Wour und Zouar im Tibesti–Gebirge vorgegangen seien. Am Sonntag meldete die Regierung in Ndjamena, Anhänger des in Libyen festgehaltenen Gukuni Weddeie, des abgesetzten Chefs der Gunt, hätten in einer erfolgreichen Gegenoffensive die libyschen Truppen zurückgeschlagen und ihnen große Verluste zugefügt. Laut einer vorläufigen Bilanz der Fant kamen 400 Libyer ums Leben. Große Mengen von Kriegsmaterial der Libyer seien zerstört oder erbeutet worden. In einer von der offiziellen Nachrichtenagentur Jana verbreiteten Stellungnahme dementierte die libysche Regierung am Sonntag eine Verwicklung Libyens in den gegenwärtigen Konflikt im Tschad. Mit derartigen Behauptungen wolle die amerikanische Regierung den Krieg im Tschad anfachen und „den Kampf zwischen den tschadischen Brüdern intensivieren“. Tripolis verwies zugleich auf die angekündigte US– Militärhilfe in Höhe von 15 Millionen Dollar für Ndjamena. Jana betonte, Libyen habe zwar „mit dem Konflikt nichts zu tun, wird aber nicht mit verschränkten Armen einer gegen seine Sicherheit gerichteten Gefahr zusehen“. Der neue Führer der Gunt, Ibn Omar, hat unterdessen über den sowjetischen Botschafter in Libyen die Sowjetunion aufgefordert, seiner Gegenregierung Unterstützung „im Kampf für die rechtmäßige Vertretung des tschadischen Volkes“ zu gewähren. Eine ähnliche Forderung nach einem direkten Eingreifen Frankreichs hatte der Botschafter der tschadischen Regierung in Paris als „dringend“ bezeichnet, um „die libysche Aggression zurückzuschlagen“.
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