Lena Meyer-Landruts neues Album: Ein Star ist ein Star ist Lena?

"Good News": Lenas Album ist ein prima Dokument zeitgenössischen Pops. Für moderne Kaffeehäuser, aber für Kaufhausfahrstühle zu mysteriös.

Lena Meyer-Landrut: Sie ist ein Star, was sonst? Bild: dapd

Überraschend ist nicht, dass die Plattenfirma jubelt, der NDR nicht minder glücklich sich zeigt und dass Stefan Raab nicht müde wird, die Vorzüge dieser Chanteuse zu preisen: Lena Meyer-Landrut, Siegerin beim Eurovision Song Contest 2010, hat jetzt ihr zweites Album veröffentlicht. Der programmatisch zu nehmende Titel: "Good News". Es stand, dank der Vorbestellungen, sogleich an der Spitze der Albumcharts. Der vom Publikum gewählte Titel "Taken By A Stranger" erobert nun auch die Top-Position des Single-Rankings.

Lena Meyer-Landrut, 19 Jahre jung, voriges Jahr aus dem ästhetischen Irgendwie Nichts ins Star-Dasein befördert, ist ohne jede Frage ein popkulturelles Datum sondergleichen. Ihr Lied für das eurovisionäre Popfestival wird bis zum 14. Mai, dem Finale der "Europameisterschaften des Pops" (Stefan Raab), über alle möglichen Radiosender auf Heavy Rotation laufen, die für Hörende, welche für diese Musik sich nicht erwärmen können, Gehirnwäsche sein muss.

Aber was ist der Stoff, aus dem die neuen Lieder dieser Sängerin sind? Gibt es Grund zum Mäkeln? Etwa von der Sorte der Krittelei an der diesjährigen "Unser Lied für Deutschland"-Staffel via Pro7 und ARD? Ist alles nur Promotion, das Resultat von Marketingstrategien? Vermutlich von allem ein wenig. Die Kritiker trat Raab vorige Woche in der SZ in die Tonne, als er denen Ahnungslosigkeit im Bunde mit Beißreflexen attestierte. Zu Recht! Andererseits erhält das Album in Popforen, auch bei Amazon und iTunes, überwiegend Höchstnoten. So viel organisiertes Lob geht gar nicht.

Was sind diese Lieder also, was ist dieses Album, was gibt uns Lena Meyer-Landrut? Gute Musik. Prima produziert. Ein Stück Pop von internationalem Zuschnitt. Ein state of the art des Genres, das über die ästhetischen Albernheiten einer international ja auch ins Rennen geschickten Nena dereinst weit hinausgeht, obendrein als deutscher Pop jenseits der Rammsteins, Scooters und Scorpions exportfähig. Es ist ein Album für moderne Kaffeehäuser, Hintergrundmusik, die zugleich für Kaufhausfahrstühle zu mysteriös ist. Alle Lieder kommen ohne Prätention aus, wirken angenehm karg arrangiert, stimmlich von der Sängerin angemessen transportiert. Sie tut nicht so, als giere sie danach, sich Höherem zu verpflichten.

Es ist Pop der Stunde, dessen Zutaten aus den USA, Skandinavien und Deutschland stammen. Das Album lohnt den Erwerb, es klingt einfach modern und gut. Eine junge Frau singt von den Dingen, die junge Frauen so berühren. Liebeskummer, der Platz im Leben, Erwachsenwerden, momentweise Ratlosigkeit, die Versuchung, sich dem Fremden anzunähern, sich von dem Anderen faszinieren lassen: "Taken By A Stranger". Irgendwie ziemlich famos gemacht, das! Sie ist ein Star, was sonst?

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.