Lexikon zur UN-Klimakonferenz: Klimasprech für Einsteiger

Kyoto-Protokoll, Emissionshandel, Grünes Wachstum? Was war das nochmal? Die wichtigsten Stichwörter zum Mitreden über COP21.

Babypinguine

Haben noch nie was von COP21 gehört – Babypinguine in der Arktis. Foto: imago/Mint Images

Anpassungsfonds

Der Anpassungsfonds der Vereinten Nationen wurde durch das ▶Kyoto-Protokoll eingerichtet. Das Geld ist für Länder gedacht, in denen der Klimawandel direkte Schäden anrichtet. Angepasst werden muss dort zum Beispiel die Landwirtschaft, so dass trotz heftigerer Dürren und Überschwemmungen weiterhin Erträge möglich sind. Finanziert wird der Fonds durch Einnahmen aus dem ▶Emissionshandel. Allerdings gibt es immer wieder Kritik von wirtschaftlich schwachen Ländern, dass die Hürden zu hoch seien, um an die Gelder des Anpassungsfonds zu gelangen.

CO2

Ein Kohlenstoffatom plus zwei Sauerstoffatome, das macht CO2 – Kohlenstoffdioxid. CO2 macht die Limo sprudelig, Menschen atmen es aus, Pflanzen atmen es ein, so könnte es problemlos weitergehen. Aber CO2 ist auch ein ▶Treibhausgas, dessen Konzentration in der Atmosphäre gefährlich zunimmt. Grund dafür ist, dass CO2 beim Verbrennen kohlenstoffhaltiger Substanzen entsteht, also von Kohle und Erdöl, die Rohstoffe, auf denen weiterhin die Energiegewinnung in fast allen Ländern beruht. Ein wesentliches Treibhausgas neben CO2 ist ▶Methan. Es wirkt wesentlich stärker, wird aber in geringeren Mengen ausgestoßen.

COP21

„COP“ steht für „Conference of the Parties“, die offizielle Bezeichnung für die UN-Klimakonferenz, die seit 1995 jedes Jahr in einer anderen Stadt abgehalten wird – Paris trägt entsprechend die Nummer 21. Das besondere an der COP21 ist, dass die 195 teilnehmenden Staaten ein neues Abkommen zum Klimaschutz abschließen wollen. Das „Paris-Protokoll“ wird das 1997 beschlossene ▶Kyoto-Protokoll ablösen.

Dekarbonisierung

In öl- und kohlereichen Regionen bislang kaum vorstellbar: Dekarbonisierung meint den schrittweisen Verzicht auf alle Prozesse, bei denen größere Mengen an ▶CO2 ausgestoßen werden. In der letzten Konsequenz bedeutet das, dass keine fossilen Energieträger mehr verfeuert werden können – nicht zur Stromerzeugung, nicht in der Industrie und nicht im Auto. Deswegen fällt der Begriff bei PolitikerInnen bisher nur selten – und wenn, dann immer begleitet von Einschränkungen.

Der Erde droht der Hitzekollaps. Deshalb wollen die Staatschefs der Welt Anfang Dezember in Paris einen globalen Klimaschutz-Vertrag vereinbaren. Die taz berichtete vom 28. November bis zum 14. Dezember 2015 täglich auf vier Seiten in der Zeitung und hier auf taz.de.

Emissionshandel

Die Industrie wird nur dann weniger Dreck ausspucken, wenn Dreck ausspucken Geld kostet – das ist die Idee des Emmissionshandels. Unternehmen erwerben Zertifikate, die ihnen den Ausstoß von einer bestimmten Menge an klimaschädlichem ▶CO2 gestatten. Zertifikate gibt es auf speziellen Emissionsbörsen, ihr Preis richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Innerhalb der EU ist der Emissionshandel über das „European Union Emissions Trading System“ (EU ETS) geregelt. Eine Tonne CO2 in die Luft zu pusten kostet zur Zeit um die 8 Dollar.

Grünes Wachstum

Kann die Wirtschaft bei begrenzten Ressourcen überhaupt weiter wachsen? Ja, finden AnhängerInnen des Grünen Wachstums, auch „Green New Deal“ genannt. Dabei setzen sie auf gesteigerte Produktivität, vor allem durch Informationswirtschaft – aber auch auf ökonomische Anreize, nachhaltig und ressourcenschonend zu produzieren. Die grünennahe Heinrich-Böll-Stiftung spricht von einer „neuen industriellen Revolution“. Gleichzeitig gibt es heftige Kritik an dem Ansatz. Die GegnerInnen befürchten zum Beispiel, dass für das nachhaltige Wachstum klimaschädliche Industrien einfach in den globalen Süden verlegt werden.

Inselstaaten

Durch das Ansteigen des Meeresspiegels drohen zahlreiche Inseln zu verschwinden – dadurch geht Lebensraum und staatliches Hoheitsgebiet, also Fischereirechte sowie andere Nutzungsansprüche, verloren. Um dem entgegenzuwirken, haben etwa die Malediven begonnen, im indischen Ozean eine künstliche Insel zu errichten, was allerdings aus finanziellen Gründen scheiterte. Die südpazifische Insel Kiribati hat ein Gelände auf den Fidschis erworben. Hierher könnten im Schlimmstfall die 100.000 BewohnerInnen umziehen. Die „Allianz der kleinen Inseln“ (AOSIS), die aus etwa 40 Staaten besteht, wird sich auf der Pariser Konferenz für Präventivmaßnahmen und das ▶Zwei-Grad-Ziel einsetzen.

Klimaflucht

Selbst wenn das ▶Zwei-Grad-Ziel in Paris beschlossen wird, rechnen Experten bis 2050 mit mehr als 200 Millionen Klimaflüchtlingen. Die Folgen der Erderwärmung treffen dabei vor allem die ärmsten Länder. Jene nämlich, deren Einkommen unmittelbar mit den Klimafolgen verbunden ist. Landwirtschaft ist aufgrund von Dürren und versalzenen Böden in einigen Gebieten Bangladeschs, im subsaharischen Afrika und auf einigen südpazifischen Inseln schon jetzt nicht mehr möglich. Flüchtlinge als Klimaflüchtlinge zu definieren, fällt hingegen schwer, weil sich „Klimawandel“ mit anderen Fluchtursachen überschneidet.

Klimaskeptiker

Anders als der Name vermuten lässt, zweifeln KlimaskeptikerInnen nicht am Klima allgemein, sondern daran, dass es einen gefährlichen Klimawandel gibt. Andere behaupten, die Erderwärmung sei zyklisch und habe nichts mit dem Menschen zu tun. Dass das Klima sich zwischendurch auch abkühlt, weil es eben solche zyklischen Effekte gibt, ist unter Klimawissenschaftlern Konsens. Die Erwärmung zeigt sich erst über längere Betrachtungszeiträume von mehreren Jahrzehnten. Das zeigen die Berichte des UN-Weltklimarates, der regelmäßig den aktuellen Forschungsstand zum Klimawandel weltweit zusammenfasst. Deshalb gibt es Streit darüber gibt, ob „Klimaskeptiker“ nicht eine zu wohlwollende Bezeichnung ist. Die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) gab im September bekannt, ab sofort nur noch von „Klimawandelzweiflern“ zu sprechen, oder von „jenen, die die etablierte Klimaforschung ablehnen“.

Kyoto-Protokoll

1997 beschlossen und 2005 in Kraft getreten, legt das Kyoto-Protokoll zum ersten Mal fest, wie viele ▶Treibhausgase die Unterzeichnerstaaten ausstoßen dürfen. 191 Staaten haben das Kyoto-Protokoll ratifiziert – konkrete Konsequenzen zogen daraus aber die wenigsten. Die USA haben gar nicht erst mitgemacht. Kanada schied 2011 aus. Und das Protokoll läuft nur noch bis 2020. Für die Zeit danach fehlen bislang verbindliche Regelungen. Auf der ▶COP21 in Paris will man sich nun auf ein Nachfolgeabkommen einigen.

Methan

Das farb- und geruchlose Gas wirkt als ▶Treibhausgas rund 25-mal schädlicher auf die Atmosphäre als ▶CO2. Ursache für den größten Teil des Methanausstoßes ist die Massentierhaltung in der Landwirtschaft. Wiederkäuer wie Rinder, Schafe und Ziegen produzieren bei der Verdauung in ihren Mägen große Mengen Methan. Das Treibhausgas wird auch in vielen nichtfließenden Gewässern frei. So ist der Nassreisanbau in Asien eine der Ursachen für die hohen Methanemmissionen. Über die Hälfte des Ausstoßes ist von Menschenhand gemacht. Das Gas entsteht auch auf Mülldeponien und bei der Verbrennung von Biomasse.

Ökologischer Fußabdruck

Weil jeder Mensch konsumiert (Nahrung, Kleidung, Holz), wird auch für jeden Menschen produziert. Klar. Der ökologische Fußabdruck ist deshalb als Pro-Kopf-Summe der Fläche zu verstehen, die für den Lebensstandard eines Menschen aufgewendet wird. Seit mehr als 40 Jahren nutzen wir Menschen jedoch mehr natürliche Ressourcen, als die Erde erneuern kann. Schon heute brauchen wir umgerechnet 1,5 Erden, um die Ökosystemleistungen bereitzustellen, die wir Jahr für Jahr aufzehren.

Treibhausgas

Treibhausgase, das sind ▶CO2, ▶Methan und Ozon, aber auch Wasserdampf. An sich böse sind Treibhausgase nicht. Sie sorgen dafür, dass die Wärme der Sonne zum Teil in der Erdatmosphäre bleiben. Das wird dann als Treibhauseffekt bezeichnet. Der Treibhauseffekt macht es uns angenehm warm und wohnlich auf der Erde – jedenfalls, solange nicht zu viele Treibhausgase in der Atmosphäre sind. Inzwischen gilt als erwiesen, dass die starke Erderwärmung in den letzten Jahrzehnten mit dem Ausstoß von Treibhausgase zusammenhängt, vor allem CO2 und Methan.

Zwei-Grad-Ziel

Beim Klimagipfel in Cancún im Jahr 2010 beschlossen die Vereinten Nationen, die Erderwärmung bei unter zwei Grad Celsius zu halten, und zwar ausgehend von der Temperatur vor der Industriellen Revolution. Zwei Grad bedeutet aber nicht, dass dann keine Konsequenzen zu befürchten sind – Gletscher werden dennoch abschmelzen und der Meeresspiegel steigen. Die zwei Grad sind ein politischer Kompromiss, eine Wertmarke, die immer wieder mahnend aufgerufen wird. Bisher hat sich die Atmosphäre seit 1880 im weltweiten Durchschnitt um 0,7 bis ein Grad erwärmt. Sinken die Emissionen nicht, könnte es zu vier oder sogar sechs Grad Erderwärmung in diesem Jahrhundert kommen. Auftauende Böden in den kalten Regionen oder veränderte Meeresströmungen könnten die Erwärmung noch weiter anheizen. Zur Verdeutlichung: Während der letzten Eiszeit, bei der Berlin unter Gletschern begraben lag, war es weltweit im Schnitt fünf bis sechs Grad kälter.

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